Nächstes Kapitel Ringer-Geschichte? Stäbler will abliefern

dpa Nur-Sultan. Jetzt gilt es für Frank Stäbler. Nach monatelanger Vorbereitung samt heftigem Gewichtsverlust will der Ausnahme-Ringer bei der WM auf das Podest und sich damit das Olympia-Ticket holen. Der dreimalige Weltmeister ist aber nicht die einzige deutsche Hoffnung.

Nächstes Kapitel Ringer-Geschichte? Stäbler will abliefern

Fastete für die WM: Frank Stäbler. Foto: Szilard Koszticsak/MTI/AP

Trotz monatelanger Diät und seinem abschließenden Extrem-Fasten will Frank Stäbler mit voller Kraft das nächste Kapitel Ringer-Geschichte schreiben. Bei der WM in Nur-Sultan in Kasachstan kämpft der deutsche Ausnahmesportler am Wochenende um sein viertes Gold in Serie.

„Der Traum ist natürlich, Weltmeister zu werden und es der ganzen Welt zu zeigen“, sagte der 30-Jährige vor dem Abflug in kasachische Steppe. Am Sonntag startet Stäbler wie der Olympia-Dritte Denis Kudla in den Griechisch-Römisch-Wettkampf, tags darauf wollen beide Mitfavoriten über Edelmetall jubeln.

Dafür nahm vor allem Stäbler etliche Entbehrungen in Kauf und drückte sein Gewicht nach unten - weil seine gewohnte Kategorie von 72 Kilogramm 2020 nicht mehr olympisch ist, muss sich der Sportler vom KSV Musberg in Baden-Württemberg auf 67 Kilogramm hinunterhungern. „Er hat auf jeden Fall das Leistungsniveau“, sagte der deutsche Sportdirektor Jannis Zamanduridis zu den Aussichten des Top-Athleten, der bis zum offiziellen Wiegen am Sonntagmorgen auf Essen und Trinken fast komplett verzichtet, um Gramm für Gramm auszuschwitzen.

Dass Stäbler, der als erster Ringer überhaupt in drei verschiedenen Gewichtsklassen Weltmeister geworden war, auch diesmal um das Podest mitkämpfen kann, zeigte er bei seiner Generalprobe. Beim Grand Prix in Dortmund holte er im August den Sieg und rang dabei sowohl den Weltmeister als auch den Europameister nieder. Damals hatte er zwar einen Gewichtspuffer von zwei Kilogramm. „Aber ich habe mir gesagt: Wenn es mit 69 klappt, dann auch mit 67“, erzählte Stäbler der Deutschen Presse-Agentur. „Projekt 67“ nannte er seine Mission hin zur WM und zu Olympia in Tokio, dem letzten Event seiner Karriere. Um sich für Japan zu qualifizieren, muss er mindestens WM-Fünfter werden.

Weil Stäbler erstmals in dieser Gewichtsklasse antritt, ist er nicht gesetzt und kann schon früh auf Top-Athleten treffen - da geht es ihm nicht anders als seinen Teamkollegen wie Kudla. Der 24-Jährige will in der Klasse bis 87 Kilogramm endlich einen großen Titel gewinnen, nach Bronze 2016 bei Olympia, WM-Silber 2017 und dreimal Bronze bei den Europameisterschaften 2016, 2018 und 2019. Sportdirektor Zamanduridis will Kudla den Druck nehmen. „Denis ist absolut professionell und hat schon viele Medaillen geholt, aber er ist immer noch ein junger Athlet, der Erfahrung sammelt“, sagte er.

Nach einer starken EM im Frühjahr hofft der Deutsche Ringer-Bund auf weitere Festspiele. „Zwei bis drei Medaillen wären schon eine große Geschichte“, sagte Zamanduridis. Neben Stäbler, Kudla und dem EM-Zweiten Roland Schwarz im Griechisch-Römisch-Team ruhen die Hoffnungen vor allem auf Aline Rotter-Focken bei den Frauen.