Eine Stunde Gespräch mit Michael Schumacher – das war das Versprechen von Sabine Kehm, seiner damaligen Pressesprecherin und späteren Managerin. Für den erfolgreichen Rennfahrer gehörte es wie selbstverständlich zu seiner Arbeit, dass er während der Testfahrten mit Journalisten plauderte. So konnte er die Masse an Interviewanfragen bedienen. Dieses Mal machte der Tross in Silverstone Station. Als Treffpunkt war abgesprochen: 12 Uhr im Motorhome von Ferrari. Der Reporter war pünktlich. Gemeinsam mit Kehm wartete ich auf das Eintreffen von Schumi. Doch der kam nicht. „Ich weiß nicht, ob es irgendwelche Probleme heute früh gab“, sagte Kehm fast entschuldigend. 12.15 Uhr. Noch immer war der Mann im roten Overall nicht ins Motorhome gekommen. Der Reporter sah zuerst auf seine Uhr, dann auf die Liste mit den vielen Fragen. Das könnte knapp werden. Auch Betreuerin Kehm wurde langsam nervös. „Ich habe keine Erklärung, wo er bleibt“, sagte sie. Danach ging sie zur Tür, um nach dem Vermissten zu schauen. Schlagartig veränderte sich ihre Miene, ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Komm, schau dir das an“, folgte als Aufforderung an mich. Was ich sah? Michael Schumacher saß vor dem Motorhome auf einer Bierbank im Kreise seiner Mechaniker und aß Pasta. Dazu unterhielten sie sich angeregt. Dabei ging es nicht um Motoreinstellungen oder Federraten. Denn so intensiv sich Schumacher mit diesen Daten beschäftigte, so interessiert nahm er auch am Privatleben seiner Mechaniker teil. Die dankten es ihm, indem sie für ihn alles gaben.