Nervenkitzel bis zum Schluss

Backnangs Drittliga-Turner verlieren im letzten Saisonwettkampf den Krimi beim MTV Ludwigsburg mit 30:31

Zum Abschluss erlebten die Drittliga-Turner der TSG Backnang noch einen echten Krimi. Den verlor die Riege aus dem Murrtal beim MTV Ludwigsburg aber 30:31. Dabei gewann die TSG vier der sechs Geräte und hatte auch nach Wertungspunkten mit 271,85:271,60 die Nase vorn. Nur bei den über Sieg und Niederlage entscheidenden Scorepunkten reichte es nicht.

Nervenkitzel bis zum Schluss

Verabschiedete sich mit guten Übungen aus der Saison und aus der Drittliga-Riege: Uwe Klemm. Er gehörte von der Bezirks- bis zur Dritten Liga dem aktuellen TSG-Team an. Foto: T. Sellmaier

Von Robert Steiner

Es war ein wahrer Turnkrimi mit allen Facetten. Es gab Kampfrichter-Fehlentscheidungen, ein Publikum, das mit Trommeln und Schlachtgesängen einheizte, die Verletzung des Ludwigsburgers Niels Fluder und ein Kopf-an-Kopf-Duell, das mit der letzten Wertung am letzten Gerät entschieden wurde. Und das gegen die TSG, die nun am letzten Wettkampftag freihat und tatenlos zuschauen muss, ob sie am Ende der Saison Rang drei oder Platz vier belegt.

Die Gastgeber entschieden zu Beginn am Boden drei Duelle für sich, während für Backnang nur Jonathan Cocks fünf Zähler einsammelte. Björn Kuhn (4), Robert Steiner (3) und Urs Böckheler (4) zogen trotz geringer Fehler allesamt den Kürzeren. 11:5 führte damit der MTV.

Am Pferd waren die Gäste besser. Bis das aber feststand, brauchte es auch einige Diskussionen und den Protest des Backnanger Trainers Mark Warbanoff. Denn im dritten Vergleich hatte das Wertungsgericht bei Florian Ellinger zunächst offenbar ein Element übersehen. Damit hätte er fünf Punkte abgeben müssen. Warbanoff griff ein. Nach langer Diskussion lenkten die Richter ein. Ellingers Element zählte und aus dem 0:5 wurde ein Unentschieden. Für Backnang doppelt positiv, denn auch bei Jonathan Cocks war dasselbe Element zu Beginn ebenfalls nicht gewertet worden. Er hatte dadurch einen Punkt abgeben müssen. Auch bei ihm war es nun ein Unentschieden. Das hieß, dass die fünf Zähler von Bastian Wullert sowie die vier Punkte von Timo Bölcke ein 9:0 und damit eine 14:11-Führung für die TSG bedeuteten.

An den Ringen gab es für die Gäste allerdings wieder wenig zu holen – 1:12. Ellinger (3), Cocks (5) und Wullert (4) unterlagen ihren starken Gegnern. Nur Uwe Klemm erturnte einen Punkt. Bis es so weit war, musste er allerdings warten. Denn sein Gegner, der Schweizer Niels Fluder, stürzte beim Abgang vom Gerät und landete unsanft auf den Knien. Zunächst war nicht klar, wie schlimm die Verletzung war. Nach minutenlanger Versorgung im Liegen konnte Fluder letztendlich doch aufstehen und vom Gerät gehen. Vermutlich wird er sich aber den einen oder anderen Zeh gebrochen haben. Groß war die Ludwigsburger Freude übers 23:15 zur Halbzeit jedenfalls nicht.

Nach der Pause ging es mit dem Sprung weiter. Gleich zu Beginn kam Urs Böckheler zu zwei Punkten. Björn Kuhn musste dann drei Zähler abgeben. Im dritten Duell zeigte Tim Tasol erneut Backnangs wertigsten Sprung und holte einen Punkt, ehe Robert Steiner den 5:3-Gerätesieg sicherte und die Murrtaler damit auf 20:26 heranbrachte. Kuhn steuerte im ersten Duell am Barren weitere zwei Punkte zur Backnanger Aufholjagd bei. Klemm musste drei Zählern abgeben, Bölcke turnte ein Remis, ehe Wullert mit drei Zählern für den zweiten 5:3-Gerätesieg der TSG in Folge sorgte

Vor dem Reck führten die Hausherren somit nur noch 29:25. Doch am letzten Gerät gab es gleich am Anfang Aufregung. Bastian Wullert turnte eine höherwertige Übung, deren Ausführung ähnlich sauber war wie die seines Kontrahenten. Dennoch gab es nur ein Unentschieden. Eine fragwürdige Wertung. Das Publikum, das zur großen Mehrheit aus Backnanger Fans bestand, war außer sich. Auch beide Riegen wunderten sich. Doch die Kampfrichter ließen nicht mit sich diskutieren. Ellinger ließ im zweiten Duell zwei Zähler liegen. Kuhn kam wieder einmal fehlerfrei durch und sammelte vier Punkte ein. Backnang lag nur noch 29:31 zurück. Im letzten Duell musste Ludwigsburgs Robert Fuchs vorlegen. Er zeigte eine einfache, aber sehr saubere Übung. Allerdings ohne Abgang, was den Ausgangswert minderte. Timo Bölcke hingegen turnte höherwertig und fehlerfrei. Viel Spannung lag in der Luft, als die Teams aufs letzte Ergebnis warteten. Zwei Zähler für Bölcke hätten Backnang gereicht, um in der Tabelle Dritter zu bleiben. Doch es gab nur einen. Der MTV jubelte, der TSG stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.

Wie im Vorjahr ist Ludwigsburg abermals auf der Zielgeraden an Backnang vorbeigezogen. Allerdings nur, wenn Ludwigsburg nächste Woche seinen Nachholwettkampf gegen den USC München gewinnt. Bei einer Niederlage des MTV rückt die TSG wegen der besseren Gerätepunkte wieder aufs Podest vor. Ganz vorbei ist der Krimi noch nicht.