Olympia-Bewerbung wird flexibler - Box-Verband suspendiert

dpa Lausanne. In Zukunft soll es leichter werden, Gastgeber für Olympische Spiele zu finden. Dafür hat die IOC-Session in Lausanne den Weg zu mehr Flexibilität eröffnet. Härte zeigte das IOC hingegen gegenüber dem Box-Weltverband, bestrafte aber die Athleten nicht.

Olympia-Bewerbung wird flexibler - Box-Verband suspendiert

IOC-Präsident Thomas Bach (l) spricht mit John Coates, IOC-Mitglied aus Australien. Foto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE

Das Internationale Olympischen Komitee will die Bewerbungen um Olympische Spiele wieder attraktiver und berechenbarer machen und auf potenzielle Gastgeber mehr zugehen.

Vom Box-Weltverband AIBA hat sich das IOC auf der Vollversammlung in Lausanne dagegen abgewandt und ihn wegen Finanzmissbrauchs, dunkler Machenschaften und Wettkampfmanipulation suspendiert.

„Dies ist die Evolution der Agenda 2020, da wir mit dem rasanten Wandel in der Welt Schritt halten müssen“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach nach Ende der dreitägigen Session zum neuen Bewerbungsverfahren. Deshalb wolle man nicht mehr so viele Verlierer haben. „Es ist angesichts der heutigen sozialen und politischen Verhältnisse kaum mehr möglich, dass Verlierer sich wie früher erneut bewerben“, sagte er. „Das neue Verfahren soll verhindern, dass wir einen potenziellen Kandidaten nacheinander verlieren.“

Für eine mögliche deutsche Olympia-Bewerbung eröffnet die Weiterentwicklung der Agenda 2020 des Internationalen Olympischen Komitees mehr Chancen. Mehr Dialog, mehr Flexibilität und die Möglichkeit, dass eine ganze Region, mehrere Städte oder Länder kandidieren können, sind die Kernpunkte eines Session-Beschlusses. „Es steht außer Frage, dass die Erweiterung der Regularien durch die Fortschreibung der IOC-Agenda 2020 neue Möglichkeiten schafft“, sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Eine deutsche Kandidatur wäre aber frühestens für die Winterspiele 2030 oder die Spiele im Sommer 2032 möglich und ist vor allem für die angestrebte Kandidatur der Rhein-und-Ruhr-Region eine gute Vorlage. Abgesehen von der Öffnung für grenzüberschreitende Bewerbungen ist auch die Wahl des Gastgebers sieben Jahre vor der Eröffnungsfeier nicht mehr unverrückbar. Auch Doppelvergaben wie die an Paris 2024 und Los Angeles 2028 sind in Zukunft möglich. Ebenso, dass das IOC selbst auf einen potenziellen Olympia-Gastgeber zugeht.

Das auf der IOC-Session zum Ausrichter der Winterspiele und Paralympics 2026 gewählte Mailand hat sein Olympia-Konzept bereits an den Anforderungen der Agenda 2020 nach Nachhaltigkeit, weniger Kosten, Nutzung bestehender Sportstätten und Umweltfreundlichkeit ausgerichtet. Mitbewerber Stockholm tat dies auch, scheiterte aber an der Weigerung von geforderten Garantien und der geringen Zustimmung der Schweden für Olympia. Diese Zweifel gab es in den vergangenen Jahren auch in anderen Städten und Ländern - auch in München und Hamburg, deren Bewerbungen am Bürger-Widerstand scheiterten.

Der lange Abwehrhaltung der AIBA, den desolaten und hoch verschuldeten Verband zu reformieren, setzte das IOC mit dem Rauswurf auf Zeit resolut ein Ende - ohne die Athleten darunter leiden zu lassen. Sie dürfen im nächsten Jahr in Tokio in den Ring steigen. Im Interesse der Athleten hat das IOC das Kommando über die Tokio-Qualifikation für 286 Boxer übernommen. Dabei will das IOC nach vielen Jahren offenkundiger Manipulation auch ein faires Kampfrichter- und ein funktionierendes Doping-Kontrollsystem schaffen. „Ich hoffe, die AIBA findet einen Ausweg aus der Krise“, sagte Nenad Lalovic, Chef der IOC-Untersuchungskommission und Ringer-Weltpräsident. „Haben sie keinen Erfolg, wird ihre Zukunft nicht rosig ausfallen.“