Schalkes Abstiegsnot immer größer - Bekenntnis zu Baum

Von Von Ulli Brünger, dpa

dpa Gelsenkirchen. Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider spricht nach 26 Bundesliga-Spielen ohne Sieg von „Horrorzahlen“, bekennt sich aber zu Trainer Manuel Baum. Der Revierclub muss bis Weihnachten dringend siegen, sonst ist der Abstieg kaum noch zu vermeiden.

Schalkes Abstiegsnot immer größer - Bekenntnis zu Baum

Schalkes Benito Raman sitzt nach dem Abpfiff auf dem Rasen. Foto: Guido Kirchner/dpa

Die Suche nach einem Ausweg aus der sportlichen Dauerkrise wird für den FC Schalke 04 zum Wettlauf gegen die Zeit. Bis Weihnachten bleiben dem Tabellenletzten nur noch drei Bundesligaspiele gegen Mitkonkurrenten, um die Schreckensserie zu beenden und die Wende einzuleiten.

„Es bringt nichts, wenn wir uns an den Horrorzahlen festmachen“, sagte Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider nach dem 0:3 gegen Bayer Leverkusen. „Wir müssen Stück für Stück sehen, dass wir wieder besser Fußball spielen. Dass wir wieder in die Lage kommen zu punkten. Das allein ist entscheidend.“

Doch wie soll das gehen? Drei Punkte und 6:31 Tore nach zehn Spielen - das ist die Bilanz eines Absteigers und exakt die gleiche, die Tasmania Berlin in der Saison 1965/66 zum selben Zeitpunkt aufwies. Damals hatte der schlechteste Bundesligist der Geschichte (31 Spiele ohne Sieg) immerhin schon einen Erfolg verbucht. Schalke baute seine Negativserie auf nun schon 26 Spiele ohne Sieg aus.

Am nächsten Sonntag ist Trainer Manuel Baum mit seinem Team bei seinem Ex-Club FC Augsburg zu Gast. Es folgen die Heimspiele gegen den SC Freiburg (16. Dezember) und Arminia Bielefeld (19. Dezember). Drei Gegner, die vermeintlich auf Augenhöhe sind und ebenfalls um den Klassenverbleib kämpfen. Der Druck des Gewinnen-Müssens wird immer größer, vier Punkte Rückstand sind es schon auf den Relegationsrang. „Jedes einzelne Spiel ist extrem schwer“, sagte Schneider.

Viele Optionen hat der Revierclub nicht mehr. Mit dem frühen Trainerwechsel von David Wagner zum nicht minder glücklosen Baum und der Suspendierung der Ego-Profis Amine Harit und Nablil Bentaleb wurden schon einige Maßnahmen probiert. Einen weiteren Tausch des Chefcoaches schloss Schneider aus. Die Frage, ob er Baum die Wende zutraut, beantwortete der Sportchef bei Sky kurz und knapp mit „Ja“.

Zumindest die Begnadigung von Kreativ-Spieler Harit ist laut Baum „ein Thema“, ein Allheilmittel wäre sie sicher nicht. Vielmehr muss der Trainer die Fehler abstellen, die trotz des beherzten Auftritts bei zwei Standardsituationen zu Gegentoren führten. „Wir sind mehr gelaufen, mehr gesprintet, wir hatten mehr Tempoläufe, wir haben leidenschaftlich verteidigt - aber wie wir die Gegentore bekommen und das Spiel herschenken, das ist einfach zu billig“, sagte Baum.

Malick Thiaw hatte die Niederlage nach einer Ecke von Bayer-Profi Leon Bailey per Eigentor in der 10. Minute eingeleitet. Julian Baumgartlinger (67.) erhöhte nach einer Bailey-Ecke auf 2:0, ehe noch Patrik Schick (78.) traf. „Gerade bei Standardsituationen müssen wir besser verteidigen“, klagte Baum. Der junge Verteidiger Thiaw gab zu, dass er sich beim Eigentor „ein bisschen dumm angestellt“ habe, auch wenn er von Aleksandar Dragovic hart bedrängt wurde. Der 19-Jährige suchte nicht nach Ausflüchten: „Natürlich schiebt er mich ein bisschen, aber ich muss mich cleverer anstellen.“

Dass die läuferisch und kämpferisch überzeugenden Schalker selbst die größte Chance durch Steven Skrzybski (72.), der per Elfmeter an Bayer-Keeper Lukas Hradecky scheiterte, nicht nutzen konnten, passt ins Bild eines Teams, bei dem nichts funktionieren will. „Das war ein Stück weit sinnbildlich für unsere Situation“, sagte Baum. „Aber ich mache Steven keinen Vorwurf.“

An Torwart Michael Langer, der nach seinem Debüt für den VfB Stuttgart im März 2007 zu seinem zweiten Bundesliga-Einsatz kam und die verletzten Frederik Rönnow und Ralf Fährmann vertrat, ließ sich die Pleite nicht festmachen. Der 35-Jährige hielt, was zu halten war, und versprach: „Es ist eine ganz schwierige Zeit. Wir müssen zusammenstehen und werden kämpfen, dass wir da rauskommen.“

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