„Flutwelle“: Acht Tote nach Massenpanik beim Afrika-Cup

Von Von Naveena Kottoor und Tom Bachmann, dpa

dpa Jaunde. 48.000 Menschen sind beim Afrika-Cup für das Achtelfinale zugelassen. Weil offenbar mehr Leute ins Stadion wollen, kommt es zu einer Massenpanik mit mehreren Toten und zahlreichen Verletzten.

„Flutwelle“: Acht Tote nach Massenpanik beim Afrika-Cup

Bei dem Spiel Komoren gegen Kamerun sind bei einer Massenpanik mehrere Menschen getötet worden. Foto: Themba Hadebe/AP/dpa

In ihrer Panik klettern einige Fans auf Zäune und durchbrechen Barrikaden, andere, darunter Kinder, liegen hilflos am Boden: Eine Massenpanik mit mindestens acht Toten hat die Fußballparty beim Afrika-Cup in Kamerun zu einer der größten Tragödien werden lassen.

Vor dem Achtelfinale des Gastgebers gegen die Komoren drängten zahlreiche Fans ohne Ticket ins Stade d'Olembé in der Hauptstadt Jaunde und lösten das Drama aus, bei dem neben den Toten mindestens 38 weitere Personen verletzt wurden.

„Wenn Leute ihr Leben verlieren und verletzt werden, müssen wir gemeinsam Verantwortung tragen. Es gibt keine Entschuldigung für das, was passiert ist“, sagte Patrice Motsepe, Präsident des Kontinentalverbandes CAF. Der Südafrikaner berichtete, er habe selbst vor einem geschlossenen Tor gestanden, das eigentlich hätte geöffnet sein müssen und prangerte schwerwiegende Verfehlungen an. „Wir werden sehr harte Diskussionen hinter verschlossenen Türen haben. Wir werden alles Erdenkliche tun, damit das nie wieder passiert.“

Viertelfinale verlegt

Als erster Schritt wurde das für Sonntag geplante Viertelfinale innerhalb von Jaunde vom Stade d'Olembé ins Stadion Ahmadou Ahidjo verlegt. Am Mittwoch werde es ein Treffen der Organisatoren geben, bis Freitag muss laut Motsepe der Bericht einer Untersuchungskommission vorliegen. Vor allen Spielen des Wettbewerbs wird es fortan eine Schweigeminute geben, die CAF ist in Kontakt mit den Familien der Opfer.

Auch der Verband Kameruns veröffentlichte eine Mitteilung. „Wir bedauern die dramatischen Vorfälle außerhalb des Stadion sehr. Unser Mitgefühl gehört den Opfern und ihren Angehörigen. Wir rufen die Fans auf, diszipliniert und verantwortungsbewusst zu handeln, damit die verbleibenden Spiele festlich werden können“, sagte Kameruns Kapitän Vincent Aboubakar. Der frühere Stürmer des FC Porto hatte beim 2:1 gegen die Komoren das zweite Tor erzielt.

Der Weltverband FIFA sprach den Familien und Freunden der Opfer am Dienstag in einer Stellungnahme „tiefstes Beileid“ aus. Die „Gedanken und Gebete der weltweiten Fußball-Gemeinschaft“ seien bei den Opfern und Angehörigen.

„Menschliche Flutwelle“

„Eine menschliche Flutwelle überrollte den Südeingang“, schrieb die „Cameroon Tribue“. „Es war eine Menge Chaos. Es war hektisch. Die Menschen liefen, kletterten auf Zäune, durchbrachen Absperrungen“, sagte der dänische Journalist Buster Emil Kirchner, der vor Ort war, der BBC. Laut Zeugen schlossen Ordner die Eingangstore zum Stadion. Auf Fotos ist zu sehen, wie mehrere Menschen - auch Kinder - am Boden liegen und andere versuchen, ihnen offenbar Hilfe zu leisten. Unter den Opfern war ein erst 14 Jahre alter Junge, berichtete die britische Medienanstalt.

Den Angaben zufolge sollen 50.000 Menschen versucht haben, sich das Spiel von Kamerun gegen die Komoren anzusehen. Ins Stadion passen 60.000 Besucher, wegen der Corona-Vorgaben durften aber nur 80 Prozent der Plätze (48.000) gefüllt werden. Für Kamerun stand auch Bundesliga-Profi Eric Maxim Choupo-Moting vom FC Bayern München auf dem Platz.

Kamerun ist nach 1972 erst zum zweiten Mal Gastgeber des Afrika-Cups. Schon 2019 sollte das Land in der Mitte des Kontinents Gastgeber sein, bekam das Turnier aber wieder entzogen, weil es Bedenken gab, die Stadien würden nicht geeignet sein. Ägypten richtete das Gegenstück zur Europameisterschaft damals aus.

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„Flutwelle“: Acht Tote nach Massenpanik beim Afrika-Cup

Menschen helfen den Opfern der Massenpanik vor dem Stadion in Yaoundé. Foto: Thierry Noukeu/AP/dpa

„Flutwelle“: Acht Tote nach Massenpanik beim Afrika-Cup

Bei Spiel zwischen Kamerun und den Komoren gab es eine Massenpanik. Foto: Themba Hadebe/AP/dpa