Legionär, Winnie Puuh, Superman und, und, und…

Die Läufer in den unterschiedlichsten, fantasievollen Kostümen sorgen für die Farbtupfer im Silvesterlauf-Feld, nehmen aber erschwerte Bedingungen auf sich

Man mag sie sich nicht mehr wegdenken. Seit Jahren sind stets Sportler beim Silvesterlauf dabei, die nicht nur beim Rennen alles geben, sondern die schon im Vorfeld viel Arbeit in die teilweise aufwendigen Kostüme gesteckt haben. Bei den Zuschauern kommt das an, die Anfeuerung für diese Läufer fällt noch frenetischer aus, als es beim Rest der Fall ist.

Legionär, Winnie Puuh, Superman und, und, und…

Stach aus der Masse der Läufer heraus und gewann den Kostümpreis: Dennis Condello in seiner selbst gebastelten Römer-Uniform.Foto: A. Becher

Von Andreas Ziegele

Es scheint, als habe er sich verlaufen. Mit vergleichsweise hohem Tempo geht es für den römischen Legionär die Marktstraße hinauf. Nicht mit Laufschuhen, nein, der Soldat trägt offene Schnürsandalen mit genagelten Sohlen. In dem Kostüm steckt Dennis Condello. „Das ist keine Gladiatoren- sondern eine Legionärsuniform“, korrigiert der 32-Jährige, der sich bereits seit zehn Jahren mit den Römern und ihrer Geschichte beschäftigt, den Moderator bei der Kostümprämierung. Daraus ist dann die Idee bei ihm entstanden, in einer solchen Uniform – das Wort Kostüm will ihm nicht recht gefallen – am Silvesterlauf teilzunehmen. „Die Faszination, dass die Römer mit diesem Outfit die halbe Welt erobert haben, hat mich nicht mehr losgelassen“, erklärt Condello. Seine Uniform baute er in Handarbeit eins zu eins nach und brauchte dafür viele Stunden.

Bezogen auf den Silvesterlauf räumt er ein: „Die Uniform bringt einen auf der 10-Kilometer Strecke definitiv an seine Grenzen“. Denn sie ist nicht nur schwer, sondern im oberen Bereich auch nahezu luftundurchlässig – und der Helm macht auch nicht gerade den Eindruck, als ob er besonders bequem wäre. Begeistert ist er dagegen von den Schuhen. „Die können mit den heutigen Hightech-Laufschuhen mithalten“, behauptet Condello. Betrachtet man die sogenannten Caligae, entstehen Zweifel. Die Sandalen sind aus hartem Leder und gebunden. Die Sohle weist kein Profil und keinen Absatz auf, dafür aber Eisennägel mit halbkugeligen Köpfen. „Ich habe weder Fußschmerzen noch Blasen und könnte gerade noch einmal zehn Kilometer laufen“, sagt der Träger. Seine Laufzeit kennt er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. „Aber das ist auch egal, denn mir war nur wichtig, durchzuhalten, ins Ziel zu kommen und Spaß zu haben“, sagt er mit breitem Grinsen im Gesicht. Es waren 1:04:00 Stunden. Bei diesem Kostüm war sich die Jury dann schnell einig und es wurde zum schönsten und originellsten beim 34. Silvesterlauf gewählt.

Auf Platz zwei landete ein Bär. Besser bekannt als Winnie Puuh. In diesem sehr schweißtreibenden Kostüm packte Simon Föll die Strecke in 50:25 Minuten und wirkte bei der Prämierung noch immer sehr erschöpft. Wie immer waren auch Läufer der Backnang Wolverines in kompletter Montur inklusive Helm am Start.

Aber auch die vielen nichtprämierten Kostüme offenbaren die große Fantasie der Träger. Neben einem Kapitän mit seinem Matrosen war auch Superman dabei. Die zuvor im Staffellauf gestarteten Läufer der Feuerwehr Nellmersbach wurden nicht als Kostümläufer anerkannt. „Das ist Arbeitskleidung“, kommentierte der Streckensprecher den Auftritt der Floriansjünger, die nicht nur ihre Uniformen trugen, sondern zudem mit ihrer Atemschutzausrüstung die Strecke über 3 x 2,5 Kilometer in einer Zeit von 43:54 Minuten hinter sich brachten. Dafür hatten sie den Respekt und den Applaus für sich.

Eines haben die Paradiesvögel des Silvesterlaufes jedoch auf alle Fälle gemeinsam: Sie haben viel Spaß beim Rennen, liefern beste Unterhaltung für die Zuschauer und genießen die Aufmerksamkeit der Fotografen am Streckenrand.