„Genieße den Moment“: Wagner erfüllt sich NBA-Traum

Von Von Florian Lütticke und Thomas Wolfer, dpa

dpa New York. Früher war selbst Dirk Nowitzki nicht beim NBA-Draft dran: Franz Wagner wird an Position acht von den Orlando Magic ausgewählt. Das Berliner Basketball-Talent bekommt Olympia-Glückwünsche aus Japan.

„Genieße den Moment“: Wagner erfüllt sich NBA-Traum

Die Orlando Magic haben sich für Franz Wagner entschieden. Foto: Darron Cummings/AP/dpa

Franz Wagner umarmte im goldfarbenen Anzug seine Mutter Beate und schickte via Handy Grüße an Bruder Moritz Richtung Japan.

Bereits an Position acht wurde das Berliner Basketball-Talent im Barclays Center von New York beim NBA-Draft von den Orlando Magic ausgewählt - früher war noch kein Deutscher und auch nicht Dirk Nowitzki in der besten Liga der Welt an der Reihe. „Er hat mir gesagt, dass ich jeden Moment genießen soll, besonders am Draft-Abend. Das passiert nur einmal im Leben“, berichtete der 19 Jahre alte Franz über den Rat seines fünf Jahre älteren Bruders. „Es ist ein Traum, der für mich wahr wird.“

Als Wagner sich sein Jackett zuknöpfte und stolz zu NBA-Commissioner Adam Silver auf die Bühne schritt, blendete das US-Fernsehen eine emotionale Videobotschaft von Moritz ein. „Franzi, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist unglaublich, du verdienst es. Davon träumst du dein ganzes Leben. Ich bin sprachlos, genieße den Moment, ich liebe dich“, sagte der Nationalspieler, der derzeit bei den Olympischen Spielen von Tokio dabei ist.

Bruder-Doppel in Orlando?

In der vergangenen Saison hatte Moritz bereits für die Magic gespielt und ist derzeit vertragslos - womöglich könnte es damit in der kommenden Saison sogar zum Wagner-Doppel in Florida kommen. Der übertragende Sender ABC verglich die beiden Ex-Alba-Spieler bereits mit anderen berühmten Basketball-Brüdern: Auch die Spanier Pau und Marc Gasol sowie die drei Antetokounmpos um Champion Giannis waren jeweils beim Draft ausgewählt worden. „Ich bin überzeugt davon, dass er das Potenzial hat, sich in der NBA durchzusetzen“, sagte Bundestrainer Henrik Rödl. „Ich freue mich mit ihm und wünsche ihm, dass er bei seinem neuen Club in eine gute Situation kommt.“

Und genau darauf will Franz Wagner hinarbeiten, um dem Team zu helfen. „Eine Menge Vielseitigkeit“ könne er seiner Mannschaft geben, er wolle bei den Magic „immer lernen, immer besser werden, sich nie zufrieden geben“, versicherte er. „Ich werde mir in Orlando den Arsch aufreißen, um der beste Basketballspieler zu werden, der ich sein kann.“

Der frühe Zuschlag bei der Gala im Stadtteil Brooklyn ist Beweis für das enorme Potenzial von Franz Wagner und das immense Vertrauen, das Orlando in den Flügelspieler hat. Vor 36 Jahren hatten sich die Dallas Mavericks ebenfalls an Position acht für Detlef Schrempf entschieden, 1998 wurde der spätere Superstar Dirk Nowitzki als Neunter gezogen. Beim Draft dürfen die NBA-Teams in einer vorgegebenen Reihenfolge Nachwuchsspieler verpflichten.

Schon bei Alba mit 16 Jahren stark

Bereits bei Alba galt Franz Wagner eines der größten deutschen Talente. 2018 löste er im Alter von 16 Moritz als damals jüngsten Bundesliga-Akteur des Hauptstadtclubs ab. Ein guter und geschmeidiger Distanzwurf, hohes Spielverständnis sowie Kreativität zeichnen den jüngeren Wagner aus. „Er trifft seine Würfe, ist ein großartiger Verteidiger und ein toller Teamkollege“, lobte Ex-Profi Jalen Rose.

Diese Qualitäten bewies Wagner zuletzt für die Michigan Wolverines - auch dort hatte zuvor sein älterer Bruder bereits gespielt. Im prestigeträchtigen US-College-Meisterturnier dieses Frühjahr zeigte Franz starke Leistungen, entschied sich anschließend frühzeitig für den Sprung in die NBA. „Wenn Moe in der Liga spielen kann - nehmen sie offensichtlich jeden“, schrieb er im Scherz in einem offenen Brief über den Entschluss. Nun können die beiden Wagners womöglich sogar gemeinsam die beste Liga der Welt erobern.

© dpa-infocom, dpa:210729-99-594041/8

„Genieße den Moment“: Wagner erfüllt sich NBA-Traum

NBA-Chef Adam Silver gratuliert Franz Wagner (r) zum Draft. Foto: Corey Sipkin/AP/dpa