Nur Zentimeter fehlen zum großen Glück

Drittligist Aspach gefällt in Würzburg mit couragiertem Auftritt und Rückkehrer Vitzthum, der fast schon abgeschrieben schien

Da war sie wieder, die Frage, ob das 0:0 nun ein gewonnener Punkt war oder der Fußball-Drittligist aus Aspach zwei verlorenen Zählern nachtrauert. Wer in die Gesichter der Beteiligten blickte, der sah: Die SG Sonnenhof war mit dem Teilerfolg beim Aufstiegskandidaten Würzburg völlig zufrieden. Dabei hatte Michael Vitzthum acht Minuten vor Schluss die große Chance zum Siegtor vergeben.

Nur Zentimeter fehlen zum großen Glück

Hatte kurz vor Schluss das Aspacher Siegtor auf dem Fuß, scheiterte aus sechs Metern aber an Würzburgs Torhüter Leon Bätge: Michael Vitzthum, der sein Saisondebüt feierte. Fotos: J. Hübner/Imago

Von Uwe Flegel

Irgendwie hätte es eine der Geschichten werden können, die fast nur im Sport geschrieben werden. Zehn Spiele lang musste der 26-jährige Blondschopf auf der Tribüne oder von der Ersatzbank aus zuschauen, wie andere am Ball waren, wenn die SG um Punkte kämpfte. Dann kam das Pokal-Achtelfinale in Essingen, in dem es auf Aspacher Seite eigentlich nur Verlierer gab und das Trainer Sascha Hildmann am Ende den Job kostete. Für Michael Vitzthum aber wurde die 2:3-Pleite zur Chance. „Ich habe ihn dort gut gesehen“, sagte Zlatko Blaskic und sprach dabei nicht nur vom 1:3, das der Linksfuß in Essingen kurz nach der Pause erzielt hatte, sondern vom gesamten Auftritt. Vitzthum war in Essingen ein Lichtblick in einem fast komplett enttäuschenden Team. Prompt nominierte ihn der Interimstrainer in Würzburg für die Startelf. Eine Überraschung, aber eine, die der Routinier dann mit einer erneut starken Leistung rechtfertigte. Und fast wäre der Mann, der bereitsin der Versenkung verschwunden zu sein schien, beim Aspacher Kampf um den zweiten Saisonsieg zum Matchwinner geworden.

Michael Vitzthum selbst gab sich danach eher zurückhaltend. „Nicht nervös, sondern eher froh, wieder zu spielen“, beschrieb der Mann mit 14 Zweit- und 140 Drittliga-Spielen auf dem Buckel seinen Gemütszustand vor seinen ersten Drittliga-Minuten in dieser Saison. Auch um seine starke Leistung gegen den fränkischen Aufstiegskandidaten machte er kein großes Aufheben. „Ich glaube, die Abstimmung hat ganz gut gepasst“, sagte er zum Zusammenspiel mit Linksverteidiger Dan-Patrick Poggenberg. Lob für Vitzthums Auftritt gab es dafür von Blaskic: „Die Aufstellung hat er sich einfach verdient.“ Und das nicht nur mit dem couragierten Auftritt bei der Pokalpleite, sondern auch, „weil er sich in all der schweren Zeit nie hängen hat lassen“, wie der 36-jährige Coach berichtete.

Komplimente gab es allerdings nicht nur für die Spieler, die erhielt auch der Trainer. „Zlatko hat in den vergangenen zwei, drei Tagen eine super Arbeit gemacht“, erkannte Würzburgs Coach Michael Schiele die sehr ordentliche Leistung der Schwaben an. Nett gemeint, hilft der SG bei der Suche nach einem Nachfolger für Sascha Hildmann aber nicht groß weiter. Fakt ist: Sowohl Blaskic wie auch dessen Co-Trainer Markus Lang und Torwarttrainer David Yelldell fehlt die Lizenz, um in der Dritten Liga die Chefrolle einnehmen zu können. Bis zum Auswärtsspiel am 28. Oktober bei 1860 München muss die SG einen Fußballlehrer gefunden haben. Das weiß Sportdirektor Ioannis Koukoutrigas, der deshalb aber nicht in Panik verfällt. „Bis jetzt stand für uns einzig und alleine das Spiel in Würzburg im Fokus. Heute Abend setze ich mich mit Michael Ferber zusammen und wir sortieren mal die vielen Kandidaten, die sich bei uns bereits gemeldet haben“, erzählte der 43-Jährige gestern. Drei, vier Namen habe er im Kopf. Geredet worden sei bislang aber noch mit niemand. Auf die Frage, ob ein junger Mann mit frischen Ideen oder ein erfahrener Coach mit Drittliga-Erfahrung gesucht wird, antwortete Koukoutrigas: „Ob jung oder alt ist mir egal. Es muss jemand sein, der mit unseren Mitteln und unserem Kader gut arbeitet.“

Dass die Qualität beim Drittletzten vorhanden ist, um auch dieses Jahr nicht abzusteigen, daran glaubt der Sportchef fest. Die Partie in Würzburg sei ein weiterer Beweis gewesen, urteilte der SG-Manager und erntete am Montagabend von niemandem Widerspruch. Auch nicht von „den geschätzten 20 Trainern, die ich hier auf der Tribüne gesehen habe“, wie Öffentlichkeitschef und Vorstandsmitglied Philipp Mergenthaler schmunzelnd anmerkte. Unter den Gesichteten: Jürgen Kramny, Ex-Coach des VfB Stuttgart.