Nach dem Fehlstart die Kurve bekommen

Handball-Drittligist HC Oppenweiler/Backnang verliert die ersten fünf Spiele der Saison, punktet danach allerdings regelmäßig

Der HC Oppenweiler/Backnang wollte ihn mit aller Macht vermeiden und fing ihn sich trotzdem ein: den gefürchteten Fehlstart. Der Handball-Drittligist berappelte sich danach allerdings und siegte in wichtigen Spielen. Die Truppe von Trainer Matthias Heineke hat sich damit einige Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone verschafft. Wenn der Spielbetrieb Ende Januar wieder aufgenommen wird, will sich der HCOB zielstrebig vollends von den Konkurrenten absetzen.

Nach dem Fehlstart die Kurve bekommen

Warf 60 der bislang 507 HCOB-Tore, die lediglich von fünf anderen Drittliga-Teams übertroffen wurden: Kevin Wolf (am Ball). Foto: A. Becher

Von Alexander Hornauer

Die Murrtaler starteten mit einem auf vielen Positionen neu formierten Team in die Runde. Vor allem in der Defensive waren etablierte Kräfte nicht mehr dabei. Aber auch die Zugänge versprachen Perspektive. Blieb die Frage, ob die Mannschaft von Beginn an harmoniert (philosophische Betrachtung) und punktet (statistische Betrachtung). Zumindest Frage zwei ist klar zu beantworten: Tat sie nicht. Und daher heißt das erste Kapitel im Rückblick...

Der Fehlstart: Das Auftaktspiel in Horkheim geht verloren, noch viel schmerzhafter ist aber die Niederlage gegen die TSG Haßloch im ersten Heimspiel – sie kommt durch einen Siebenmeter nach Spielende zustande. Außerdem zieht sich der neue Kreisläufer Jakub Strýc einen Kreuzbandriss zu. In Fürstenfeldbruck und gegen Balingen-Weilstetten II ist nichts zu holen. Danach kommt Pech dazu: Beim Zweitliga-Absteiger HG Saarlouis sind die Murrtaler nicht schlechter, aber sie unterliegen mit einem Tor. Schon wieder. Nach fünf Spielen stehen 0:10 Punkte zu Buche. Thesen, dass es schon drei oder vier Pluspunkte sein könnten, vielleicht sein müssten, sind das Papier nicht wert. Fakt ist: Der HC Oppenweiler/Backnang ist Letzter.

Das Schlüsselspiel: Beim Neuling in Baden-Baden zählt nur ein Sieg. Der Druck ist groß, die Gäste halten ihm stand, und zwar souverän. Sie siegen deutlich, es ist der erste Schritt aus der Abstiegszone – und auch ein klares Zeichen, dass mit der Mannschaft wieder zu rechnen ist.

Erfolgreiche Wochen: In einem packenden Derby gelingt gegen den VfL Pfullingen ein umjubelter 33:32-Heimsieg. In Kornwestheim verliert der HCOB nur denkbar knapp, dann macht er sich ans Punkten. Erst ein Zähler gegen VT Zweibrücken-Saarpfalz, dann jeweils zwei gegen den TV 08 Willstätt sowie auswärts beim TSV Neuhausen/Filder. Es sind wichtige Erfolge gegen unmittelbare Tabellennachbarn, der HCOB verbessert sich in der Tabelle auf Rang zwölf. Hilfreich in dieser Phase: Die mit einem Zweifachspielrecht ausgestatteten Talente Jonathan Fischer und Nikola Vlahovic vom Erstligisten aus Bietigheim kommen zu Einsätzen und helfen, die durch Verletzungen zeitweise große Personalnot zu lindern.

Kurze Durststrecke: Gegen die Topteams Dansenberg, Rhein-Neckar Löwen II und Konstanz müssen sich die HCOB-Handballer dreimal geschlagen geben, wobei vor allem die Niederlage mit einem Tor bei den Junglöwen schmerzt. Der Druck auf die Murrtaler nimmt wieder zu.

Emotionale Highlights: Ausgerechnet bei der zuvor mehrmals hintereinander siegreichen TGS Pforzheim liefert der HCOB eine Glanzvorstellung ab, siegt verdient. Diesen Schwung nehmen die Handballer mit ins Derby gegen den TSB Horkheim. Sie holen vier Treffer Rückstand auf und gewinnen durch einen direkt verwandelten Freiwurf von Ruben Sigle – einen solchen Jubelsturm hat die Karl-Euerle-Halle lange nicht mehr erlebt. Es sind die Pluspunkte 12 und 13, der HCOB ist nun auf einem erkennbar guten Weg.

Der Warnschuss: In der letzten Partie vor Weihnachten ist der Zauber der Vorwochen verflogen. In Haßloch gibt es eine deutliche Schlappe – sie ist auch ein Zeichen dafür, dass man in der Dritten Liga keine Begegnung zu leicht nehmen darf.

Insgesamt stehen nach 17 von 30 Partien (die ersten beiden Rückrundenspiele wurden wegen der Handball-WM schon im Dezember ausgetragen) 13:21 Punkte zu Buche. In der Abwägung aus unglücklich hergeschenkten Zählern und auf den letzten Drücker gewonnenen Punkten ist tendenziell noch ein kleines Minus zu registrieren – trotz des Sigle-Treffers gegen Horkheim. Wichtig ist jedoch, dass das Team nach dem kapitalen Fehlstart nicht in Hektik verfiel, sondern weiterhin an seine eigenen Stärken glaubte und sich dann auch durchbiss. Die Mannschaft ist im Angriff eine der durchsetzungsfähigsten der Liga, für die Rückrunde gilt es, das beizubehalten – und zugleich die Abwehrarbeit besser zu gestalten. Ziel muss es sein, den Abstand auf die letzten vier der Liga auf jeden Fall zu verteidigen und im besten Falle sogar auszubauen. Die erste Chance dazu bietet sich am 26. Januar, dann geht es gegen den TuS Fürstenfeldbruck – und damit gegen einen jener Gegner, gegen den die HCOB-Handballer noch etwas gutzumachen haben.

Info
Einsätze und Treffer

Die meisten Tore aller HCOB-Feldspieler hat Marcel Lenz erzielt. Der Zugang aus Horkheim steuerte 123 Treffer bei und belegt damit den dritten Platz in der Torschützenliste der Dritten Liga hinter Paul Kaletsch (Konstanz, 135) und Peter Jungwirth (Kornwestheim, 129). 55 verwandelte Siebenmeter bedeuten den Topwert, zudem ist Lenz einer von fünf HCOB-Akteuren, die bislang in allen 17 Saisonspielen im Einsatz waren.

Die Statistik – Feldspieler: Marcel Lenz (17 Spiele, 123 Tore), Kevin Wolf (17, 60), Ruben Sigle (15, 58), Lukas Köder (16, 46), Evgeni Prasolov (15, 46), Philipp Schöbinger (17, 36), Tom Kuhnle (16, 33), Philipp Maurer (14, 28), Felix Raff (17, 27), Jonathan Fischer (5, 15), David Szilagyi (8, 12), Dominik Koch (14, 9), Jonas Frank (10, 8), Nikola Vlahovic (4, 3), Jakub Strýc (2, 2), Sascha Röhrle (1, 1), Tobias Hold (1). – Torhüter: Stefan Koppmeier (17 Einsätze), Thomas Fink (11), Marcel Wolf (1), Stefan Merzbacher (1).