Löw verzichtet auf Bayern-Quartett zum Länderspielauftakt

Von Von Arne Richter und Jens Mende, dpa

dpa Frankfurt/Main. Joachim Löw nimmt Rücksicht auf die Münchner Champions-League-Helden. Wie auch ein Leipziger Duo müssen Manuel Neuer und Kollegen nicht bei den ersten Länderspielen gleich wieder ran. Die Schonzeit gilt aber nicht für zwei Pariser und zwei hoch willkommene Rückkehrer.

Löw verzichtet auf Bayern-Quartett zum Länderspielauftakt

Verzichtet für den Länderspielauftakt auf vier Bayern-Profis: Bundestrainer Joachim Löw. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/Pool/dpa

Sonderurlaub für Manuel Neuer und drei weitere Bayern-Stars, Comeback für die lange schmerzlich vermissten Leroy Sané und Niklas Süle.

Kurz vor dem Champions-League-Finale des FC Bayern München gegen Paris Saint-Germain und wenige Tage vor seiner offiziellen Kadernominierung hat Joachim Löw schon wichtige Puzzle-Teile seiner Personalplanungen bekanntgegeben.

Der Bundestrainer verzichtet für die ersten Länderspiele nach der Corona-Zwangspause neben Kapitän Neuer auch auf dessen Vereinskollegen Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry sowie die beiden Leipziger Königsklassen-Halbfinalisten Lukas Klostermann und Marcel Halstenberg.

„Die durch die Fortsetzung der zurückliegenden Bundesligasaison und die Teilnahme am Finalturnier in Lissabon hoch belasteten Nationalspieler werden wir für die September-Länderspiele nicht nominieren. Ihnen wollen wir die nötige Regenerationszeit geben. Konkret gilt dies für Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Serge Gnabry und Leon Goretzka vom FC Bayern sowie Marcel Halstenberg und Lukas Klostermann von RB Leipzig“, sagte Löw in einem Interview auf der DFB-Homepage.

Die Münchner Süle und Sané sollen hingegen nach ihren Kreuzbandrissen erstmals wieder zum Aufgebot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in den Partien der Nations League am 3. September gegen Spanien und drei Tage später in Basel gegen die Schweiz gehören. Auch Thilo Kehrer und Julian Draxler von Paris Saint-Germain, die am Sonntag gegen den FC Bayern um den Champions-League-Sieg spielen, werden von Löw am 25. August offiziell nominiert. „Jeder von ihnen hatte mit Verletzungsphasen zu tun. Alle hatten Phasen, in denen sie nicht regelmäßig gespielt haben. Sie müssen wieder in einen Trainings- und Wettkampfrhythmus kommen“, sagte Löw.

Der Bundestrainer befriedet damit einen aufgeflammten Konflikt um die Besetzung für die umstritten Länderspieltermine eine Woche vor der ersten DFB-Pokalrunde und nur zwei Wochen vor dem Ligastart. Besonders aus München hatte es von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Kritik an den Spieldaten gegeben. Trainer Hansi Flick, Löws einstiger Assistent, hatte frühzeitig auf die Belastung der Spieler hingewiesen und Ruhepausen vor dem Ligastart gefordert.

Löw machte nun deutlich, dass seine Auswahl ohnehin aus eigenen Überlegungen und nicht auf Druck der Vereine vorgenommen wurde. „Ich habe diese Entscheidung aus meiner Verantwortung den Spielern gegenüber getroffen“, sagte der 60-Jährige. „Mit Blick auf die Europameisterschaft im kommenden Sommer ist mir grundsätzlich wichtig, dass die Spieler ausgeruht, frisch und gut regeneriert - körperlich wie mental - mit ihren Vereinen in die neue Saison starten. Diese Spieler sollen jetzt mal ein paar Tage abschalten und zur Ruhe kommen. Diese Spielzeit wird noch sehr lang und kräftezehrend“, sagte Löw. Im Gegensatz zum Bundestrainer nominierte Spanien-Coach Luis Enrique den Leipziger Dani Olmo und Thiago vom FC Bayern für den Länderspiel-Auftakt.

Durch den Verzicht auf Neuer muss Löw auf der Torhüterposition improvisieren. Der erste Ersatzmann Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona fällt wegen seiner Knie-Operation aus. Wahrscheinlich ist eine Nominierung von Kevin Trapp von Eintracht Frankfurt und Bernd Leno vom FC Arsenal, der aber zuletzt auch verletzt war. Ob er noch einen dritten junge Torhüter nominiert, ließ Löw offen.

Die Nationalmannschaft bestreitet ihre ersten Länderspiele seit dem 6:1 in der EM-Qualifikation im November 2019. Es ist die längste Pause für die DFB-Elf seit 1950.

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