Nowitzki: „Ich habe Angst um die Zukunft meiner Kinder“

Von Von Ulrike John und Jens Marx, dpa

dpa Dallas. Basketball-Legende Dirk Nowitzki ist mit einer dunkelhäutigen Schwedin verheiratet. Dem in Dallas lebenden Würzburger gehen rassistische Vorfälle in den USA besonders nah. „Wir müssen jetzt was ändern“, fordert er inmitten der aktuellen Unruhen.

Nowitzki: „Ich habe Angst um die Zukunft meiner Kinder“

Sorgt sich um die Zukunft seiner Kinder: Dirk Nowitzki. Foto: Andreas Arnold/dpa

Superstar Dirk Nowitzki ist vom Fall George Floyd und den Rassismus-Debatten in seiner Wahlheimat USA persönlich tief getroffen.

„Ich bin am Boden zerstört und traurig, dass wir so etwas immer und immer wieder sehen. Ich habe Angst um die Zukunft meiner Kinder“, twitterte der langjährige deutsche Basketballprofi der Dallas Mavericks in der Nacht. Nowitzki ist mit der dunkelhäutigen Schwedin Jessica Olsson verheiratet, deren Mutter aus Kenia stammt. Das Paar hat zwei Söhne und eine Tochter und lebt seit über 20 Jahren in der texanischen Metropole.

Mit emotionalen Worten reagierte Nowitzki auf den Tod des Afroamerikaners Floyd, der in den USA massive Unruhen ausgelöst hat. Familien hätten seit Generationen so gefühlt, schrieb der 41-Jährige weiter: „Wir müssen jetzt etwas ändern.“ Der gebürtige Würzburger sicherte seine Stimme und seine Unterstützung zu. „Können wir freundlich und respektvoll sein, können wir zuhören und voneinander lernen? Können wir unsere Kinder erziehen?“, fragte Nowitzki.

Mit dem Herzen sei er bei der Familie Floyd und allen anderen Familien, die Rassismus und soziale Ungerechtigkeit erleben würden. Er schloss sich mit seiner Stellungnahme den Protesten und Solidaritäts-Aktionen von internationalen Sport-Stars an, nachdem Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen war. Der weiße Ex-Polizist, der Floyd sein Knie in den Nacken gedrückt hatte, muss sich wegen Totschlags und „Mordes dritten Grades“ verantworten. Er sitzt in Untersuchungshaft.

Weltweit protestieren derzeit auch Sportler gegen Rassismus und Polizeigewalt. In der Fußball-Bundesliga gab es Solidaritätsgesten, die trotz der Regeln gegen politische Äußerungen auf dem Spielfeld ungestraft bleiben werden. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes entschied, keine Verfahren gegen die beteiligten Profis einzuleiten. Diese Linie will der DFB auch im Wiederholungsfall beibehalten. Die Aktionen seien im Sinne der Werte des DFB, hieß es. Sie hätten „unseren Respekt und unser Verständnis“, sagte Verbandspräsident Fritz Keller.

Der NBA-Coach und Trainer der US-Olympiaauswahl, Gregg Popovich, hatte US-Präsident Donald Trump für sein Verhalten in den Tagen des Protests scharf kritisiert und beleidigt. „Er ist nicht nur spaltend. Er ist ein Zerstörer. In seiner Gegenwart zu sein, lässt dich sterben“, sagte Popovich dem Magazin „The Nation“ und nannte Trump einen „geistesgestörten Idioten“. „Ich bin entsetzt darüber, dass wir einen Anführer haben, der nicht sagen kann, dass schwarze Leben wichtig sind“, so der 71 Jahre alte Coach der San Antonio Spurs.

Nowitzki hatte sich schon 2017 tief enttäuscht von Trump gezeigt, als dieser Spieler aus der American-Football-Liga NFL für deren Hymnen-Protest kritisiert und die Einladung an NBA-Champion Golden State Warriors zum obligatorischen Meisterschaftsbesuch im Weißen Haus zurückzog. „Es sind schwierige Zeiten. Du musst das Beste tun, um zusammenzuhalten und die Liebe sowie all die guten Dinge anstatt die schlechten Dinge in den Nachrichten zu fördern“, sagte er damals.

Nowitzki erhielt 2019 für sein soziales Engagement das Bundesverdienstkreuz am Bande und reiste zusammen mit seiner Frau und Tochter Malaika im Februar dieses Jahres mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Staatsbesuch nach Kenia. Die 2,13 Meter große Basketball-Legende hatte im vergangene Jahr erklärt, dass er eine Greencard beantragen und einen US-Pass erhalten wolle.

In seiner alten Heimat untersagt die Basketball-Bundesliga, in der zahlreiche Amerikaner spielen, vor dem am Samstag in München beginnenden Meisterturnier ihren Profis Protestaktionen während des Spielbetriebs. „Grundsätzlich ist es so, dass politische Äußerungen im Ligabetrieb verbal oder non-verbal nicht gestattet sind“, sagte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz der Deutschen Presse-Agentur auf die Frage, ob Spieler mit Slogans auf Shirts oder Ausrüstungsgegenständen gegen Rassismus protestieren dürfen, wie dies zuletzt von Fußballprofis zu sehen war.

„Für uns gilt wie im Fußball: Wir treiben Sport und es gibt keine politischen Äußerungen in jedwede Richtung, da öffnen wir nicht die Tür“, betonte Ligachef Holz. Er sagte aber auch: „Gleichwohl hätten wir Verständnis, wenn das Thema gerade die Spieler aus den USA beschäftigt.“