„Mit Backnang kann und muss man rechnen“

Das Interview: Gerd Lamsfuß, Ex-Trainer der TSG-Judokas, lobt seinen Nachfolger Jens Holderle und traut dem Frauenteam viel zu

„Mit Backnang kann und muss man rechnen“

Feierte mit den Judokas der TSG Backnang einst große Erfolge und ist heute oft als Zuschauer dabei: Gerd Lamsfuß. Archivfoto: B. Strohmaier

Von Katharina Klein

Selbst 1972 deutscher A-Jugend-Meister geworden, stieg Gerd Lamsfuß schon fünf Jahre später als Trainer bei den TSG-Judokas ein, blieb jahrzehntelang dabei und wurde auch noch sportlicher Leiter. Unter seinem Kommando ging es mit den Mannschaften der Abteilung steil bergauf, auch Einzelsportler wie die Olympiateilnehmerin Michaela Baschin profitierten von ihm. Darüber hinaus war das Fachwissen des 63-Jährigen als Vizepräsident Leistungssport beim Württembergischen Judo-Verband gefragt, dessen Ehrenmitglied er ist. Wie er die aktuelle Arbeit bei den TSG-Judokas einschätzt und was er dem Frauenteam bei den Play-offs am Samstag zutraut, verrät der Backnanger im Interview.

Mit Ihnen als Trainer sind das Frauen- und das Männerteam der TSG Backnang in die Judo-Bundesliga aufgestiegen. Mit welchen Gefühlen verfolgen Sie nun die Erfolge des Vereins?

Es ist ein tolles Gefühl, einfach schön. Ich gönne es dem Verein und Jens Holderle, der sich anstrengt und die ganze Arbeit auf sich nimmt. Es gelingt ihm wirklich gut, obwohl sein Job nicht leicht ist. Organisatorisch ist es eine große Leistung, am Tag X eine Mannschaft zusammenzuhaben und dann auch noch eine schöne, reibungslose Veranstaltung auf die Bühne zu stellen. Ich bin stolz darauf, dass der Verein das schafft.

Wie bewerten Sie die Leistungen der Frauen?

Super. Man kann sie nicht höher bewerten, als es der aktuelle Tabellenstand anzeigt. Jens hat eine super Truppe kreiert, mit Kämpferinnen aus aller Herren Länder. Das ist toll, das muss man erst einmal hinbekommen. Ich ziehe den Hut vor ihm. Da mit Katharina Menz auch noch ein richtig gutes Eigengewächs dabei ist, ist das eine tolle Geschichte.

Wenn Sie als Zuschauer bei den Backnanger Bundesliga-Wettkämpfen dabei sind, kommt da manchmal noch der alte Trainer durch?

Nein, überhaupt nicht, denn ich denke, bei Jens ist das in guten Händen. Ich traue ihm zu, dass er alles richtig macht. Ich komme einfach, um mir schönes Judo anzuschauen. Da freue ich mich dann genauso, wenn auch mal ein Gegner toll gewinnt. Wenn am Ende die Backnanger allerdings die Oberhand behalten, freut es mich natürlich umso mehr.

Geben Sie Jens Holderle hin und wieder auch Tipps?

Ich gebe ihm nur dann Tipps, wenn er auf mich zukommt. Das macht er ab und zu. Dann haben wir auch nette Gespräche. Das mache ich gerne. Ich helfe gerne, wo es geht, aber nur, wenn Hilfe wirklich benötigt wird. Ich bin nicht einer, der im Hintergrund etwas Negatives sagt. Das möchte ich nicht, weil ich genau weiß, was es heißt und wie viel Arbeit dahintersteckt, so dazustehen, wie die Mannschaften es im Moment tun.

Was hat sich in der Bundesliga im Vergleich zu Ihrer Zeit als Trainer verändert?

Es ist viel professioneller geworden, als es noch vor 25 Jahren der Fall gewesen ist. Früher war es wirklich ein Ehrenamt und man hat auf kleinem Niveau versucht, großes Judo zu machen. Das geht heute nicht mehr, dafür ist die Konkurrenz viel zu groß. Das liegt unter anderem auch daran, dass man Kämpfer aus ganz Europa verpflichten kann, was selbstverständlich die Judoqualität erhöht. Das ist natürlich etwas, um das man sich kümmern und abarbeiten muss. Da habe ich Respekt vor Jens. Er hat das toll in die Wege geleitet, mit dem Europagedanken eine gute Mannschaft hinzubekommen.

Wie lautet Ihre Prognose für das Abschneiden der TSG Backnang bei den Play-offs?

Ich kann es nicht zu 100 Prozent beantworten, weil ich gar nicht mehr den vollen Einblick bezüglich der Gegner habe. Ich hoffe aber, und nehme es auch stark an, dass man mit Backnang rechnen kann und rechnen muss, sodass sie oben mit dabei sind. Immer vorausgesetzt, die Mädels, die Jens haben will, sind auch mit dabei. So wie ich es aber bei ihm herausgehört habe, hat er es geschafft, dass die Mannschaft fast vollzählig ist. Ich denke, dass sie dann eine starke Truppe sind und ganz vorne, sogar um Gold und Silber, mitkämpfen können.

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Gerd Lamsfuß