Nowitzki ein Jahr nach dem Abschied: Kaum zu glauben

Von Von Florian Lütticke und Maximilian Haupt, dpa

dpa Dallas. Vor einem Jahr endete die Karriere des besten deutschen Basketballers der Geschichte. Mit Freude und Wehmut denkt Dirk Nowitzki an seinen Abschied zurück. Die Coronavirus-Pandemie beeinflusst auch sein Leben im sportlichen Ruhestand - und beschert ihm eine ungewohnte Rolle.

Nowitzki ein Jahr nach dem Abschied: Kaum zu glauben

Während der Coronavirus-Pandemie als Heimlehrer gefragt: Dirk Nowitzki. Foto: Swen Pförtner/dpa

Die Wiederholung seines großen Abschieds wollte auch Dirk Nowitzki keinesfalls verpassen. Und zum Einjährigen des Endes seiner ruhmreichen Karriere stellte sich die Basketball-Ikone auf einige sentimentale Momente vor dem Fernseher an der Seite seiner Kinder ein.

„Ich werde definitiv einschalten, das ist eine besondere Erinnerung“, sagte der 41-Jährige, bevor Fox Sports noch einmal seinen letzten NBA-Auftritt in der Arena der Dallas Mavericks zeigte. „In einigen Situationen könnten mir sogar die Tränen in die Augen steigen.“

Auch am 9. April 2019 musste Nowitzki tief durchatmen. Eine gigantische Lasershow und der Besuch von fünf Vorbildern um Legende Larry Bird rührten den überwältigten Superstar sichtbar, bevor er endgültig verkündet, dass dies sein letztes Heimspiel gewesen sei. „Schöner hätte ich es mir nicht vorstellen und erträumen können. Es war eine ganz besondere Nacht, und ich werde sie niemals vergessen“, erinnerte Nowitzki nun im Interview bei Fox Sports Southwest. „Diese Geschichte kann ich den Rest meines Lebens erzählen.“

Bei Twitter freute er sich über die zahlreichen elektronischen Glückwünsche, die er zu seinem Jubiläumstag erhielt. „An Tagen wie diesen vermisse ich es definitiv mehr. Danke für die Liebe“, schrieb Nowitzki zu einem Foto, das ihn beim Heim-Abschied im Scheinwerferlicht der ansonsten abgedunkelten Halle zeigte. „Die Zeit fliegt“, schrieb der deutsche Ex-NBA-Profi Detlef Schrempf, der an dem Abend ebenfalls eine Huldigung für Nowitzki gesprochen hatte. „Mach was draus.“

Einen Tag später hatte sich der NBA-Meister von 2006 in der Partie bei den San Antonio Spurs endgültig in die Basketball-Rente verabschiedet. Seitdem genießt Nowitzki all das, was während der 21 Jahre in der besten Liga der Welt kaum möglich war. Viel reisen mit seiner Ehefrau Jessica und den drei Kindern Malaika (6), Max (5) und Morris (3), Skifahren über Weihnachten.

Zuletzt war Nowitzki mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf diplomatischer Mission in Kenia. „Es ist ein Jahr her, aber es fühlt sich wie drei Jahre an“, sagte Nowitzki. „Es ist ein Jahr, über das ich ein Buch schreiben könnte, es gab niemals einen langweiligen Moment.“

Doch die weltweise Coronavirus-Pandemie überschattet derzeit auch den Ruhestand des gebürtigen Würzburgers. Seiner Familie gehe es gut, berichtete Nowitzki. „Das sind sehr schwierige und beispiellose Zeiten.“ Er höre auch fast täglich bei seinen Angehörigen und Freunden in Deutschland nach, denen es ebenfalls gut gehe. „Meine Eltern sind in dem Alter und sind gesundheitlich vorbelastet. Ich sorge mich natürlich wirklich um viele Menschen. Ich hoffe, dass alle es gut überstehen, so dass wir das hinter uns lassen können.“

Auch im US-Bundesstaat Texas sind Schulen und andere Einrichtungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie geschlossen. So ist Nowitzki derzeit in ungewohnter Rolle gefragt - als Lehrer für seine Kinder. „Das ist viel schwieriger als man denkt. Es ist sehr zeitaufwändig, es braucht viel Geduld. Es ist nicht einfach, aber es macht Spaß, Zeit mit ihnen zuhause zu verbringen“, sagte er. „Es ist schwer für die Kids, aus ihrer Routine zu sein, nicht mit ihren Freunden spielen und in die Schule gehen zu können.“