Schöne Bescherung für Mourinho

Manchester United trennt sich nach Talfahrt vom portugiesischen Trainer – Wunschkandidat als Nachfolger ist Zinédine Zidane

Manchester /SID - Kurz vor Heiligabend 2018, da wartete eine schöne Bescherung auf José Mourinho: Der englische Fußballrekordmeister Manchester United hat dem längst entzauberten „special one“, wie der Trainer sich selbst gerne nannte, wenige Tage vor dem christlichen Weihnachtsfest den Laufpass gegeben. Die Trennung war den Red Devils gerade mal 65 Worte auf sieben dürren Zeilen wert.

„Manchester United gibt bekannt, dass Manager José Mourinho den Club mit sofortiger Wirkung verlassen hat“, hieß es am Montagmorgen um 9.45 Uhr Ortszeit auf der Internetseite des Vereins. Das 1:3 bei Jürgen Klopps FC Liverpool am vergangenen Sonntag hat den streitbaren Portugiesen den Job gekostet. Als Wunschkandidat für die Nachfolge galt zuletzt Zinédine Zidane, der seit seinem dritten Champions-League-Sieg mit Real Madrid Ende Mai arbeitslos ist.

Weil United allerdings bekannt gab, bis Saisonende eine Interimslösung installieren zu wollen, fällt auf der Insel nun ein anderer Name: Mauricio Pochettino (46), der argentinische Coach von Tottenham Hotspur. Zunächst soll Michael Carrick (37) übernehmen. Der frühere englische Nationalspieler hatte seine Karriere im März nach zwölf Jahren bei ManUnited ­beendet.

In Mourinho (55) ist nach David Moyes und Louis van Gaal auch der dritte Nachfolger am viel zu schweren Erbe von Teammanager-Ikone Sir Alex Ferguson gescheitert. Manchester bedankte sich bei ihm für zweieinhalb Jahre im Old Trafford, das unter Mourinho nie das Theater grenzenloser Träume war – zu bieder ließ er Fußball spielen. Im ersten Jahr 2016/17 reichte es noch für die Siege im Ligapokal und der Europa League, die vergangene Saison beendete United ohne Titel. Der Rückstand des Tabellenzweiten auf Meister Manchester City: stolze 19 Zähler.

Genauso viele Punkte liegt United jetzt hinter Klopps FC Liverpool zurück. Die Bilanz ist mit 26 Punkten so schlecht wie seit 1990/91 nicht, der Rückstand auf die Top Vier beträgt elf Zähler. Da half Mourinho auch sein Vertrag bis 2019 mit Option auf eine weitere Saison nicht, zumal das Verhältnis zur Mannschaft als angespannt galt. In Weltmeister Paul Pogba, der in Liverpool 90 Minuten auf der Bank schmorte, lag Mourinho gar in offenem Streit. Den Rest kritisierte er am Sonntag als physisch zu schwach und viel zu oft verletzt. Sir Alex saß an der Anfield Road kopfschüttelnd auf der Tribüne, sein ehemaliger Spieler Gary Neville sagte beim Bezahlsender Sky: „Wird Mourinho gehen? Ich denke, es wird passieren.“ Mourinho gab sich selten kleinlaut. „Können wir den Titel holen? Natürlich nicht!“, sagte er, „aber wir können immer noch Vierter werden.“ Platz sechs, den United derzeit hält, werde es „sicher“. Doch damit hinkt er meilenweit hinter den Ansprüchen des Rekordmeisters her.

Die Liverpool-Fans verspotteten ihn genüsslich: „Bitte werft Mourinho nicht raus!“, sangen sie – das war die Höchststrafe. Dass United in einem Hotel abgestiegen war, das nach der „Titanic“ benannt ist, passte perfekt ins traurige Gesamtbild. Bei seiner bislang letzten Entlassung hatte es Mourinho übrigens ebenfalls in der Vorweihnachtszeit getroffen: Am 17. Dezember 2015 musste er beim FC Chelsea als amtierender Meister gehen – ebenfalls nach einer Pleite gegen den Spitzenreiter, damals ­Leicester City.