Stars und Europa im Blick: Die Möglichkeiten von Hertha BSC

Von Von Thomas Wolfer, dpa

dpa Berlin. Hertha BSC will nach chaotischen Monaten in die Bundesliga-Spitze vordringen. Gelingen soll das mit viel Geld eines Investors und unter der Leitung von Trainer Bruno Labbadia.

Stars und Europa im Blick: Die Möglichkeiten von Hertha BSC

Dank Investor Lars Windhorst steht Hertha BSC finanziell so gut da wie nie zuvor. Foto: Andreas Gora/dpa

Existenzängste und Finanznöte plagen Hertha BSC trotz Corona-Krise und vieler offener Zukunftsfragen derzeit nicht. Dank Investor Lars Windhorst steht der Fußball-Bundesligist finanziell so gut da wie nie zuvor - und will das endlich auch sportlich nutzen.

In der Sommerpause könnten noch einige Stars nach Berlin kommen. Vor dem ersten Mannschaftstraining am 28. Juli sind die Erwartungen an Trainer Bruno Labbadia und den Big City Club so hoch wie lange nicht.

Welche finanziellen Möglichkeiten hat Hertha vor der Saison?

Im Oktober wird Windhorst mit seiner Beteiligungsgesellschaft Tennor 374 Millionen Euro in den Club investiert haben. Davon flossen in diesem Monat 50 Millionen, die vor allem in Transfers investiert werden sollen, im Herbst folgt das letzte Paket über 100 Millionen. Im Juni 2019 begann Windhorst mit den Zuwendungen und hält insgesamt schon 66,6 Prozent Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KgaA.

Können die Berliner jetzt um Ronaldo, Messi und Co. mitbieten?

Ganz sicher nicht. Allerdings ist Hertha in der Lage, Spieler zu verpflichten, die vor anderthalb Jahren noch völlig außer Reichweite gewesen wären. Namen wie die von Frankfurts Nationalkeeper Kevin Trapp, Luka Jović von Real Madrid oder Ricardo Rodríguez vom AC Mailand wurden schon mit den Berlinern in Verbindung gebracht. Hertha will jedoch mit Bedacht verpflichten, nicht alles Geld sofort ausgeben und lieber mehrere Profis holen als nur einen großen Star.

Kann Hertha auf noch mehr Geld hoffen?

Von Tennor selbst ist zunächst nicht mehr zu erwarten, aber es gibt auch andere Möglichkeiten. Gerade erfolgte die vorzeitige Trennung von Hauptsponsor Tedi - ein Jahr vor Ablauf des ursprünglichen Vertrags. Deswegen wird ein neuer Geldgeber gesucht, der auch den noch freien Platz auf der Trikotbrust einnimmt. Tedi soll rund 7,5 Millionen Euro pro Saison gezahlt haben. Nun sollen nach Möglichkeit 20 Millionen Euro erlöst werden. Laut Medienberichten bemüht sich Hertha auch um Engagements der US-Weltkonzerne Amazon und Tesla.

Wer hat eigentlich das Sagen beim Hauptstadtclub?

Manager Michael Preetz betont, dass die sportliche Kompetenz ganz bei Hertha liegt. Dafür wurde Arne Friedrich als neuer Sportdirektor installiert. Windhorst hält sich persönlich gerne im Hintergrund, durfte im Zuge des Deals aber zwei von neun Sitzen im Aufsichtsrat besetzen lassen. Diese nehmen der ehemalige Nationalkeeper Jens Lehmann und Wirtschaftsanwalt Thomas Werlen ein. Zudem wird Berater Marc Kosicke, zu dessen Klienten die Trainer Jürgen Klopp und Julian Nagelsmann gehören, in beratender Funktion für Tennor tätig sein.

Muss sofort die Qualifikation für den Europapokal gelingen?

Nach Platz zehn in der Vorsaison muss es zumindest deutlich bergauf gehen. Es gebe „theoretisch keinen Grund, warum Hertha nicht auch einmal deutscher Meister werden sollte und in der Champions League oben mitspielt“, hatte Windhorst der „Bild“-Zeitung gesagt. Mit den Topclubs um Rekordmeister FC Bayern München kann Hertha zwar sicher noch nicht mithalten, doch das soll ein Fernziel bleiben. Windhorst hat sein Engagement jedenfalls langfristig angelegt.

Wie groß ist der Druck auf Trainer Bruno Labbadia?

Die Erwartungen sind enorm, nachdem der 54-Jährige Hertha zum Aufschwung nach der Corona-Pause verhalf. Vom Fast-Absteiger ging es nach oben, dazu gab es auch wieder attraktiveren Fußball zu sehen. Vor dem Ligastart am 18. September hat Labbadia nun eine komplette Vorbereitung zur Verfügung, um eine Mannschaft nach seinen Wünschen auch noch mit viel Geld zu formen. Das Training wird komplett in Berlin absolviert, Trainingslager sind nicht vorgesehen.

Wer wird Herthas neuer Chef auf dem Platz?

Kapitän Vedad Ibisevic hat keinen neuen Vertrag erhalten, auch die Routiniers Per Skjelbred und Salomon Kalou sind weg. Hertha sucht auch nach einer neuen Hierarchie und muss offene Fragen im Kader klären. Der Franzose Lucas Tousart, der im Winter für 25 Millionen Euro von Olympique Lyon verpflichtet wurde, ist bislang der einzige Neue. Gesucht wird unter anderem noch ein Torhüter, der es im Kampf um die Nummer eins mit Altmeister Rune Jarstein (35) aufnimmt.

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