Formel-1-Notplan: Hockenheimring könnte zurückkehren

Von Von Martin Moravec und Christian Hollmann, dpa

dpa Hockenheim. Die Formel 1 prüft Alternativen für ihren Notkalender. Hockenheim war für 2020 nicht vorgesehen, wurde nun aber kontaktiert. Gibt es ein Deutschland-Rennen in der Corona-Pandemie? Einen Grand Prix in Lightversion könnten die Betreiber rasch auf die Beine stellen.

Formel-1-Notplan: Hockenheimring könnte zurückkehren

Der Hockenheimring stand ursprüngliches dieses Jahr nicht im Formel-1-Kalender. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Die Rolle als Formel-1-Lückenfüller könnte sich der Hockenheimring in der Corona-Krise sogar vorstellen. Die Geschäftsführung des badischen Traditionskurses steht der möglichen Austragung eines Grand Prix im Notkalender noch in diesem Sommer offen gegenüber.

„Wir würden eine konkrete Anfrage prüfen und uns Gesprächen nicht verschließen“, sagte Jorn Teske, der neben Jochen Nerpel die Geschäfte auf dem Kurs in Nordbaden führt, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir stehen ohnehin mit den Rechteinhabern in unregelmäßigem und lockerem Austausch.“ Über die Konditionen sei aber noch lange nicht gesprochen worden.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hatte berichtet, dass auch der Hockenheimring eine Rolle in den Gedanken der Formel-1-Strategen spielt. Der Rechteinhaber wendete sich mit einer entsprechenden Anfrage an den Ausrichter des Großen Preises von Deutschland. Dabei sei unter anderem nach der nötigen Vorlaufzeit gefragt worden.

„Innerhalb von einer Woche wäre für uns die Ausrichtung in einer deutlich abgespeckten Version machbar“, meinte Nerpel zur Deutschen Presse-Agentur. Die Reduzierung oder sogar der Wegfall von Aufwand und Personal könnte bei einem Geisterrennen in alle Richtungen denkbar sein: Parkplätze, Sicherheitsleute, Sponsorenbewirtung.

Aspekte wie Zuschaueraktivierung und Ticketing fielen in so einer Notsituation ohnehin weg. In der Vergangenheit begann der Hockenheimring schon ein Jahr vor dem nächsten Rennen mit dem Kartenvorverkauf. Da Faneinnahmen, auf die der Kurs dringend angewiesen ist, diesmal wegfallen würden, müsste der Rechteinhaber oder ein Sponsor finanziell weitgehend einspringen.

Die Vorzüge des Kurses sind den Formel-1-Bossen in der Krise nur zu bekannt: Der Hockenheimring verfügt über Tradition, Erfahrung und Zuverlässigkeit. Der permanente Kurs ist vom Automobil-Weltverband Fia weiter als „Grade 1“-Strecke zertifiziert. Das heißt, dass dort auch Rennen der Motorsport-Königsklasse ausgetragen werden dürfen.

Im vergangenen Jahr hatte die Formel 1 zum 37. Mal im Motodrom gastiert. Das spektakuläre Deutschland-Rennen konnte aber erst durch eine Sponsorschaft von Mercedes gerettet werden. Für 2020 war der Große Preis von Deutschland für die Betreiber finanziell nicht zu stemmen gewesen. „Wir können uns als Hockenheimring kein Defizit leisten“, sagte Nerpel und verwies auf die hohen Zuschüsse anderer Kurse durch Sponsoren oder den jeweiligen Staat.

Die Formel 1 versucht in der Corona-Krise ihre Saison zu retten. „Man darf nicht vergessen, wie viele Arbeitsplätze eben auch an der Formel 1 hängen. Das wird im Fußball immer als Argument genannt, aber auch Formel-1-Teams sind große Unternehmen“, sagte der frühere Fahrer Ralf Schumacher der „Bild“. Bis zu 18 Grand Prix sollen 2020 noch gefahren werden. Sollten weniger als 15 Rennen ausgetragen werden, hätten die TV-Sender die Möglichkeit auf Nachlässe.

Die ersten Läufe sollen im Juli und August ohne Zuschauer in Europa stattfinden, der Neustart ist für den 5. Juli in Spielberg geplant. Ob die Regierung in Österreich aber den Grand Prix erlauben werde, „hängt total davon ab, welches Sicherheitskonzept die Veranstalter mitbringen“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) im Ö1-„Journal um acht“.

Von September an werden auch Rennen auf anderen Kontinenten angepeilt. Ein Geisterrennen in Hockenheim würde im Fall einer Einigung wohl im Europa-Fenster ausgetragen. Die Streckenbetreiber sehen sich wegen der staatlichen Vorgaben in ihren Planungen jedoch vielen Unwägbarkeiten ausgesetzt. Großveranstaltungen in Deutschland sind noch bis zum 31. August untersagt. „Alle unsere Pläne können sich offensichtlich ändern, da wir viele Probleme zu lösen haben“, sagte Formel-1-Chef Chase Carey.

„Ich kann mir vor dem Hintergrund des Coronavirus grundsätzlich ein Formel-1-Rennen ohne Publikum auf dem Ring vorstellen“, erklärte der Hockenheimer Oberbürgermeister Marcus Zeitler (CDU). „Die Gesundheit aller Beteiligten hat für uns oberste Priorität. Das Rennen muss deshalb für den Ring mit ausreichender Vorlaufzeit organisatorisch durchführbar sein.“ Am Ende müsse wirtschaftlich auch mindestens eine „schwarze Null“ herauskommen.

Ab kommender Woche geht die Öffnung auf dem Hockenheimring aber erstmal in kleinerem Rahmen weiter. Dort, wo vielleicht auch wieder die Formel 1 gastiert, gibt es was zum Gucken: ein Auto-Kino.