Max macht's möglich: Union Berlin im Tabellen-Luxus

Von Von Jens Mende, dpa

dpa Berlin. Es wirkt ein bisschen märchenhaft, was gerade um Ex-Nationalspieler Kruse und den 1. FC Union passiert. Nach einem 5:0-Rekordsieg spielen die Eisernen plötzlich im Bereich der Großen mit. Kruse und das Team profitieren gegenseitig voneinander, betont Trainer Fischer.

Max macht's möglich: Union Berlin im Tabellen-Luxus

Max Kruse (M) feiert sein Tor zum 4:0 fer Elfmeter für Union Berlin. Foto: Maja Hitij/Getty Images Europe/Pool/dpa

Seine Kollegen haben einfach nur „viel Spaß“ mit dem Tore-Zocker Max Kruse. Die Fans in Berlin-Köpenick würden ihn auf Händen tragen, wenn sie denn ins Stadion dürften.

Und auch der nüchterne Schweizer Urs Fischer outete sich ein Stück als Follower des „speziellen Spielers“ im Trikot des Überraschungsclubs 1. FC Union, wie er in dieser Woche den Promi-Neuzugang bezeichnete. Kruse ist und bleibt auch auf seiner nun schon siebten Station als Profifußballer einfach speziell - ob auf oder neben dem Platz.

„Man hat gut gesehen, dass beide voneinander profitieren: die Mannschaft von Max und auch Max von der Mannschaft“, erklärte Trainer Fischer nach einem 5:0 (3:0), das als höchster Sieg in die noch junge Bundesliga-Historie der Eisernen eingeht. Kruse war gegen den überforderten Aufsteiger Arminia Bielefeld gleich an vier Treffern beteiligt: Einen leitete er klug ein, zwei bereitete er mustergültig vor, und den vom Strafstoßpunkt markierte er selbst.

„Auf der einen Seite spürte er die Unterstützung, die auch ein Spieler von seiner Qualität braucht“, skizzierte Fischer die Stellung von Kruse innerhalb seines Teams. „Auf der anderen Seite ist er sich nicht zu schade, auch lange und weite Wege in Kauf zu nehmen. So kann es funktionieren.“ Der 32-jährige Kruse hat Union im Eiltempo belebt, nicht nur durch seine schon drei Saisontore und fünf Vorlagen. „Wir akzeptieren jeden, wie er ist. Max Kruse ist ein sehr positiver Typ. Es macht viel Spaß mit ihm“, betonte Kapitän Christopher Trimmel und sprach insgesamt von einem „fast perfekten Spiel“ seines Teams.

Kruses Eingebungen und Fertigkeiten als Tore-Einleiter sorgten am siebten Spieltag in einem durch die Corona-Pandemie wieder gespenstisch leeren Stadion an der Alten Försterei schnell für klare Verhältnisse. Der später verletzt ausgewechselte Japaner Keita Endo nach 129 Sekunden und dem damit zweitschnellsten Tor in der Bundesliga-Historie der Berliner sowie Robert Andrich (13. Minute) schlugen gleich zu. Sheraldo Becker legte noch vor der Pause nach. Den 5:0-Rekord machte der eingewechselte Cedric Teuchert perfekt.

Und zwischenzeitlich egalisierte eben jener Kruse, der in dieser Woche über seinen Instagram-Kanal nach einer Radarkontrolle noch die Polizei beschimpft hatte und dies dann relativierte, noch einen Liga-Uraltrekord. Mit dem 16. verwandelten Elfmeter in seinem 257. Bundesliga-Einsatz stellte der gebürtige Schleswig-Holsteiner mit der 100-Prozent-Quote die Bestmarke des Schalkers und Bochumers Hans-Joachim Abel ein, der Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre gleichfalls 16 Elfmeter für den VfL Bochum und den FC Schalke 04 verwandelt hatte.

„In erster Linie geht es um Leistung auf dem Feld. Dann gibt es noch einen Max privat, der äußert sich manchmal vielleicht ein bisschen anders, als ich das tun würde“, bemerkte Kruses aktueller Trainer. „Das ist sein gutes Recht“, ergänzte Fischer. Und für die Beleidigungen nach der Blitzer-Aktion in der Tempo-30-Zone habe sich Kruse entschuldigt: „Das zeigt auch seine Klasse“, meinte Fischer, der natürlich die Brisanz kennt: „Am Schluss ist es ein Geben und Nehmen. Wir müssen schauen, dass wir das so beibehalten.“

Bei aller Euphorie um Kruse, den Bundesliga-Rekordsieg und europäische Tabellen-Sphären ging der Schweizer auch mit dem bisher insgesamt Erreichten sachlich um. „Wir sind da klar im Kopf“, erklärte Fischer. Für eine Korrektur der Zielsetzung Klassenerhalt sieht er keinen Grund. „Zwölf Punkte werden nicht reichen. Ich werde nicht abweichen. Das wird noch ein langer und harter Weg.“ Für den ehemalige Union- und jetzigen Arminia-Coach Uwe Neuhaus hörte sich das nach der fünfte Niederlage am Stück wie eine Luxusdiskussion an.

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