Lewandowski glänzt im Rekordjahr - Flick wie Heynckes

dpa Belgrad. Die Bayern staunen über Tor-Gigant Robert Lewandowski und die Superserie von Hansi Flick. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ist von der Spielqualität am Rekordabend beeindruckt. Kovac-Nachfolger Flick wird schon in einem Atemzug mit dem Triple-Trainer genannt.

Lewandowski glänzt im Rekordjahr - Flick wie Heynckes

Vier Tore in einer Viertelstunde: Bayerns Torjäger Robert Lewandowski ist in der Form seines Lebens. Foto: Sven Hoppe/dpa

Robert Lewandowski nippte nach seiner irren Rekord-Torshow genüsslich an einem Glas Rotwein.

Beim nächtlichen Bankett des FC Bayern ließ sich der Supertorjäger gerne für den schnellsten Viererpack der Champions-League-Geschichte feiern, geduldig schrieb er Autogramme oder posierte glückselig lächelnd für Erinnerungsfotos. Mit dem in einer weißen Plastiktüte verpackten Spielball verließ Lewandowski nach rund einer Viertelstunde den Steh-Empfang im edlen Teamhotel - etwa genauso lange hatte er beim 6:0 gegen Roter Stern Belgrad für seine vier Tore gebraucht.

14:32 Minuten wurden für die kurze Zeitspanne gestoppt, in der Lewandowski seine Königsklassentore 60 bis 63 erzielte. Der Eiltempo-Torschütze untermauerte den Ruf als aktuell weltbester Mittelstürmer. „Das sieht nach einem Rekordjahr aus“, sagte Kapitän Manuel Neuer. „Es ist fantastisch, wie er für uns trifft und Tore vorbereitet. Er hat im Moment einen Lauf, nicht nur der FC Bayern.“ Auch dank Lewy hält die Superserie von Coach Hansi Flick.

27 Tore in 20 Pflichtspielen lautet die brillante Bilanz von Bestmarken-Jäger Lewandowski, der in der Bundesliga vor vier Jahren gegen Wolfsburg schonmal fünf Tore in 8:59 Minuten erzielte. „Das Wichtigste ist, dass wir Spaß haben“, sagte der 31-Jährige zu seinem Erfolgsrezept. „Wir haben super Spieler und können super Fußball zeigen. Früher hat ein bisschen gefehlt, jetzt läuft es einfach.“ Den Plastikbeutel mit der Ball-Trophäe trug er auch am Mittwoch mit zum Flieger, ehe er entspannt mit grauer Hose und weißem Hemd bekleidet Platz nahm und auf seinem Smartphone herumspielte.

Das von Lewandowski angesprochene „früher“ ist nur gute drei Wochen her. Nach der Trennung von Trainer Niko Kovac funktioniert es unter Coach Flick wieder so gut, als hätte es nie eine Münchner Herbstkrise gegeben. In Reihe eins des Sonderfluges LH 2571 konnte der 54-Jährige entspannt den kurzen Rückflug nach München genießen. Vier Siege und 16:0-Tore lauten die stolzen Zahlen von Flick, bei dem Lewandowski und Neuer schon Parallelen zu Triple-Trainer Jupp Heynckes ausmachen.

Bis Weihnachten gilt die Beförderung des früheren Weltmeister-Assistenten von Joachim Löw. Erst einmal. Mit reichlich Fürsprechern im Starensemble wirbt Flick ohne Worte, aber mit Resultaten fortwährend für eine Verlängerung des Engagements. „Es ist eine Serie, die langsam ungeheuerlich wird“, staunte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im rötlich beleuchteten Festsaal.

Die Gegner werden wieder bayern-like dominiert. „Wir haben eine unglaubliche Serie erlebt und den Höhepunkt mit dem 6:0“, sagte Rummenigge. „Neben den Ergebnissen ist Spielqualität das Wichtigste. Alle, die hier sind, haben Spaß am Spiel unserer Mannschaft, und dazu möchte ich dir, lieber Hansi, herzlich gratulieren.“

Vor einem Monat hatte der Vorstandschef nach dem 3:2 bei Olympiakos Piräus noch eine alarmierende Rede gehalten. Jetzt sieht die rot-weiße Bayern-Welt wieder viel schöner aus. Der Gruppensieg und damit die Aussicht auf leichtere Achtelfinalgegner steht schon vor dem letzten Spieltag in zwei Wochen gegen Tottenham fest. „Wir haben von A bis Z ein Topspiel gemacht“, sagte Führungskraft Thomas Müller.

Flick genoss am Tisch der Club-Vorstände und von Neu-Präsident Herbert Hainer Fingerfood und ein Glas Wein. „Wir haben defensiv eine gute Basis und offensiv haben wir gesehen, wie die Mannschaft in der Lage ist, Fußball zu spielen und zu zelebrieren“, sagte Flick. Das 6:0 war der höchste Münchner Auswärtssieg neben dem 7:1 bei AS Rom.

Neuigkeiten für die Zukunft auf der Bayern-Bank, für die der ehemalige Tottenham-Coach Mauricio Pochettino oder Amsterdams Cheftrainer Erik ten Hag als Kandidaten gelten, gab es in der Nacht zum Mittwoch keine. „Wir machen alle unseren Job, Hansi Flick macht auch seinen Job, das läuft im Moment gut“ sagte Neuer. Fachlich, menschlich - alles sei top unter dem Kovac-Nachfolger. „Er nimmt jeden mit und das ist wichtig. Gerade das, was Jupp Heynckes immer gemacht hat, das setzt er hier fort“, sagte der Kapitän.

Für den neuen Trainer-Star Flick sind die Rekorde von Lewandowski, der in fünf Saisonspielen in Europa zehn Tore erzielte, das Resultat harter Arbeit. „Robert ist in Hochform. Er ist sehr professionell und arbeitet sehr viel“, sagte Flick. Wie Lionel Messi traf Lewandowski, der in der Winterpause an der Leiste operiert werden soll, als einziger Star in zwei Königsklassen-Spielen öfter als dreimal.

Wenn der Pole, der nächstes Jahr zum zweiten Mal Vater wird, weiter so glänzt, winken den Bayern große Erfolge in Europa. Und Lewandowski selbst vielleicht ein anderer Lohn: Er hofft insgeheim schon länger darauf, die Chance auf den Titel des Weltfußballers zu haben.