Kurz durften die Radsportfans in Stuttgart von einem deutschen Doppelsieg träumen – am Ende aber entschied die Italienerin Eleonora Gasparrini den Womens Cycling Grand Prix für sich.
Die Italienerin Eleonora Gasparrini hat zum zweiten Mal in Stuttgart triumphiert.
Von Dirk Preiß
Für eine kurze Zeit sah es so aus, als bekäme der Women’s Cycling Grand Prix in Stuttgart genau das Ende, dass sich viele Fans in Stuttgart gewünscht hatten. Als die Radsportlerinnen zum letzten Mal an diesem Tag die Hasenbergsteige in der Stuttgarter City in Angriff nahmen, setzte Liane Lippert eine Attacke. „Ich habe meinen Namen auf der Straße stehen sehen, ich habe meine Eltern gehört“, sagte sie später – als klar war, dass ihr Mut doch nicht belohnt worden ist.
Zusammen mit Linda Riedmann konnte sich Lippert zwar etwas vom Rest der Spitzengruppe absetzen, wenig später aber wurde das deutsche Duo doch eingeholt – und ausgerechnet Eleonora Gasparrini setzte den entscheidenden Konter. „In etwa an der Stelle, an der ich auch im vergangenen Jahr attackiert hatte“, sagte sie – und konnte es kaum fassen, dass ihr die Wiederholung ihres Stuttgart-Sieges 2024 gelungen ist: „Es ist unglaublich.“
Die Italienerin hatte der Konkurrenz rund zwei Kilometer vor dem Ziel also entwischen können und rettete am Ende ein paar Zentimeter Vorsprung. Zweite wurde nach 124,6 Kilometern und 3:06,12 Stunden die Britin Cat Ferguson aus Lippert Movistar-Team und Linda Riedmann. „Ich liebe diese Strecke“, jubelte Gasparrini. „Es ist schade, dass wir nicht durchgekommen sind“, sagte dagegen Lippert. Die 27-Jährige aus Friedrichshafen wurde am Ende Sechste und beklagte, dass ein Sturz im Feld die Teamstrategie negativ beeinflusst hatte.
Nach dem Start am Sonntagmittag in Filderstadt hatte sich schnell ein abwechslungsreiches Rennen entwickelt. Die polnische Topfahrerin Katarzyna Niewiadoma Phinney initiierte den ersten Ausreißversuch in Notzingen, im Nassachtal wurde die Fünfergruppe gestellt.
Immer wieder neue Solo-Versuche
Zwischen Schorndorf und Weinstadt fuhr dann Corinna Lechner einige Kilometer an der Spitze, dann setzte Bodine Vollering zum Solo an. Die Niederländerin hatte bis zu einer Minute Vorsprung, am Killesberg wurde sie 30 Kilometer vor dem Ziel dann aber eingeholt – ehe ihre Landsfrau Karlijn Swinkels einen verheißungsvollen Solo-Versuch startete. Eine Weile sah es danach aus, als könne die 26-Jährige durchziehen, auf die 9,6 Kilometer lange Schlussrunde ging sie mit 37 Sekunden Vorsprung – doch die Verfolgerinnen erhöhten noch einmal das Tempo. Allen voran Liane Lippert, die attackierte, kurz, nachdem Swinkels gestellt war.
Zu einem deutschen Sieg reichte es dann aber nicht – der ging zum dritten Mal in Folge nach Italien. „Ich habe“, meinte Liane Lippert dennoch, „das Rennen sehr genossen.“