James will Titel Nummer vier: „Nichts ist normal 2020“

Von Von Maximilian Haupt, dpa

dpa Orlando. In einer schillernden Liga ist LeBron James der wertvollste Spieler im Inventar. Der Superstar will nun mit den Los Angeles Lakers den vierten NBA-Titel seiner Laufbahn holen. Das bewegende Jahr 2020 und die Umstände? Rückt in den Hintergrund.

James will Titel Nummer vier: „Nichts ist normal 2020“

LeBron James hat sich nach seinem Wechsel zu den Los Angeles Lakers auch durch Sprüche und Debatten um seine Leistungsfähigkeit motiviert. Foto: Mark J. Terrill/AP/dpa

An der Motivation von LeBron James sollte besser niemand zweifeln.

In der deutschen Nacht zum Freitag (1.00 Uhr MESZ) spielt der NBA-Superstar mit seinen Los Angeles Lakers gegen die Dallas Mavericks um Maxi Kleber in einem Test sein erstes Basketballspiel gegen ein anderes Team seit vier Monaten. Eine Woche später geht es im Duell mit den LA Clippers dann schon darum, das Revier für die Playoffs zu markieren, an deren Ende der 35-Jährige seinen vierten Meistertitel feiern will. Denn auch dieses bewegende Jahr 2020 mit dem Tod seines Freundes Kobe Bryant, Corona und dann dem enormen Schub für soziale und Anti-Rassismus-Themen, für die der selbst ernannte King James seit Jahren kämpft, hat das nicht geändert.

„Jedes Jahr hat seine Herausforderungen und Hürden. Du musst dich anpassen und mental daran wachsen. Die Mentalität bei mir hat sich nicht geändert, obwohl wir die Pandemie haben und die lange Unterbrechung der Saison“, sagt James, während er auf einem billigen Stuhl sitzt und sich selbst auf einem riesigen Monitor direkt vor seinem Gesicht beobachten kann. Das Leben in der NBA-Blase, die anstehenden Spiele ohne das Brüllen, Kreischen, Klatschen und Buhen der Zuschauer, vermutlich Monate ohne seine Frau und Kinder - all das kommt ja noch dazu. Bremsen lassen will sich James dadurch nicht.

„Jeder fragt mich, wie es in der Blase ist und wie es läuft und ich sage immer: Es ist 2020. Nichts ist normal 2020. Niemand weiß, ob es jemals wieder so sein wird, wie es war. Aber du passt dich an und findest einen Weg. Darum geht es im Leben“, sagt der Modellathlet.

James ist in einer schillernden Liga der wertvollste Teil des Inventars und bei den Lakers inzwischen auch in einem Club, der selbst ein so großes Selbstvertrauen und Selbstverständnis ausstrahlt wie die Nummer 23. „Natürlich weiß jeder, dass LeBron noch einen Titel gewinnen will“, sagt Deutschlands Nationalspieler Kleber. „Seine Pässe, wie er den Korb attackiert, seine Spieler involviert und besser macht, das ist schon wirklich einzigartig. Ein großartiger Spieler und es macht extrem viel Spaß, gegen ihn auf dem Feld zu stehen.“

Am Donnerstag (Ortszeit) bekommt Kleber die Gelegenheit auf dem Gelände von Disney World in Florida, wo alle Mannschaften bis zum Ende ihrer Saison leben, trainieren und spielen. Während Kleber mit den Mavericks kaum reelle Chancen auf die Final-Playoffs hat, zählen die Lakers neben dem Stadtrivalen, den Clippers, und den Milwaukee Bucks zu den drei Favoriten. Lakers-Coach Frank Vogel empfindet die Umstände für seinen Superstar und das Team dabei gar nicht mal so schlecht: „Diese Umgebung hilft unserer Konzentration. Es geht nur um Basketball. Es gibt keine Ablenkung, nur Basketball.“

Für James, sonst umgeben von Sicherheitsleuten und aufgeregten Menschen, ist das Leben in der Blase wie für alle anderen eine ungewohnte Erfahrung. Wie es auch die vergangenen Monate waren. „Seit meinem ersten Jahr auf der High School hatte ich das nicht mehr, dass ich nicht durchs Land und um die Welt gereist bin, um Basketball zu spielen. Das war das erste Mal, dass ich eine längere Zeit zu Hause mit meiner Familie hatte“, sagt er. „Davor bin ich gereist, seit ich 15 Jahre alt war. Seit mehr als 20 Jahren. Jeden Tag meine Frau sehen zu können, meine Kinder, das war ein Segen.“

Gefehlt haben ihm in dieser Zeit eigentlich nur zwei Dinge, wie er sagt: „Ich habe meine Mutter vermisst. Und den Wettkampf. Gegen jemand anzutreten. Ihn stoppen zu wollen während er versucht, mich zu stoppen. Das habe ich vermisst.“ James ist motiviert. Keine Zweifel.

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