Paukenschlag: Kittel verzichtet auf die Tour

31-Jähriger löst Vertrag bei Katusha auf und lässt seine Zukunft offen

Berlin /SID - Der Kopf ist blockiert, die Lockerheit vergangener Tage verschwunden, die Zukunft als Radprofi ungewisser denn je: Der deutsche Sprintstar Marcel Kittel hat nach monatelangen Turbulenzen für einen Paukenschlag gesorgt und zwei Monate vor der Tour de France seinen Vertrag beim Team Katusha-Alpecin vorzeitig aufgelöst. Der fast 31-Jährige nimmt auf unbestimmte Zeit eine Pause vom Profi-Radsport, die Tour 2019 findet im Sommer ohne ihn statt.

Der mit 14 Erfolgen erfolgreichste deutsche Etappensieger der Frankreich-Rundfahrt will Abstand gewinnen und seine Zukunft neu überdenken. „In den letzten zwei Monaten hatte ich das Gefühl, erschöpft zu sein“, teilte Kittel am Donnerstag in einem ausführlichen Statement mit: „Momentan kann ich nicht auf höchstem Niveau trainieren und Rennen fahren.“

Er wolle sich Zeit für sich nehmen, über seine Ziele nachdenken und dann neue Pläne schmieden. „Es war ein langer Entscheidungsprozess für mich, in dem ich eine Menge Fragen aufgeworfen habe, wohin mein Weg als Person und Athlet gehen soll und was wirklich wichtig für mich ist“, erklärte der Thüringer, der ein Karriereende ausschloss: „Ich würde in der Zukunft gerne wieder Rennen fahren. Das ist die größte Herausforderung meiner Karriere, und ich nehme sie an.“

Kittel ist einer der besten deutschen Sprinter der Radsportgeschichte, doch bereits seit Längerem steckt der gebürtige Arnstädter in einer Krise. Sie gipfelt nun in dem wahrscheinlich vorzeitigen Saisonende und einer Ausnahmesituation für den erfolgsgewohnten blonden Hünen. Schon in seinem Premierenjahr für Katu­sha-Alpecin waren ihm 2018 nur zwei Siege gelungen, die verkorkste Saison fand in den teaminternen Querelen mit Sportdirektor Dmitri Konyschew bei der Tour ihren Tiefpunkt.

„Von nun an werde ich mein Glück und meine Freude über alles stellen und nach Wegen suchen, dies auch in meiner Zukunft zu finden“, sagte Kittel: „Ich bin sehr gespannt, was kommen wird.“ Katusha-Teammanager José Azevedo äußerte für Kittels Entscheidung Verständnis und Bedauern. Der Portugiese merkte an: „Er ist ein Champion.“