Red-Bull-Teamchef über Neustart: Drakonische Maßnahmen

Von Von Martin Moravec, dpa

dpa Spielberg. Eine Schrumpfkur soll der Formel 1 einen Neustart in Österreich ermöglichen. „Eine Blase der Isolation“, kündigt Ross Brawn an. Red-Bull-Teamchef Christian Horner spricht sogar von drastischen Sicherheitsmaßnahmen. Zweifel am Konzept bleiben.

Red-Bull-Teamchef über Neustart: Drakonische Maßnahmen

Christian Horner ist der Teamchef von Red Bull Racing. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Mit einem Mini-Aufgebot und weiteren drastischen Sicherheitsmaßnahmen hofft die Formel 1 auf einen Neustart in der Corona-Krise.

„Natürlich werden die Überprüfungen, Testungen und Beschränkungen ziemlich drakonisch sein“, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner dem Fachmagazin „Autosport“ über den angepeilten Auftakt Anfang Juli in Österreich. „Wenn sie aber dem Sport erlauben, wieder zu starten, wird das eine Blaupause für nachfolgende Kurse sein.“

Die Formel 1 plant derzeit mit einer Rückkehr auf die Rennstrecke am 5. Juli auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg. Es würden keine Fans auf dem Kurs erlaubt sein. Eine Woche später soll gleich der zweite Grand Prix ebenfalls in Österreich ausgetragen werden. Insgesamt wollen die Formel-1-Bosse zwischen 15 und 18 Grand Prix in den Kalender zwängen.

Auf ihre lieb gewonnen und teilweise hipp-luxuriösen Motorhomes werden die Teams vorerst verzichten müssen. Formel-1-Direktor Ross Brawn gab beim britischen Sender Sky Sports noch weitere Einblicke. „Wir müssen eine Umwelt schaffen, die selbst eine kleine Blase der Isolation ist“, erklärte der 65-Jährige: „Die Teams bleiben in ihrer eigenen Gruppe, sie werden sich nicht mit anderen Teams mischen. Und sie werden in ihren Hotels bleiben“, betonte Brawn.

Zudem werde jeder vorher getestet, nur wer die Erlaubnis bekommt, darf ins Fahrerlager. Die Zahl ist begrenzt, ins Details ging Brawn nicht. Alle zwei Tage sollen sie aber erneut auf das Virus Sars-CoV-2 getestet werden, der auch die Formel 1 zum Stillstand gebracht hat.

Die ersten zehn Saisonläufe der Königsklasse bis Ende Juni wurden schon abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Ein Neustart in Spielberg sei nur mit einem schlüssigen Sicherheitskonzept möglich, hatte Österreichs Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) vor Kurzem gesagt. „Nur unter strikten, strengen Bedingungen werden wir solche Veranstaltungen zulassen und natürlich, ich glaube das versteht sich in der Situation von selbst, ohne Massenpublikum.“

Horner sprach davon, dass die Zahl der Teammitglieder auf jeweils höchstens 80 begrenzt werde. Sie müssen auch alle zusammen reisen, erzählte der frühere Teamchef von Sebastian Vettel. Das Fahrerlager würde also erheblich begrenzt werden, unter anderen Vip-Besucher würde es auch nicht geben.

„Wir müssen natürlich alle auch erst einmal schauen, wie wir aus unseren Heimatländern rauskommen und auch wieder rein nach so einer Rennwoche. Aber ich denke, die Vorbereitungen sind ziemlich weit fortgeschritten, gleichzeitig müssen wir abwarten, was in den nächsten Wochen passiert“, sagte der deutsche McLaren-Teamchef Andreas Seidl den TV-Sendern RTL/ntv.

Sieben von zehn Rennställen haben ihre Fabriken in England. Ferrari und Alpha Tauri besitzen Zentralen in Italien, Alfa-Romeo-Sauber in der Schweiz. Eine Einreise der Teammitglieder nach Österreich würde nur mit einem negativen Test auf den Erreger Sars-CoV-2 erlaubt werden. „Die ganze Situation ist nach wie vor sehr dynamisch und kann sich täglich ändern“, mahnte Seidl. „Wir sind im Moment in enger Abstimmung mit den anderen Teams und der Formel 1, um ein detailliertes Konzept auszuarbeiten, wie wir dieses Rennwochenende, oder diese Rennwoche, in Österreich fahren würden.“

Nach Seidls Einschätzung darf die Formel 1 bei den erforderlichen Tests jedoch keine Sonderrolle einnehmen. „Es wird wichtig sein, dass wir diese Rennwoche nur dann durchziehen, wenn sichergestellt ist, dass in den einzelnen Ländern genügend Tests vorhanden sind, genug Equipment, um erst einmal die Bevölkerung zu beschützen und zu versorgen“, meinte der 44-Jährige. „Es wäre nicht verantwortlich, wenn wir hier Gesundheitsmaterial und -ressourcen verbrennen würden, und gleichzeitig im Land die Versorgung für die Bevölkerung noch nicht sichergestellt ist.“