Rufe nach Corona-Lockerungen in der Liga

dpa Berlin. Das Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga greift. Bislang konnten die ersten vier Spieltage nach der Corona-Zwangspause problemlos durchgezogen werden. Der Wunsch nach Lockerungen wird größer.

Rufe nach Corona-Lockerungen in der Liga

Wünscht sich eine Nachjustierung beim Hygiene- und Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball Liga: Rudi Völler. Foto: Marius Becker/dpa

Nach der bislang erfolgreichen Umsetzung des Hygiene- und Sicherheitskonzepts an den ersten vier Spieltagen werden in der Fußball-Bundesliga Rufe nach Lockerungen laut.

„Mittlerweile ist es schwer nachvollziehbar, dass Menschen in Cafés ohne Mundschutz ihren Cappuccino trinken dürfen, während unsere Co-Trainer, die Ersatzspieler und wir Offiziellen auf der Tribüne mit großem Abstand und an der frischen Luft noch eine Maske tragen müssen“, sagte Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler der „Bild“. Das vorliegende Konzept sei vor sechs Wochen geschrieben worden, „als die Zahlen viel dramatischer waren“.

Manager Horst Heldt vom 1. FC Köln sieht das genauso. „Grundsätzlich ist das Hygiene-Konzept exzellent“, sagte der 50-Jährige am Donnerstag in einer virtuellen Pressekonferenz: „Aber sechs Wochen später ist es im Verhältnis zu dem, was um uns rum passiert, vielleicht nicht mehr zeitgemäß.“

Auch Paderborns Trainer Steffen Baumgart ist der Meinung, „dass man einiges überdenken kann“. Beispielhaft nannte der 48-Jährige die Arbeit von Medienvertretern. „Wir haben Kameraleute, die mit Maske arbeiten, bei denen im Umkreis von 30 Metern keiner rumsteht. Wir haben Reporter, wir haben von Sky Jungs, die auch ihre Arbeit machen müssen, wo du die Hälfte nur verstehst, weil sie einen Knödel im Mund haben oder anders ausgedrückt: weil sie mit Maske davor arbeiten, obwohl wir drei Meter voneinander entfernt sind.“

Mahnende Worte kommen dagegen aus Berlin. Er könne zwar persönlich verstehen, dass mit den Bildern von der immer weiteren Lockerung der Corona-Maßnahmen auch der Wunsch größer werde, das Konzept nochmals nachzujustieren, sagte Hertha-Manager Michael Preetz, gab jedoch zu bedenken: „Aber wir sind gut beraten, die Vorgaben auch umzusetzen. Wir waren die erste Liga im europäischen Spitzenfußball, die den Spielbetrieb wieder aufnehmen konnte. Und am Ende guckt die ganze Welt auf die Bundesliga.“

Ähnlich äußerte sich Sportchef Alexander Rosen von der TSG 1899 Hoffenheim. „Tatsächlich geht es doch um die Vorbildfunktion“, sagte er. „Ich glaube nicht, dass man sich intensiv Gedanken darüber machen muss, wie man die nächsten drei Wochen anders gestaltet. Wenn es in der neuen Saison wieder losgeht, wird es sicher neue Anpassungen geben müssen.“

Die Bundesliga hatte als erste große Liga in Europa am 16. Mai den Spielbetrieb wieder aufgenommen. Seitdem hatte es keine Spielabsagen wegen Corona-Fällen gegeben. Lediglich Zweitligist Dynamo Dresden musste zwei Wochen später in die Saison starten, weil die Mannschaft nach Positivfällen vor dem Neustart noch in Quarantäne war.

Zumindest mit Blick auf die neue Saison regte Heldt Änderungen an. „Ich bin dafür, dass wir das Konzept zur neuen Saison hinterfragen und anpassen. Ob ein Journalist, der vier Meter um sich rum keinen sitzen hat, auf der Tribüne eine Maske tragen muss, ist vielleicht eine Diskussion wert. Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.“

Völler bekräftigte ebenfalls, dass es wichtig gewesen sei, das Konzept in der Coronavirus-Krise so rigoros umgesetzt zu haben. „Die Situation hat es zu dem Zeitpunkt so verlangt“, betonte er. Über eine Teilöffnung für Zuschauer sollte man beispielsweise erst nach dem Ende der Saison diskutieren.

In einigen Ländern dürfen bereits in dieser Saison wieder Zuschauer in die Stadien. So ist in Bulgarien bei Fußballspielen ab dem 5. Juni eine Auslastung von 30 Prozent erlaubt. Außerdem muss ein Abstand zwischen den Zuschauern von mindestens zwei Plätzen eingehalten werden. In Russland dürfen beim Wiederbeginn ab dem 19. Juni maximal zehn Prozent der Plätze belegt werden.