Lehren ziehen und neu durchstarten

Backnangs Footballer haben den Oberliga-Abstieg verdaut

Enttäuscht, aber keinesfalls entmutigt: So lässt sich die Stimmung bei den Footballern der Backnang Wolverines nach dem Oberliga-Abstieg beschreiben. Die Spieler, der Trainer und die Funktionäre wollen die Lehren aus der Saison ohne Punktgewinn ziehen und in der Landesliga wieder durchstarten. „Ich will, dass der Verein spätestens in drei Jahren in der Oberliga etabliert ist und nicht ums Drinbleiben zittern muss“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Wolfram Lederer.

Lehren ziehen und neu durchstarten

Hat genaue Vorstellungen davon, wie er sein Team nach dem Oberliga-Abstieg wieder in die Erfolgsspur führen will: Michael Müller, der Headcoach der Backnang Wolverines. Foto: T. Sellmaier

Von Steffen Grün

Eben erst abgestiegen und schon wieder ehrgeizige Ziele in die Welt hinausposaunen – das ist mutig, in den Augen von Lederer jedoch nicht übermütig. „Ich muss der Mannschaft ja Ziele vorgeben“, meint der zweite Mann im Verein, der auch Jugendleiter und Jugendtrainer ist und als Spieler den Abstieg miterlebte. Fühlt sich der Trainer da nicht unnötig unter Druck gesetzt? „I wo“, entgegnet Michael Müller, der als Headcoach einen ganzen Stab an Assistenten an seiner Seite hat: „Wir sind da auf derselben Wellenlänge, das passt.“

Zur Bewertung der vergangenen Runde gehört es, noch einmal daran zu erinnern, dass die Murrtaler eigentlich nicht in der Oberliga gespielt hätten. Beim Verbandstag im Dezember tat sich dann aber ein Hintertürchen auf – zum einen, weil die Ligen von sechs auf sieben Teams aufgestockt wurden, zum anderen, weil Böblingen über Spielermangel klagte und lieber in der Landesliga antreten wollte. Meister und Vizemeister waren bereits aufgestiegen, also wurden die Wolverines als Dritter gefragt. „Wir haben uns kurz ausgetauscht und gesagt: Warum denn nicht?“, erinnert sich Lederer. „Nach meiner Einschätzung waren wir nicht so weit weg, um es nicht probieren zu können“, betont Müller und sieht sich darin trotz des ernüchternden Ausgangs eher bestätigt.

„Es wäre mehr drin gewesen, wenn wir am Anfang mehr Glück gehabt und vielleicht das eine oder andere enge Spiel gewonnen hätten“, behauptet Lederer und denkt ans 6:13 gegen die Ostalb Highlanders oder das 7:14 bei den Tübingen Red Knights. Ein Touchdown mehr, schon wäre ein zählbarer Erfolg in Reichweite gerückt. „Dann wären wir auch nicht in so eine Negativspirale gekommen“, ist Lederer überzeugt. Sein Headcoach führt auch Verletzungsprobleme als Erklärung dafür an, warum für sein Team nichts zu erben war. „Zu Beginn waren drei, vier Stammkräfte verletzt, dann sind schnell noch ein paar dazugekommen“, rechnet er vor, „das war schwierig zu kompensieren.“ Im Lauf der Runde wurden die Niederlagen klarer, ab dem sechsten Spieltag gab es nur noch Zu-null-Pleiten. Das sorgte für viel Frust, laut Müller „hat sich im Team aber eine Jetzt-erst-recht-Mentalität breitgemacht“.

Die scheint das Saisonende überdauert zu haben, der Kader bleibt weitestgehend zusammen. Jan Kreher, Arno Müller und Edgard Schäfer gehen aus privaten Gründen, das war’s. Die Macher schauen optimistisch nach vorne und begründen dies auch mit einem Blick in den Rückspiegel. „Wir konnten in der Oberliga nur lernen und nichts verlieren“, betont Lederer. „Für uns als Team und mich als Trainer war es ein Lerneffekt“, ergänzt Müller. Eine Erkenntnis: Die Wolverines hinken bei der Videoanalyse hinterher, hier soll aufgerüstet werden. Des Trainers Ideal: Drei Leute sind unterwegs, um die Rivalen zu filmen.

Headcoach Michael Müller will

an einigen Stellschrauben drehen

Das ist jedoch nur eines von vier Handlungsfeldern, die beackert werden sollen. Backnangs Footballer wollen die interne und externe Kommunikation optimieren, den schon als gut empfundenen Teamgeist mit gezielten Aktivitäten noch verbessern und an der Fitness im Allgemeinen feilen. Im letzten Punkt gebe es in der Truppe ein großes Gefälle, deshalb sei Zusatztraining nötig. „Ich glaube, dass diese Erkenntnis beim Großteil gereift ist“, erklärt der Trainer, der in Sachen Fitness, Ernährung, Regeneration und Physiotherapie auch auf die Unterstützung externer Kräfte baut.

Trainingsauftakt ist am 3. September, obwohl die neue Landesliga-Saison erst im Frühjahr 2019 startet. Bis dahin kann es durchaus Zugänge geben, muss es aber nicht. Klar ist für Lederer, nicht den Weg von manchem Rivalen gehen zu wollen. „Bei uns wird kein Geld für Amerikaner ausgegeben, das ist anderweitig besser investiert“, sagt er und denkt an Ausrüstung, Lehrgänge und Jugendarbeit. „Platz zwei sollte machbar sein“, nennt der stellvertretende Klubchef das Ziel, das würde die Relegation bedeuten. Klarer Titelfavorit sei die Zweite des amtierenden deutschen Meisters aus Schwäbisch Hall.