Stuttgarter Kickers

So viel Geld bekommen die Blauen für ihre Toptalente wie Karlo Kuranyi

Die gute Arbeit im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) der Stuttgarter Kickers zahlt sich aus. Die Wechsel von sechs Talenten spült eine sechsstellige Summe in die Kasse. Drei davon zieht es zum VfB.

So viel Geld bekommen die Blauen für ihre Toptalente wie  Karlo Kuranyi

Karlo Kuranyi von den Stuttgarter Kickers schirmt im B-Junioren-Derby gegen den VfB den Ball vor Paulo Fritschi ab. In der neuen Saison vollzieht der Stürmer den innerstädtischen Farbenwechsel.

Von Jürgen Frey

Seit 2018 sind die Stuttgarter Kickers mit ihrer ersten Mannschaft nur noch in der Fußball-Oberliga vertreten. Mit ihrem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) spielen die Blauen aber im Konzert der Großen mit.

Da verwundert es nicht, dass im Kampf um die besten Kicker im Land diverse Toptalente nicht in Degerloch zu halten sind. Auch nach dieser Saison gibt es Abgänge, die aber immerhin ordentlich Geld in die Kasse spülen. Die Transfersummen sind vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) in den Richtlinien über den Schutz und die Förderung der Ausbildung in den Leistungszentren exakt festgelegt. Die Höhe richtet sich nach der Anzahl der Spielzeiten, die der Spieler beim abgebenden Club ausgebildet wurde und nach der Ligazugehörigkeit des aufnehmenden Vereins.

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Beispiel Karlo Kuranyi. Der Sohn von Ex-Nationalspieler Kevin Kuranyi wurde fünf Jahre lang im NLZ der Kickers ausgebildet. Das Angebot zu einer Vertragsverlängerung (formale Voraussetzung für den Erhalt der Ablösesumme) schlugen der 16-Jährige und sein beratender Papa aus. Der bisherige U-17-Bundesligaspieler der Kickers wechselt zum VfB Stuttgart in die U19, zumal die A-Junioren der Kickers nach dem Abstieg aus der Bundesliga in der neuen Saison nur noch in der zweitklassigen Oberliga auf Torejagd gehen.

Trio zum VfB

Der Transfer bringt den Blauen pro Ausbildungsjahr 8000 Euro, also 40 000 Euro. Ebenfalls den innerstädtischen Farbenwechsel von Blau zu Rot vollziehen im Sommer Stürmer Jannik Oettinger (U15) und Abwehrspieler Max Herwerth (U 16). Weiter weg zieht es Torwart David Mitrovic (zum FSV Mainz 05) sowie die Mittelfeldspieler Anton Bäuerle (Bayer Leverkusen) und Marko Mladenovic (Eintracht Frankfurt). Laut den Richtlinien für die Ausbildungsentschädigung spülen die Wechsel zu den Nachwuchsleistungszentren der Bundesligisten knapp 200 000 Euro in die Kickers-Kasse. Bei entsprechender Entwicklung der Spieler könnte noch mehr folgen. „Ich finde dieses System im Fußball gut. Es ist ein wichtiger finanzieller Baustein, aber gleichzeitig auch Motivation für Trainer und Spieler gemäß unserem Leitbild vom Talent ins Stadion“, sagt Kickers-Geschäftsführer Matthias Becher.

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Zuschüsse fließen auch von der Deutschen Fußball Liga (DFL) an die Ausbildungsvereine – als Belohnung, wenn Jugendspieler Profiverträge erhalten. Die Kickers profitierten zuletzt von der Entwicklung von Mario Suver (1. FC Nürnberg) oder Diant Ramaj (Eintracht Frankfurt). Ebenfalls festgeschrieben sind so genannte Solidarbeiträge bei Spielerwechseln ins Ausland. Ein Beispiel hierfür ist Ex-Kickers-Jugendspieler Antonio Colak, der aktuell bei Paok Saloniki am Ball ist. Oder auch der Stürmer Luca Pfeifer, der zwar nicht im Kickers-NLZ ausgebildet wurde, durch seinen Wechsel zum FC Midtjyilland/Dänemark dennoch Geld in die Kasse brachte.

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„Natürlich hätten wir die Spieler auch gerne gehalten, aber wenn gestandene Bundesligisten anklopfen, haben wir nun mal naturgemäß wenig Chancen“, sagt Norbert Stippel, der Sportliche Leiter des Kickers-NLZ. Der 62-Jährige sieht die Angebote für die Spieler der Blauen aber auch als Auszeichnung für die erstklassige Arbeit des Fünftligisten: „Es spricht für unser Scouting und die Arbeit unserer Trainer, die die Talente in der täglichen Arbeit auf und außerhalb des Platzes weiterentwickeln.“

Baroudis gute Entwicklung

Auch die eigene erste Mannschaft profitiert davon. Paradebeispiel ist Mohamed Baroudi. Der Offensivmann entschied sich nach der Jugend für den internen Weg über die Kickers und hat den Sprung zur Stammkraft im Oberligateam von Trainer Mustafa Ünal geschafft. In der neuen Saison rücken die bisherigen U-19-Spieler Oguzhan Kececi (Abwehr) und Torben Hohloch (Mittelfeld) in den Kader der ersten Mannschaft. Vorverträge besitzen bereits Spieler wie Halim Eroglu, Erlind Zogjani, Jonas Kohler oder Philipp Seemann.