Kurzer Urlaub: Frankfurts Euro-Fighter heiß auf neue Ziele

dpa München. Adi Hütter verglich sein Team mit einer „ausgepressten Zitrone“ - doch trotz des chancenlosen 1:5 in München gibt es ein Happy End. Die Eintracht freut sich auf ein weiteres Jahr Europa und nimmt die großen Strapazen im Sommer gerne in Kauf.

Kurzer Urlaub: Frankfurts Euro-Fighter heiß auf neue Ziele

SGE-Trainer Adi Hütter freut sich über den glücklichen siebten Platz. Foto: Matthias Balk

Eintracht Frankfurt hat schon wieder Bock auf Europa. Das müde Saisonfinale mit zahlreichen Rückschlägen konnte die Stimmung beim ausgezehrten Pokalsieger genauso wenig trüben wie die Ochsentour durch die Europa-League-Quali, die der SGE im Juli und August nun bevorsteht.

„Es ist für uns ein überragendes Jahr mit unglaublich vielen Highlights. Man musste sich manchmal kneifen“, sagte Sport-Vorstand Fredi Bobic. Trainer Adi Hütter verglich sein Team mit einer „ausgepressten Zitrone“ und äußerte riesigen Stolz, dass mit 54 Punkten und Platz sieben sogar noch das Bundesliga-Jahr unter Niko Kovac überboten wurde.

Das 1:5 (0:1) beim alten und neuen deutschen Meister FC Bayern München war ein Sinnbild für die Schlussphase der Frankfurter Saison, die geprägt von Müdigkeit beinahe noch auf Platz acht endete und damit ohne Lohn für eine verrückte Saison zu Ende gegangen wäre.

„Wir waren nur ein guter Gast. Bayern war eine Klasse für sich“, sagte Hütter. Den 7.500 mitgereisten Fans war die herbe Klatsche am Ende egal, sie feierten das 1:5 dank Mainzer Schützenhilfe (4:2 gegen Hoffenheim) im Münchner Stadion ähnlich lautstark wie die Bayern-Fans ihren 29. Bundesliga-Titel.

„Wir haben Freude, weil wir uns wieder für Europa League qualifizieren können. Wir haben die Chance, wir sind aber noch nicht drinnen“, sagte Hütter. Nach einem furiosen Jahr mit Erfolgen über Olympique Marseille, Benfica Lissabon und Inter Mailand sowie dem dramatischen Aus gegen den FC Chelsea im Halbfinale darf der Verein nun von einer Wiederholung träumen. Dafür muss aber erst ein großer Umweg über insgesamt drei Qualifikationsrunden gegangen werden.

„Das verkürzt erstmal den Urlaub um einiges“, sagte Außenspieler Danny da Costa, der in der abgelaufenen Saison alle 50 Pflichtspiele von Anfang an absolviert hatte. Und in der Quali heißen die Gegner und Reiseziele nicht Rom oder Madrid, sondern zum Beispiel NK Domzale aus Slowenien oder UMF Stjarnan aus Island.

„Wir freuen uns aber darauf. Wir haben in diesem Jahr gesehen, wie es gefeiert wird und was für eine Stimmung aufkommen kann“, sagte da Costa. Am 25. Juli und damit weit vor dem Bundesliga-Start beginnt das besondere Abenteuer mit bestenfalls sechs Ausscheidungsspielen bereits. Da die Eintracht ab Dienstag für knapp eine Woche nach China fliegt, wird der Sommer entsprechend kurz ausfallen.

Mit dem 1:5 nach Toren von Kinglsey Coman, David Alaba, Renato Sanches, Franck Ribéry und Arjen Robben (Sébastien Haller hatte zwischenzeitlich ausgeglichen) war die Eintracht gegen furiose Meister-Bayern noch gut bedient. „Einige Spieler bei uns waren durch“, stellte Bobic fest. Das hochemotionale Jahr mit einem viel zu dünnen Kader bezahlten die Frankfurter in den vergangenen Wochen massiv. Von Champions-League-Platz vier ging es im Sturzflug hinab auf Rang sieben. „Am Ende des Tages sind wir glücklich, dass wir nicht ganz leer ausgegangen sind“, ordnete Funktionär Bobic ein.

An einem herrlich frühlingshaften Tag blieb den vorgeführten Frankfurter Kickern am Ende nur noch der Blick zur Anzeigetafel. Ausgerechnet Rivale Mainz bäumte sich nach einem 0:2-Rückstandauf und bescherte der Eintracht mit einem 4:2-Sieg über Hoffenheim ein Ticket nach Europa. „Liebe Grüße und danke nach Mainz!“, richtete Coach Hütter aus. Auch Bobic war begeistert: „Respekt! Sie haben Sportsgeist und Fairness bewiesen, sie haben für sich gespielt.“

Wie der Frankfurter Kader kommendes Jahr aussieht, ist hingegen völlig offen. Sturm-Juwel Luka Jovic wird von Real Madrid und weiteren Top-Clubs umworben, die Leihspieler Kevin Trapp, Sebastian Rode und Martin Hinteregger müssen erstmal verpflichtet werden.

Dass Platz sieben großen Einfluss auf die Personalplanungen hat, glaubt Bobic aber nicht. „Der, der bleiben will, bleibt. Und der, der nicht bleiben will, geht“, sagte er salopp. Emotional hat die Eintracht definitiv einige Argumente gesammelt in dieser Saison.