Marco Rienhardt erfüllt bei der TSG Backnang sein Soll bislang

Der Stürmer des Fußball-Oberligisten TSG Backnang verlangt von sich, im Schnitt etwa jedes zweite Spiel zu treffen. Zwölf Tore in 24 Partien sind eine Punktlandung, viel wichtiger ist ihm aber der Klassenverbleib. Morgen um 14 Uhr empfangen die Roten mit Bissingen seinen Ex-Verein.

Marco Rienhardt erfüllt bei der TSG Backnang sein Soll bislang

Marco Rienhardt (links) geht als Mittelstürmer dorthin, wo es wehtut, und hat immerhin schon zwölf Saisontore erzielt. Foto: Tobias Sellmaier

Von Steffen Grün

Der Nachname hatte unter Backnangs Fußballfachleuten schon einen guten Klang, bevor Marco Rienhardt im vergangenen Sommer zur TSG wechselte. Das liegt an seinem Papa Michael, der von 1994 bis 2000 allerdings immer nur dann in den Etzwiesen die Kickstiefel schnürte, wenn mit der Viktoria zu deren damaligen Landesliga-Zeiten das Stadtderby auf dem Plan stand. Dass bereits sein Vater in Backnang spielte – wenn auch nicht für die Roten, sondern für die Grünen, aber das gleich sechs Jahre –, hatte mit dem Entschluss von Marco Rienhardt, beim Traditionsverein unter dem Viadukt einen Vertrag bis 2024 zu unterschreiben, aber nichts zu tun. Zumal Erinnerungen an diese Zeit kaum vorhanden sind, war er doch erst 17 Monate alt, als Michael Rienhardt ging.

Ohnehin ist der 24-Jährige ein ganz anderer Typ. Sein Vater stach mit seinem Rotschopf und seiner rustikalen Spielweise ins Auge, die ihn zu einem gefürchteten Manndecker machte. Er selbst hat braune Haare und ist als Mittelstürmer insbesondere fürs Toreschießen zuständig, auch wenn im modernen Fußball der Angreifer als erster Abwehrspieler gilt. „Ich bin schnell, gehe gerne in die Tiefe und habe mit beiden Füßen einen guten Abschluss“, zählt der gebürtige Ludwigsburger, der in Freiberg am Neckar wohnt, seine Stärken auf. Sie verhalfen ihm in dieser Runde bislang zu zwölf Toren, die nach 24 Spielen exakt seiner eigenen Vorgabe entsprechen, im Schnitt wenigstens in jeder zweiten Partie treffen zu wollen. Das macht ihn für das Team so wertvoll, dass er von allen Trainern – anfangs David Pfeiffer, dann das Interimsduo Oguzhan Biyik/Isaak Avramidis und mittlerweile Mario Klotz – immer für die Startelf nominiert wurde.

Marco Rienhardt sieht das Potenzial, um den Klassenverbleib zu schaffen

„Ich bin zufrieden, wie es für mich persönlich bislang gelaufen ist“, sagt Marco Rienhardt, der beim Ligarivalen Pforzheim in der vergangenen Spielzeit meist der Joker war. „Wenn ich noch sieben, acht Tore mache, würde es passen“, ergänzt er, ehe das große Aber kommt: „Das bringt mir überhaupt nichts, wenn es nicht für den Ligaverbleib reicht.“ Derzeit ist Backnang als Drittletzter stark abstiegsgefährdet und hat noch zehn Spiele, um das rettende Ufer zu erreichen. „Ich bin zuversichtlich, dass es reicht“, betont der Stürmer. „In der Mannschaft steckt viel Potenzial, auch wenn wir das nicht oft genug gezeigt haben.“ Es gehe darum, die individuellen Fehler rasch abzustellen, das zuletzt fehlende Spielglück zu erzwingen und insgesamt viel konstanter zu werden.

Dass es eine schwierige Saison ist, kann nach dem gewaltigen Umbruch im vergangenen Sommer aber niemand überraschen. „Es ist normal, dass man sich erst neu finden muss“, unterstreicht Marco Rienhardt, der selbst in die größten Fußstapfen getreten ist. Die Offensive war beim dritten Platz in der vergangenen Runde mit 89 Toren das Prunkstück. Fast die Hälfte entfiel auf Mario Marinic und Loris Maier, die sich verabschiedet haben. „Gerade sie waren für die TSG ein großer Verlust“, weiß Rienhardt, dem bewusst ist, dass die Fans ihre Vergleiche ziehen. Das sei auch legitim, spiele für ihn aber keine Rolle: „Ich mache mir darüber keine Gedanken, ich schaue auf mich.“

Um mit seinen Treffern zum Klassenverbleib beitragen zu können, nimmt er einerseits seine Teamkollegen in die Pflicht: „Es wäre gut, noch ein paar Zuspiele und Flanken mehr zu bekommen.“ Andererseits sich selbst, denn ungeachtet der insgesamt guten Quote „sollte ich mal das eine oder andere Kopfballtor machen“. Obwohl er 1,90 Meter misst, sind ihm nur im Pokal und in den Tests jeweils eines geglückt. Vielleicht ändert sich das bereits am morgigen Samstag (14 Uhr) im Heimspiel gegen den FSV 08 Bietigheim-Bissingen, seinen Ex-Klub. „Es ist schon ein besonderes Spiel, da ich noch zu vielen Leuten Kontakt habe“, sagt Marco Rienhardt. Einer seiner besten Kumpels ist Andre Sirianni, der meist als Rechtsverteidiger im Einsatz ist, „es könnte also zum einen oder anderen direkten Duell kommen“.

Auf dem Platz ruht die Freundschaft jedoch, denn es geht für die TSG um wichtige Punkte gegen den Abstieg. Reicht es am Ende, würde das die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Marco Rienhardt vielleicht doch ähnlich lange bei den Roten spielt wie sein Vater vor vielen Jahren bei den Grünen.

TSG gegen Bissingen: Beide Trainer treffen auf ihre Ex-Vereine

Wiedersehen Wenn die TSG am morgigen Samstag (14 Uhr, Etzwiesen) den FSV 08 Bietigheim-Bissingen erwartet, ist es für mehrere Beteiligte ein Duell mit dem Ex-Verein. TSG-Trainer Mario Klotz war vor der Winterpause noch der Assistent seines FSV-Kollegen Markus Lang, der wiederum von 2013 bis 2017 in Backnang die Kommandos gab und zum doppelten Aufstiegshelden wurde. „Wir schätzen uns sehr und es ist eine Freundschaft entstanden, aber das Ergebnis hat für mich absolute Priorität“, sagt Klotz. Zu den Spielern: Bei Bissingen hat Loris Hoffmann eine TSG-Vergangenheit, einstige FSV-Akteure im Backnanger Trikot sind Sebastian Gleißner und Marco Rienhardt.

Rückschläge Punkte gegen die Kickers waren im ersten Spiel im neuen Jahr nicht unbedingt einkalkuliert, das 0:4 war für die TSG zu verkraften. Den zwingenden Sieg beim Letzten in Freiburg schaffte Backnang mit dem 3:2 danach, zuletzt hat sich die Situation im Abstiegskampf mit dem 1:3 gegen Holzhausen und dem 1:2 in Nöttingen aber wieder verschärft. Mit 24 Punkten belegen die Roten den drittletzten Platz. „Wir haben uns nicht für unseren Aufwand belohnt“, ärgert sich Klotz, macht aber auch deutlich, mit den Leistungen zumindest teilweise einverstanden gewesen zu sein. Seine Forderung: „Wir müssen noch ein paar Prozent drauflegen, um auch die Ergebnisse zu erzielen.“

Gegner Der FSV ist Vierter (40 Punkte) und liefert sich mit Pforzheim (41) ein Rennen um Platz drei. Großaspach (53) dürfte auf dem Relegationsplatz enteilt sein. Der Start ins neue Jahr gelang mit zwei Siegen, zuletzt gab es aber ein 1:2 gegen Nöttingen und ein 2:7 gegen Villingen. Das Debakel „würde ich ausklammern“, sagt Klotz als Augenzeuge, „das war ein gebrauchter Tag“. Er rechnet morgen mit einem hart umkämpften Spiel.

Personal Für Torwart Marcel Knauß (Muskelfaserriss) kommt die Partie zu früh, für die langzeitverletzten Marius Weller, Michl Bauer und Philipp Zentler sowieso. Christian Weiller muss mit einer Erkältung passen.