Relegation oder nächstes Fiasko: HSV hofft auf FCH-Patzer

Von Von Franko Koitzsch, Tobias Brinkmann und Nils Bastek, dpa

dpa Hamburg. Dem HSV droht die dritte Zweitligasaison in Serie. Und wieder ist der Traditionsverein von der Konkurrenz abhängig. Heidenheim hat die bessere Ausgangsposition. Erlebt der HSV erneut eine sportliche Pleite?

Relegation oder nächstes Fiasko: HSV hofft auf FCH-Patzer

Relegation oder nochmal 2. Liga: Wohin führt der Weg vom HSV und Trainer Dieter Hecking?. Foto: Stuart Franklin/Getty Images Europe/Pool/dpa

Für den Hamburger SV geht es mal wieder um alles: Sprung in die Relegation oder die dritte Strafrunde in der 2. Fußball-Bundesliga. 

Wie so häufig in den vergangenen Jahren muss der Traditionsverein am letzten Spieltag zittern und auf Patzer der Konkurrenz hoffen. „Wenn wir es am Ende schaffen, haben wir es verdient“, sagte HSV-Trainer Dieter Hecking. „Wenn wir es nicht schaffen, haben wir es auch verdient.“

Am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) haben die Norddeutschen im Heimspiel gegen den SV Sandhausen die letzte Chance, jenes Fiasko, das sie schon im Vorjahr ereilte, zu verhindern. Auch in der vergangenen Saison waren sie als Vierte in den letzten Spieltag gegangen - und zogen am bitteren Ende mit leeren Händen und hängenden Köpfen auch wieder ab. Nicht wenige unken, der einstige Europapokalsieger der Landesmeister wäre jetzt auf den Titel „Dino der 2. Liga“ scharf.

Arminia Bielefeld ist aufgestiegen, der VfB Stuttgart zu 99 Prozent. Für den HSV bleibt nur die Chance auf die Relegation. Das Vertrackte an der Sache: Die Hamburger haben es nicht mehr in der eigenen Hand. Selbst ein Sieg könnte nicht reichen für Rang drei, der zum Duell mit dem Drittletzten der Bundesliga (Düsseldorf oder Bremen) berechtigt. Denn den hat der 1. FC Heidenheim mit einem Punkt Vorsprung inne. Gewinnen die Württemberger beim Zweitliga-Meister Bielefeld, kann der HSV spielen wie er will. Er könne sich allerdings nicht vorstellen, dass die Bielefelder „die Füße hochnehmen“, sagte Hecking.

Vor einer Situation hat der HSV geradezu panische Angst: nach 90 Minuten das gewünschte Resultat knapp erreicht zu haben und dann einige Minuten Nachspielzeit überstehen zu müssen. In acht Spielen nach der Corona-Pause kassierten die Hamburger viermal in der Zusatzzeit einen Gegentreffer und verschenkten so sechs (!) Punkte. „Das hat nichts mit Glück oder Pech zu tun, sondern ist einfach schlechtes Abwehrverhalten“, haderte Hecking. Der Coach will auch bei verpasstem Aufstieg bleiben. Das ist auch Boldts Wunsch. Der HSV will etwas Neues versuchen: Kontinuität.

„Mit jedem Misserfolg wächst die Anspannung, daher sind die Spieler nicht so frei, wie sie es sein könnten“, gestand Hecking, der sich in Patrick Esume einen Mentaltrainer ins Team geholt hat. „Zwei, drei Tage“ hätten seine Profis nach dem 1:2 gegen Heidenheim in der Vorwoche gebraucht, „um die Köpfe wieder hochzunehmen“. Die Abwehr, die ohnehin nicht den sichersten Eindruck hinterlässt, muss gerade jetzt einen Tiefschlag hinnehmen. Innenverteidiger Timo Letschert fällt mit einer Knieverletzung aus. Rückkehrer Ewerton, der lediglich vier Saisoneinsätze hat, ist ein Unsicherheitsfaktor. Zudem fehlt Abwehr-Allrounder Jordan Beyer wegen der fünften Gelben Karte.

Eine Drucksituation vor dem ungleichen Fernduell mit dem HSV spüren die Heidenheimer nicht. Der Aufstieg ist kein Muss, ein Rückschlag nicht das Ende aller Träume. „Und wenn es jetzt nicht klappt, dann werden wir nächste Saison keinesfalls sagen, wir müssen unbedingt wieder dahin. Sondern dann werden wir wieder demütig in die neue Runde gehen“, erklärte Vorstandschef Holger Sanwald in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstag-Ausgabe). „Die Zielsetzung Erste Bundesliga kann es in Heidenheim nicht geben, dafür sind wir nicht aufgestellt.“

Dennoch ist der Underdog heiß auf Platz drei. „Wenn wir in Führung waren, haben wir jedes Spiel gewonnen“, sagte Trainer Frank Schmidt und beteuerte: „Die Spieler haben einen großen Hunger auf Erfolg.“ Schmidt sitzt schon seit 2007 auf der Trainerbank und ist der dienstälteste Coach im deutschen Profifußball. Die Hamburger hatten in der Zeitspanne 16 Trainer.

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