Party-Pause: Eintracht sucht neue Europa-Identität

dpa Frankfurt/Main. Wild, offensiv und attraktiv: Der Auftakt gegen Arsenal war ein Europapokal-Spiel, wie man es von Eintracht Frankfurt gewohnt ist - nur mit ganz anderem Ausgang. Die Gründe dafür sind offensichtlich.

Party-Pause: Eintracht sucht neue Europa-Identität

Bukayo Saka (r) stellte die Frankfurter Abwehr vor Probleme. Foto: Uwe Anspach

Ein bisschen Sehnsucht nach seiner furiosen „Büffelherde“ und den glorreichen Europa-League-Abenden konnte Adi Hütter nicht verbergen.

Am spektakulären 0:3 gegen den Vorjahresfinalisten FC Arsenal gefiel dem Trainer von Eintracht Frankfurt vieles - nur nicht das ernüchternde Ergebnis. „Man darf eins nicht vergessen: Wir haben Spieler zu ersetzen, die letztes Jahr viele Tore gemacht haben“, sagte Hütter in wohliger Erinnerung an das Sturmtrio Luka Jovic, Sébastien Haller und Ante Rebic, das den Verein in diesem Sommer kollektiv und für insgesamt mehr als 100 Millionen Euro verlassen hat.

Die fast schon gewohnte Frankfurter Europapokal-Party erhielt auch wegen des Fehlens der drei Super-Stürmer einen erheblichen Dämpfer. „Wir stehen leider mit 0:3 da, ich habe trotzdem eine sehr ansprechende Leistung gesehen“, sagte Hütter, der den Chancenwucher bemängelte und dem das zu deutlich ausgefallene Ergebnis sichtlich zu schaffen machte. Dass der Österreicher doch noch mit einem kleinen Grinsen in die Nacht gehen konnte, dafür sorgte Kult-Coach Dragoslav „Stepi“ Stepanovic, der aus der letzten Reihe des Presseraums lautstark rief: „Lebbe geht weider.“

Anstelle von Haller, Jovic und Rebic stehen nun Sturmkante Bas Dost sowie die beiden Portugiesen André Silva und Goncalo Paciencia. Was aussieht wie ein sehr ordentliches Sturmdreieck, hat in diesem Jahr aber auch mit dem Maßstab von 57 Pflichtspiel-Toren der Vorgänger zu kämpfen.

„Die Jungs brauchen noch ein bisschen Zeit. Speziell die beiden Stürmer, die spät zu uns gestoßen sind. Wichtig ist, dass wir uns Chancen herausarbeiten“, sagte Hütter. Die nächste Möglichkeit auf Wiedergutmachung gibt es schon am Sonntag (18.00 Uhr/Sky) gegen Borussia Dortmund.

Für die Aufgabe gegen den BVB kündigte der Österreicher Veränderungen in der Startelf an. „Sie spielen ähnlich wie Arsenal, personell werden wir aber sicher nicht die gleiche Mannschaft auf den Platz bringen wie gestern“, sagte Hütter am Freitag, den feinen Zwirn hatte er nach einer Nacht gegen einen Trainingsanzug getauscht. Sebastian Rode fällt nach einem Schlag aufs Knie weiter aus, stattdessen könnten Evan Ndicka, Timothy Chandler und Goncalo Paciencia ihre Chance erhalten.

Für ihre ordentliche Leistung hatten die 47 000 Fans ihre Helden am Donnerstag mit lautstarken Gesängen und reichlich Applaus belohnt. Die Party fiel für den Halbfinalisten des Vorjahres diesmal zwar aus, eine besondere Europa-Nacht wurde es aber auch ohne Jubel und drei Punkte. „Die Fans in der Kurve haben ein sehr gutes Gespür. Diese Szenen machen den Klub, das macht Eintracht Frankfurt aus“, sagte Sport-Vorstand Fredi Bobic. Der frühere Torjäger weiß dennoch, dass das 0:3 durch Tore von Joe Willock, Bukayo Saka und Pierre-Emerick Aubameyang den Druck auf die Hessen deutlich erhöht. Schon im zweiten Gruppenspiel bei Vitoria Guimaraes sollten dringend Punkte her.

Die Portugiesen und Standard Lüttich sind mit dem englischen Topclub nicht zu vergleichen. „Wir haben gegen den klaren Favoriten der Gruppe gespielt, dessen Qualität wir gesehen haben“, befand Hütter. Angreifer Dost fügte an, man müsse die Siege gegen Lüttich und Guimaraes einfahren, wenn man international überwintern wolle.

Dafür muss die Eintracht schnell wieder effizienter werden. „Wir werden weiter arbeiten mit den Jungs. Sie haben bewiesen, dass sie Tore schießen können“, beschrieb Hütter. Der frühere Wolfsburger Dost war an einem Abend der verpassten Chancen das Eintracht-Sinnbild: engagiert, motiviert, im Abschluss aber nicht cool genug. „Für mich persönlich sehe ich noch Luft nach oben, ich kann es besser“, sagte der Niederländer.