Olympisches Improvisieren: Rettungsplan der Tokio-Macher

Von Von Christian Hollmann und Lars Nicolaysen, dpa

dpa Lausanne. Die Olympia-Organisatoren von Tokio werden die Zweifel an ihren bereits verlegten Sommerspielen nicht los. Ein flexibler Notfall-Plan soll das weltgrößte Sportereignis retten. Am 17. Juli wollen die Gastgeber dem IOC einen Zwischenbericht vorlegen.

Olympisches Improvisieren: Rettungsplan der Tokio-Macher

Ein flexibler Notfall-Plan soll die verschobenen Sommerspiele retten. Foto: Eugene Hoshiko/AP/dpa

Für die Rettung der Sommerspiele in Tokio setzt IOC-Chef Thomas Bach alle Hoffnungen in die Improvisationskünste der Olympia-Macher.

Von einer Vielzahl an Notfall-Szenarien sprach der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, bevor am folgenden Tag die japanischen Gastgeber bei der ersten Online-Session in der Geschichte des IOC ihr Maßnahmenpaket für die ins nächste Jahr verschobenen Spiele vorstellen wollen. Olympioniken in Quarantäne, extra gelockerte Einreisebestimmungen für Athleten und Funktionäre und ein umfassendes Hygienekonzept für ein aufs Minimum reduziertes Sportfest - so könnte der Corona-Plan für Tokio 2021 aussehen.

„Da gibt es sehr gute Fortschritte“, lobte Bach die Organisatoren. Geisterspiele in leeren Arenen aber will das IOC unbedingt vermeiden. „Olympische Spiele hinter verschlossenen Türen ist etwas, das wir nicht wollen“, sagte Bach in Lausanne nach Beratungen der IOC-Exekutive, die eigentlich kurz vor der ursprünglich für 24. Juli vorgesehenen Olympia-Eröffnung in Tokio stattfinden sollten.

Doch auch nach der Verschiebung werden die Olympia-Macher die Zweifel an einer Austragung des weltgrößten Sportereignisses einfach nicht los. Einer jüngsten Umfrage zufolge glauben 77 Prozent der Japaner nicht, dass die Sommerspiele im kommenden Jahr wirklich in Tokio stattfinden können. Selbst wenn noch vor der nun für 23. Juli 2021 geplanten Eröffnung in Tokio ein Impfstoff gegen das Virus gefunden ist, bezweifeln Experten, dass die Folgen der Pandemie rechtzeitig bewältigt sind und die Sportwelt bereit für das Mega-Ereignis ist.

„Wir haben viele Sorgen darüber gehört, ob Olympia und die Paralympics tatsächlich ausgetragen werden können, und auch Vorschläge, die Spiele abzusagen“, räumte der Präsident von Japans Olympischem Komitee, Yasuhiro Yamashita, ein. Ein Anstieg der täglichen Neuinfektionen vor allem in Tokio hatte zuletzt in Japan die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle geschürt. „Wir durchleben eine Situation, die niemand vorher erlebt hat, und wollen uns darauf konzentrieren, was wir jetzt zu tun haben“, sagte Yamashita.

In kniffligen Verhandlungen haben die Gastgeber inzwischen wohl fast alle Wettkampfstätten auch für das kommende Jahr wieder sichern können. Offen war zuletzt noch, ob auch das olympische Dorf dann in vollem Umfang genutzt werden kann. Klar ist aber, dass die Verlegung die Japaner und auch das IOC hunderte Millionen Euro zusätzlich kosten wird. Deshalb drängen die Planer in Tokio auf massive Einsparungen bei Pomp und Programm.

„Wir wollen, dass diese Spiele genügsame Spiele sind, die sich auf das Wesentliche, den Geist und die Botschaft dieser Olympischen Spiele konzentrieren“, sagte IOC-Chef Bach. Wie das genau aussehen soll, daran arbeitet seit der Olympia-Verlegung Ende März eine Taskforce. Auf der 136. IOC-Session, die wegen der Pandemie statt als zeremonielles Hochamt in Tokio nun als Video-Konferenz angesetzt ist, werde es „einen vollständigen Bericht“ zum Zwischenstand der Planungen geben, kündigte Bach an.

Dass die für 2022 in Senegals Hauptstadt Dakar geplanten Olympischen Jugendspiele um vier Jahre auf 2026 verlegt wurden, sei kein Signal für ähnliche Überlegungen in Richtung Tokio, beteuerte Bach. Die Situation sei nicht vergleichbar. Immer wieder haben das IOC und die Gastgeber bekräftigt, dass eine weitere Verschiebung der Sommerspiele ausgeschlossen ist. Wenn auch 2021 wegen der Corona-Pandemie kein Olympia in Tokio möglich ist, sollen die Spiele abgesagt werden.

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