Nagelsmann kritisiert schlampige Leipziger - Kritik vom Boss

dpa Leipzig. Der Haussegen bei RB Leipzig hängt vor den Wochen der Wahrheit schief. Zwar knackte Werner das Bollwerk der Wolfsburger. Doch danach vergaß RB das Fußballspielen und vergab den Sieg. Dafür gab's Kritik von Vorstandschef Mintzlaff und eine Kabinenpredigt von Nagelsmann.

Nagelsmann kritisiert schlampige Leipziger - Kritik vom Boss

Trainer Julian Nagelsmann war nach dem 1:1 ordentlich angefressen. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Erstmals in seiner Leipziger Amtszeit polterte RB-Cheftrainer Julian Nagelsmann so richtig los.

Nach vier sieglosen Pflichtspielen faltete er sein Team nach dem 1:1 (0:0) gegen den weiterhin ungeschlagenen VfL Wolfsburg lautstark zusammen, während Vorstandschef Oliver Mintzlaff in den Stadionkatakomben fast in Uli-Hoeneß-Manier deutliche Worte fand: „Es fühlt sich wie eine Niederlage an. Fünf Punkte aus den letzten vier Heimspielen ist zu wenig, zwei Punkte aus den letzten beiden Bundesligaspielen auch, wir können mehr. Wir spielen zu Hause vor nahezu ausverkauftem Haus, da kann ich schon mehr erwarten.“

So eine Ansage hat es von ihm in den bislang vier Bundesliga-Spielzeiten noch nicht gegeben. Gründe für die RB-Ergebniskrise? „Nee, ich habe jetzt keine Erklärung, bin auch nicht der Trainer, ich hab auch heute nicht gespielt“, meinte der ehemalige Langstreckenläufer und betonte mit Blick auf die sieben Spiele in drei Wochen: „Heute hätten wir nicht nur etwas für das Punktekonto tun können, sondern auch für unser Selbstbewusstsein. Das ärgert mich halt, das war völlig unnötig.“ Persönlich will er mit dem Team nicht reden. „Wir haben einen Trainer, einen Klassetrainer, er wird sicherlich die richtigen Schlüsse ziehen und mit der Mannschaft sprechen“, erklärte Mintzlaff.

Nagelsmann selbst konnte die Reaktion seines Teams auf seine Kabinenpredigt nicht erleben. „Nach meiner Ansage musste ich aus der Kabine sprinten, damit wir keinen Anruf von den Fernsehstationen bekommen, warum wir zu spät sind“, begründete er. Vor jedem Mikrofon kritisierte er die Schlampigkeit seiner Spieler, die Chancenverwertung und die Passgenauigkeit: „Wir verlieren einfach zu viele Bälle, ohne Druck vom Gegner. Wir sind im letzten Drittel einfach zu hektisch an der Murmel.“

Die Konsequenz: Auch Timo Werner konnte nach seiner Führung (54.) vor 39 182 Zuschauern in der Red-Bull-Arena nicht mehr nachlegen. Es fehlten laut Nagelsmann die „Umschaltmomente“. Den Wölfen reichte dank Minimalist Wout Weghorst (82.), der mit seiner ersten Chance zum Ausgleich traf, eine gute Phase von 20 Minuten, um weiter das einzige unbesiegbare Team der Bundesliga zu bleiben. „Was die Mannschaft dann nach dem Rückstand gezeigt hat, verlangt mir allerhöchsten Respekt ab“, meinte VfL-Trainer Oliver Glasner.

Für die Leipziger hätte es noch viel schlimmer kommen können: In der 18. Minute spielte Dayot Upamecano eine Bogenlampe zum eigenen Keeper, Peter Gulacsi konnte nur mit einer Hand ins Seitenaus klären. Schiedsrichter Deniz Aytekin gab indirekten Freistoß. Doch der herausstürzende Gulacsi konnte den Schuss von Maximilian Arnold aus gut zehn Metern abwehren. Diese Aktion brachte Nagelsmann in Rage: „Es waren Parallelen zu den letzten Heimspielen, wo wir mehr oder weniger mit Eigentoren den Gegner eingeladen haben.“

Nachdem RB in Halbzeit eins mit vielen unpräzisen Pässen überhastet gegen die derzeit beste Abwehr der Liga angerannt war, ließ Nationalstürmer Werner sein Können nach dem Wechsel kurz aufblitzen. Nach einem langen Abschlag setzte er sich im Laufduell gegen Kevin Mbabu durch, umkurvte VfL-Keeper Pavao Pervan und schob zum 1:0 ein. „Er hat es eiskalt ausgenutzt, weil er einfach ein Weltklassestürmer ist“, sagte Pervan. Auf der Gegenseite konterte der niederländische Sturmtank Weghorst mit dem 1:1. „Der Ausgleich ist bitter, denn es wäre mehr für uns drin gewesen“, sagte RB-Nationalspieler Lukas Klostermann.