Nach Schreuder-Aus: Hoffenheim erwartet Nagelsmann

Von Von Ulrike John und Gerald Fritsche, dpa

dpa Sinsheim/Leipzig. Für Julian Nagelsmann ist es eine Rückkehr in seine noch junge Vergangenheit. Mit RB Leipzig will und muss er in Hoffenheim gewinnen, um die Champions League-Pläne zu untermauern. Dort hätte man den geliebten Sohn zu gern zurück.

Nach Schreuder-Aus: Hoffenheim erwartet Nagelsmann

Ist mit Leipzig bei seine Ex-Club Hoffenheim gefordert: RB-Coach Julian Nagelsmann. Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images Europe/Pool/dpa

Für Julian Nagelsmann ist es die erste Rückkehr mit RB Leipzig an die alte Wirkungsstätte - und die TSG 1899 Hoffenheim würde den Trainerstar wohl am liebsten gleich dabehalten.

Die Bundesliga-Begegnung zwischen beiden Clubs am Freitag (20.30 Uhr/DAZN und Amazon Prime) ist plötzlich mitten in die Suche nach einem neuen Chefcoach bei den Kraichgauern gerutscht.

Nagelsmanns Nachfolger und früherer Assistent Alfred Schreuder hatte diese Woche überraschend gehen müssen - wegen „Differenzen in der Zukunftsplanung“ bei der TSG. Jetzt sucht Sportchef Alexander Rosen nach einer „externen Lösung“ für die neue Spielzeit. Ein Glücksgriff wie der schmerzlich vermisste Nagelsmann, der vom Nobody zum „DFB-Trainer des Jahres“ 2017 aufstieg, ist allerdings selten in diesem Geschäft.

Das Sagen im Übergangs-Trainerstab bei den Hoffenheimern hat nun Rosen. Der 41 Jahre alte Direktor Profifußball will die Zusammenarbeit des Betreuerteams koordinieren, das aus insgesamt gleich sechs Personen besteht: neben dem 41 Jahre alten A-Lizenz-Inhaber Rosen aus Assistenzcoach Matthias Kaltenbach, Torwattrainer Michael Rechner und Videoanalyst Timo Gross sowie den beiden Nachwuchstrainern Marcel Rapp und Kai Herdling.

Alles Leute, die Nagelsmann aus seiner Zeit im Kraichgau noch bestens kennt. Und deshalb freut er sich auf das Wiedersehen. Angst, möglicherweise aus Gewohnheit in die falsche Kabine zu gehen, hat der 34-Jährige nicht. „Wir parken mit dem Bus auf der anderen Seite. Wenn wir in derselben Einfahrt parken würden, dann vielleicht“, sagte Nagelsmann.

Seit seinem Einstieg in Leipzig im vergangenen Sommer sei er nur einmal besuchsweise in der Region gewesen. „Mit Fans wäre es sicher etwas ganz Besonderes gewesen, das erste Mal wieder in dem Stadion spielen zu dürfen. Trotzdem ist es ein besonderes Spiel, weil man ja auch viele frühere Mitarbeiter wiedersieht. Selbst auf dem Flughafen in Mannheim sieht man Leute, die man kennt und schon deshalb ist es ein schönes Gefühl“, bemerkte der Leipziger Coach.

Unter Rosen will Hoffenheim noch den Sprung in die Europa League schaffen, wofür der derzeitige Tabellenplatz sieben ausreicht. „Ich traue diesen Jungs alles zu. Es geht jetzt einfach nur um diese vier Spiele. Die wollen wir mutig und mit gutem Geist angehen“, sagte Rosen. Nagelsmann hatte als jüngster Bundesliga-Coach die TSG einst auf die internationale Bühne gehoben, erst in die Europa League, dann sogar in die Champions League.

Um in seinem ersten Leipzig-Jahr in diese einzuziehen, braucht er in Hoffenheim drei Punkte. Bei einer besseren Chancenverwertung als zuletzt gegen Paderborn sei dies durchaus möglich, glaubt Nagelsmann. Er rechnet damit, dass sich Rosen und sein Stab eine Überraschung einfallen lassen werde, um sich in der Bundesliga zu beweisen. „Vielleicht lasse ich mir aber auch eine Überraschung einfallen“, sagte Nagelsmann.

In jedem Fall werden es die TSG-Spieler nach so kurzer Arbeit unter den neuen Chefs schwer haben, in Stresssituationen alte Abläufe zu vermeiden, glaubt Nagelsmann. „Man kann nicht alles komplett ändern“, sagte der begehrte Coach.