Nick Lange auf Werbetour für den Kunstradsport

Nick Lange vom RSV Unterweissach zählt zu den sieben Mitgliedern des German Bicycle Teams, das beim Royal Nova Scotia International Tattoo im kanadischen Halifax zwischen 21 Musikkapellen aus aller Herren Länder mit für die sportliche Note sorgt.

Nick Lange auf Werbetour für den Kunstradsport

Nick Lange begeisterte und war begeistert von der Resonanz, die der Kunstradsport bei den Paraden in Kanada fand. Foto: Chell

Von Uwe Flegel

„Für mich war es eine ganz neue Erfahrung, die ich als Sportler so bislang nicht gekannt hatte.“ Nick Lange, 23 Jahre alt und aus Backnang kommender Kunstradfahrer, spricht von seiner fast dreiwöchigen Kanadareise mit dem German Bicycle Team. In Halifax (Provinz Nova Scotia) präsentierten der Schwabe sowie seine sechs Mitstreiter Marvin und Torben Staudenmaier (RKV Herbrechtingen), Vroni Koch (RKB Solidarität Hausham), Ramona Dandl (RKB Solidarität Bruckmühl), Niklas Kreuzmann und Celine Stapf (RV Adler Soden) das Kunstradfahren in einer Mischung aus Sport und Show. Insgesamt acht offizielle Auftritte, eine Vorstellung für Kinder und Schulen sowie eine Werbeshow bewältigte die Mannschaft um die Fellbacher Trainerin Kathrin Igel rund ums Royal Nova Scotia International Tattoo, einer großen Musikparade mit vielen Kapellen und fast so vielen Showacts.

Fünf Monate lang hatten sich Lange und Co. auf das Abenteuer auf der Halbinsel östlich des US-amerikanischen Bundesstaats Maine vorbereitet. Schließlich musste alles sitzen, ging es für die Mannschaft aus Deutschland doch auch darum, bei ihren Auftritten vor mehreren Tausend Zuschauern Werbung fürs Kunstradfahren zu machen. „Vor 10000 zu fahren, das kannte ich bislang nicht“, macht der Sportler vom RSV Unterweissach klar, dass es selbst für einen wie ihn, der bei den Junioren immerhin zweimal Europameister sowie einmal deutscher Meister wurde, eine beeindruckende Atmosphäre war.

Viele Eindrücke

Hinzu kam, dass die Mannschaft um Trainerin Igel gleich zwei Programme können musste. Inmitten und umgeben von vielen Militärkapellen und zahlreichen weiteren Showacts stand einmal im wahrsten Sinne des Wortes die Schau mit vielen bunten Kostümen und Hemden und das zweite Mal der Kunstradsport im Vordergrund des Auftritts. „Wir haben das eine als Reise durch Baden-Württemberg bezeichnet, das andere war Sport“, erzählt Nick Lange, sagt aber auch: „Allerdings ohne Wettkampfdruck.“ Wobei vor großem Publikum vom Rad absteigen zu müssen oder gar zu stürzen statt mit den Füßen auf dem Lenker stehend eine Drehung nach der anderen zu machen oder auf dem Lenker sitzend nur auf dem Hinterrad Kreise zu fahren und Pirouetten zu drehen, das will niemand.

Der Sportler des RSV Unterweissach und seine Teammitglieder scheinen es offensichtlich gut hinbekommen zu haben. Lange berichtet: „Unser Sport hat bei der Show die Aufmerksamkeit bekommen, die er verdient. Wir wurden behandelt wie echte Stars.“ Etwas, was bei den insgesamt acht Paraden mit Kapellen aus 21 Ländern fast schon zu erwarten war. Über 60000 Menschen strömten in die Halle und rund zwei Millionen Zuschauer erlebten das Spektakel, an dem unter anderem auch ein Militärorchester aus Saudi-Arabien teilnahm, im Fernsehen oder per Livestream mit.

Die Begeisterung fürs Kunstradfahren hat Nick Lange allerdings nicht groß überrascht. Für ihn war es schon das dritte Mal, dass er als Kunstradfahrer in Kanada zu Gast war. Bei den ersten beiden Malen war er gemeinsam mit Kathrin Igel jeweils in der Provinz Quebec als Trainer an Zirkusschulen, „um meinen Sport dort bekannter zu machen“. Schon damals stellte er fest, wie groß die Faszination in Nordamerika fürs Kunstradfahren ist. Allerdings nicht wie hierzulande im Sinne des Wettkampfsports. „Da ist es fast unbekannt, als Showauftritt ist es allerdings sehr beliebt.“ Wie in Halifax einmal mehr zu erleben war.

Schwäbin vom Rad- und Kraftfahrerbund Deutschland ist der Kopf des Projekts

Treibende Kraft Organisatorin und Trainerin des German Bicycle Teams ist Kathrin Igel. Die 44-Jährige aus Fellbach ist Bundestrainerin des Rad- und Kraftfahrerbunds Solidarität Deutschland. Der ging einst aus der Arbeitersportbewegung hervor und war bis zur Machtübernahme der Nazis der größte Radsportverband. Mittlerweile musste er diese Rolle an den Bund Deutscher Radfahrer abgeben, der mit 140 000 Mitgliedern mehr als dreimal so viele Mitglieder hat wie der RKB Solidarität, der’s aber immerhin auf rund 40 000 Mitglieder bringt.

Sportliche Zukunft Nick Lange backt als Kunstradsportler seit geraumer Zeit kleinere Brötchen. Ständige Verletzungen und Corona warfen den Backnanger immer wieder zurück. Nachdem er lange Zeit mit der Schulter Probleme hatte und sich deshalb operieren lassen musste, macht ihm seit kurzem die Bandscheibe zu schaffen. Auch deshalb liegt der Schwerpunkt der 23-Jährigen derzeit auf der seiner beruflichen Zukunft. Momentan bemüht sich der Sportler des RSV Unterweissach um einen Studienplatz im medizinischen Bereich.