Schmerzhafter Rückschlag für HSV: „Nicht zu kritisch sehen“

dpa Hamburg. Der HSV behält trotz der ersten Saison-Niederlage die Ruhe. Trainer Dieter Hecking will das schmerzhafte 0:2 beim Stadtrivalen in Ruhe aufarbeiten und gegen Energie Aue neu angreifen. Seinen Verlierern stärkt er den Rücken.

Schmerzhafter Rückschlag für HSV: „Nicht zu kritisch sehen“

Kassierte mit seinem Team die erste Niederlage der Saison: HSV-Trainer Dieter Hecking. Foto: Daniel Bockwoldt

Auch nach der schmerzhaften Derby-Pleite wollten die Leader beim Hamburger SV keine Panik aufkommen lassen. Trainer Dieter Hecking begann keine zwölf Stunden nach der historischen 0:2-Niederlage beim Stadtrivalen FC St. Pauli mit der Aufarbeitung des Rückschlags.

„Es ist mir wichtig, dass wir das sofort analysieren, und dann muss es auch gut sein“, sagte der 55-Jährige. „Wir dürfen die Dinge jetzt auch nicht zu kritisch sehen. Der beste Weg, die Niederlage zu verarbeiten, ist, gegen Aue am Sonntag ein gutes Spiel zu machen und drei Punkte einzufahren.“

Kapitän Rick van Drongelen sah es genauso und sagte: „Es ist eine große Enttäuschung für den gesamten HSV, aber nicht das Ende der Welt.“ Durch die von Schmähgesängen begleitete erste Pflichtspiel-Niederlage beim Kiezclub seit 1960 verpasste der HSV zwar die Rückkehr auf Platz eins der 2. Fußball-Bundesliga, doch das werde die Mannschaft „nicht umhauen“, meinte der Niederländer.

Der Abwehrchef war allerdings vor allem von sich enttäuscht, dass er per Eigentor (63.) für die Entscheidung gesorgt hatte. „In dem Augenblick hätte ich mich selbst töten können“, stellte er mit drastischen Worten fest.

Einen ähnlichen Einbruch wie in der abgelaufenen Rückrunde, als der frühere Dauer-Bundesligist nach einem 4:0-Sieg in sich zusammenfiel und den sicher geglaubten Aufstieg verspielte, erwartet aber niemand beim HSV. „Wir werden zwei, drei Tage daran zu knabbern haben. Dann gilt es, gegen Aue die richtige Reaktion zu zeigen“, meinte Spielmacher Aaron Hunt.

Als Garant dafür, dass der Rückschlag richtig eingeordnet und ordentlich verarbeitet wird, gilt Hecking. Ruhig und sachlich, aber auch selbstkritisch arbeitete er bereits mitten im St.-Pauli-Partyhaus am Millerntor den ersten Ausrutscher seines runderneuerten Teams in der jungen Saison auf. „Dass wir nicht vor Rückschlägen gefeit sein würden, war klar“, meinte er. „Wir befinden uns in einem Prozess, aber wir müssen das jetzt abschütteln.“

Dass der HSV nach zuletzt vier Siegen ausgerechnet im Derby leer ausging, hatten sich die Spieler selbst zuzuschreiben. Sie verpennten die ersten 30 Minuten, kassierten durch Dimitrios Diamantakos (18.) das 0:1 und betrieben bis zum 0:2 Chancenwucher. „Als wir nach einer halben Stunde endlich im Spiel drin waren, haben Durchschlagskraft und Effizienz gefehlt“, monierte Hecking.

Möglicherweise wäre das Spiel anders verlaufen, wenn Schiedsrichter Sven Jablonski (Bremen) den Treffer von Lukas Hinterseer (45.) anerkannt hätte. Doch der Ball soll nach seiner Ansicht vor Bakery Jattas Flanke im Aus gewesen sein. Das konnte aber selbst per Videoüberprüfung nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.

„Der Fehler liegt darin, dass wir auf der für mich wichtigsten Linie im Stadion keine Kamera haben. Wenn die Torlinie nicht im Fokus ist, haben wir ein Problem. Das war heute der Fall“, kritisierte Hecking. Dennoch hielt er es für „müßig, darüber zu debattieren“. Denn auch das sei letztlich nicht spielentscheidend gewesen. „Wir hatten genug Chancen, um ein besseres Ergebnis zu erzielen.“