Schwierige Saison vorzeitig beendet

Beachvolleyballer Yannick Harms wird am Arm operiert und konzentriert sich mit seinem Partner voll auf 2020

„Sicherlich nicht das, was wir uns vorgestellt hatten.“ So bewertet Beachvolleyballer Yannick Harms die Saison mit seinem Partner Philipp Arne Bergmann, die sie inzwischen vorzeitig beendet haben, weil sich der Backnanger wegen anhaltender Handgelenksprobleme am Montag in Hamburg einer Operation unterzieht. 2020 will das Nationalteam dann alles probieren, um die Olympia-Qualifikation vielleicht doch noch zu schaffen.

Schwierige Saison vorzeitig beendet

Von Steffen Grün

Bereits die Vorbereitung auf die vergangene Saison war beeinträchtigt, „die Probleme begleiten mich seit knapp einem Jahr“. Häufig war es Harms nur mit Schmerztabletten möglich, im Training und bei Turnieren durchzuhalten. „Das ist nicht gut, war aber nötig“, betont der 25-Jährige, der mittlerweile weiß, warum das linke Handgelenk ständig Schwierigkeiten bereitete: Hier machte sich anders als beim rechten Pendant der beidseitig etwas zu lange Ellenbogenfortsatz bemerkbar. Eine angeborene Sache, die bei Otto Normalverbraucher wohl überhaupt nicht zutage treten würde und auch im Alltag von Harms keine Rolle spielte, doch unter Belastung änderte sich das. Die ständigen Rotationsbewegungen, die einem Beachvolleyballprofi vor allem beim Pritschen, aber auch beim Baggern abverlangt werden, sorgten dann für die Schmerzen, die für den Murrtaler zu einem dauerhaften Begleiter wurden.

„Man kann versuchen, das etwas abzuschaben und damit zu verkürzen“, erklärt Harms das Ziel des Eingriffs, der von Dr. Knut Jägersberg vorgenommen wird. Mit einer längeren Zwangspause rechnen der Backnanger und sein Partner nicht, „wir wollen so bald wie möglich wieder mit dem Kraft- und Stabilisationstraining beginnen. Wann wir wieder mit dem Ball arbeiten können, hängt vom Heilungsprozess ab – im Idealfall nach drei Wochen.“

Das ändert allerdings nichts daran, dass Harms und Bergmann die Saison nach ihrem dritten Platz bei den deutschen Meisterschaften am Timmendorfer Strand vor dreieinhalb Wochen vorzeitig beendet haben. „Wir haben bereits das World Tour Final in Rom sausen lassen“, berichtet das Duo, auch die noch bevorstehenden Weltcups in China (30. Oktober bis 3. November) und in Mexiko (13. bis 17. November) finden ohne die beiden Deutschen statt. Dass es 2019 insgesamt nicht so rund lief, wie sie sich das im Vorfeld erhofft hatten, „hat die Entscheidung etwas leichter gemacht“, räumt Yannick Harms ein. Allerdings war auch nicht alles schlecht, fügt er sofort hinzu und denkt zum Beispiel an das Turnier in Tokio mit Platz neun, aber vor allem an die Weltmeisterschaft in der Wahlheimat in Hamburg am Rothenbaum. „Das werden wir so schnell nicht vergessen“, betont das Duo unisono: „Ein solches Event im eigenen Land und dann auch noch vor der eigenen Haustür ist unglaublich. Wir sind froh und stolz, dass wir ein Teil dieser WM sein durften.“ Insgesamt habe dieses Jahr allerdings die für große Erfolge nötige Konstanz gefehlt.

Das soll sich 2020 ändern – und dafür wird hart trainiert, wenn Harms wieder fit ist. Hallenvolleyball steht jedoch nicht auf der Agenda, auch wenn es ihm durchaus Spaß machen würde, „aber das ist auf unserem Niveau im Beachvolleyball kontraproduktiv“. Die komplette Konzentration gilt der Variante auf Sand und einer perfekten Vorbereitung auf die neue Saison. „Wir spielen unser erstes Turnier vermutlich Ende Februar, Anfang März“, kündigt der Backnanger an, kann aber noch nicht ins Detail gehen, weil der Turnierkalender noch nicht in vollem Umfang steht. Das große Ziel bleibt die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio, so schwierig das auch wird – sollte es klappen, wäre es sicher eine Saison, wie sie sich Harms und Bergmann in ihren Träumen ausmalen.

Hintergrund
Der steinige Weg zu den Olympischen Spielen

Die Olympischen Spiele, die vom 24. Juli bis zum 9. August 2020 in Tokio über die Bühne gehen werden, sind das Ziel vieler Sportler. Im deutschen Beachvolleyball dürfen sich bei den Männern die drei Nationalteams mehr oder weniger große Hoffnungen auf maximal zwei zu vergebende Startplätze machen: Julius Thole/Clemens Wickler, Nils Ehlers/Lars Flüggen und Yannick Harms/Philipp Arne Bergmann.

Zwei Wege können zum weltgrößten Sportereignis in der japanischen Hauptstadt führen. Die erste Möglichkeit ist eine Rangliste, über die sich 15 Teams aus aller Welt mit ihren zwölf besten Resultaten im Zeitraum zwischen dem 1. September 2018 und dem 14. Juni 2020 qualifizieren können. Thole/ Wickler belegen hier den vierten Platz und haben die Teilnahme praktisch sicher. Für Ehlers/Flüggen sieht es nicht ganz so gut aus, für Harms/Bergmann wird es laut dem Backnanger „sehr, sehr schwierig. Wir müssten sensationelle Turniere spielen.“

„Wir rechnen uns eher noch Chancen über den Continental Cup aus“, setzt Harms mit seinem Partner auf den zweiten Weg. Sollten Thole/Wickler ihr Ticket wie erwartet bereits in der Tasche haben, wird Deutschland von den beiden anderen Duos bei diesem Teamwettbewerb vertreten. Sollten sie sich gegen wohl sieben weitere Nationen behaupten, gibt es einen zweiten Startplatz für die Deutschen, der dann an Ehlers/Flüggen oder Harms/Bergmann gehen würde.