100 Tage vor Anpfiff: Löw denkt nur noch an EM

Von Von Arne Richter und Florian Lütticke, dpa

dpa Amsterdam. Viel Zeit hat Joachim Löw nicht mehr. 100 Tage vor dem EM-Anpfiff fokussiert sich der Bundestrainer auf seine Personalauswahl. Das Nations-League-Los in Amsterdam nimmt er nur zur Kenntnis. Wichtiger sind positive Signale aus München und Manchester.

100 Tage vor Anpfiff: Löw denkt nur noch an EM

Bundestrainer Joachim Löw (l) und Oliver Bierhoff bei der Auslosung zur Nations League. Foto: Federico Gambarini/dpa

So lässig und locker wie in Amsterdams ehrwürdiger alter Börse Beurs van Berlage wird man Joachim Löw bis zum Sommer wohl nur noch selten sehen. Das Nations-League-Los mit Spanien, der Schweiz und der Ukraine als Herbst-Gegner nahm der Bundestrainer entspannt zur Kenntnis.

Dann richtete er seinen Fokus 100 Tage vor dem EM-Anpfiff komplett auf die riesige Sommer-Aufgabe. „Das ist das Allerwichtigste“, sagte Löw zum Start seines Vorbereitungscountdowns über die EM. Die Nations League spielt in seinen Gedanken erst mal keine Rolle mehr.

„Man soll den Wettbewerb auch nicht zu hoch hängen. Die Qualifikation für die WM wird wichtig sein, und natürlich sind die Turniere das Ein und Alles, das Salz in der Suppe“, betonte Löw. Auf die große EM-Drohkulisse mit den Gruppenspielen gegen Weltmeister Frankreich und Titelverteidiger Portugal, die der Fußball-Nationalmannschaft bei der Zeremonie diesmal als Gegner erspart blieben, will der 60-Jährige seine junge Auswahl rechtzeitig vorbereiten.

„Man spürt, wenn ein Turnier ansteht, dass in der Mannschaft dann auch die Spannung wächst. Wir haben eine gute Qualifikation gespielt. Es war ein schwieriges Jahr, aber die Mannschaft hat es am Ende gelöst, indem sie die Gruppe gewonnen hat. Das war schon ein Schritt nach vorne“, sagte Löw über das Umbruch-Jahr 2019.

Auch DFB-Direktor Oliver Bierhoff hielt sich gedanklich nicht lange mit der Nations League auf. „Mit großer Vorfreude, schon etwas Anspannung“ blicke er auf die EM. „Ich weiß, dass wir nicht aus der Favoritenrolle kommen. Wir werden trotzdem hohe Anforderungen haben, eine hohe Erwartungshaltung. Wir spielen drei Spiele in München, was unglaublich wichtig und toll für uns ist“, sagte Bierhoff.

Das Nations-League-Los bot aber doch einen Déjà-vu-Faktor für das Länderspieljahr 2020. Die Gegner Spanien und Schweiz hat sich Löw auch schon als EM-Prüfsteine ausgesucht. Gerade dem ersten Test des Jahres am 26. März in Madrid rechnet Löw hohe Bedeutung bei. Nach dem zweiten Länderspiel gegen Italien am 31. März in Nürnberg geht es am 31. Mai in Basel gegen die Eidgenossen. Zwei Tage danach muss Löw sein finales 23-Mann-Aufgebot für die EM bei der UEFA melden.

Der Ukraine als drittem Nations-League-Gegner bescheinigte Löw eine gute Entwicklung unter Trainer Andrej Schewtschenko - dann sprach er nur noch über die Sommer-Perspektiven. Der DFB-Chef richtet vor seinem siebten großen Turnier das Augenmerk besonders auf die Kaderplanung. Positive Signale vernahm er von den Rekonvaleszenten Leroy Sané und Niklas Süle nach deren Kreuzbandrissen.

„Er hat mich informiert, dass alles gut gelaufen ist und dass er happy ist“, berichtete Löw von der Kommunikation mit Sané nach dessen erstem Pflichteinsatz in der U23 von Manchester City. Beim schmerzlich vermissten Abwehrchef Süle ist die EM-Perspektive weiterhin schwerer einzuschätzen.

„Da muss man jetzt abwarten. Ich mache auch keinen Druck bei ihm, weil so eine Verletzung ist ja auch nicht immer so ohne, wenn jemand sechs, sieben Monate verletzt ist, muss er auch mal wieder den Rhythmus finden und muss gewisse Unsicherheiten überwinden. Aber ich hoffe, dass er es schafft“, sagte Löw über den Bayern-Verteidiger.

Die Verletzungen der beiden wichtigen Spieler in der ersten Saisonhälfte haben Löw schmerzhaft verdeutlicht, wie fragil seine Personalüberlegungen sein können. „Jetzt müssen wir schauen, ein Großteil der Spieler ist im ordentlichen Rhythmus, da müssen wir jetzt die richtige Auswahl treffen“, sagte Löw. „Spanien und Italien sind zwei Gegner, die auf gutem Niveau agieren, die wir auch brauchen, um uns einzuspielen, und dann hoffe ich die nächsten Monate, dass sich niemand verletzt und wir eine gute Vorbereitung haben.“