Praller Radsport-Herbst: Domino-Effekt nach Tour-Verlegung?

Von Von Christoph Sicars und Carola Frentzen, dpa

dpa Berlin. Auch die die 107. Auflage der Tour der France wird aufgrund der Coronavirus-Pandemie verschoben. Das hat Folgen für den gesamten Radsport.

Praller Radsport-Herbst: Domino-Effekt nach Tour-Verlegung?

Die Tour de France 2020 soll nun vom 29. August bis 20. September stattfinden. Foto: Guido Kirchner/dpa

Nach langem Zögern ist die Tour de France 2020 nun auch offiziell verschoben worden. Das dürfte für eine ungewöhnliche Saisonverlängerung für die Radprofis sorgen. Ein Domino-Effekt und ein praller Terminkalender im Herbst drohen.

Die Renn-Veranstalter verkündeten am Mittwoch, dass die Frankreich-Rundfahrt nun vom 29. August bis 20. September stattfinden soll. Ursprünglich sollte die 107. Auflage der Frankreich-Rundfahrt vom 27. Juni bis 19. Juli durch das Land rollen.

„Nach der Ansprache des Präsidenten am Montagabend und im Rahmen des Kampfes gegen die Verbreitung von Covid-19 stimmten die Organisatoren der Tour de France mit dem Radsport-Weltverband überein, die Tour zu verschieben“, hieß es in einem Statement der veranstaltenden Organisation ASO. Am Ostermontag hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verkündet, dass „Veranstaltungen mit großem Publikum frühestens Mitte Juli abgehalten werden“ könnten. Französischen Medienberichten hatten danach über die Verschiebung in den Spätsommer berichtet, was einen Tag später von der ASO um Rennchef Christian Prudhomme bestätigt wurde.

Prudhomme wollte eigentlich erst bis zum 15. Mai über eine Verschiebung der „Großen Schleife“ entscheiden. In ihrer 117-jährigen Geschichte ist die Tour de France bisher nur wegen der beiden Weltkriege (1915 bis 1918 und 1940 bis 1946) ausgefallen.

„Die Nachrichten, auf die viele von uns gewartet haben. Etwas Licht am Ende des Tunnels. @LeTour wird voraussichtlich am 29. August starten - vorausgesetzt, alles läuft gut“, twitterte der viermalige Tour-Sieger Chris Froome. „Ich weiß, dass diese Zeit für uns alle hart war und dass Radrennen für das Gesamtbild der Dinge nicht wichtig sind. Aber hoffen wir, dass wir in naher Zukunft zu einer Art Normalität zurückkehren können“, schrieb der Brite in einem weiteren Tweet.

Der neue Termin des größten Radsportevents der Welt hat weitreichende Folgen für den Rennkalender des Weltverbandes UCI. Wie die UCI mitteilte, sollen auf die Tour auch noch die Vuelta und der Giro d'Italia folgen. Laut eines spanischen Medienberichts soll die eigentlich vom 14. August bis 6. September geplante Spanien-Rundfahrt nun vom 3. bis 25. Oktober stattfinden. Dies berichtete die Zeitung „El País“ am Mittwoch. „Den für die Tour festgelegten Daten werden wir die der Vuelta anpassen, aber wir wissen, dass diese immer vorläufig sind, da sie von den Entscheidungen der Regierungen und dem Kampf gegen das Coronavirus abhängen“, zitierte das gewöhnlich gut informierte Blatt eine Vuelta-Quelle.

Auch die Straßenrad-Weltmeisterschaften, die für den Zeitraum 20. bis 27. September in Aigle/Schweiz angesetzt sind, sollen laut UCI wie geplant stattfinden, trotz der Überschneidung mit dem letzten Tour-Tag am 20. September beim großen Finale in Paris. Ebenfalls noch in diesem Jahr sollen zudem die zuvor abgesagten Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo, Paris-Roubaix, die Flandern-Rundfahrt, Lüttich-Bastogne-Lüttich sowie die für den 10. Oktober angesetzte Lombardei-Rundfahrt stattfinden.

Doch nicht alle Radprofis sind zuversichtlich, dass im Jahr 2020 überhaupt noch ein Rennen über die Bühne geht. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Virus plötzlich verschwindet und alles wieder normal wird. Sport wird eines der letzten Dinge sein, die in Betracht gezogen werden müssen. Ich glaube immer noch, dass Paris-Nizza das letzte Rennen des Jahres 2020 war“, sagte etwa der Belgier Thomas De Gendt, der bereits Etappen bei allen drei großen Rundfahrten gewinnen konnte, dem belgischen Sender VTM Nieuws.