Triple-Helden schnaufen durch: „Flick kann eine Ära prägen“

Von Von Martin Moravec, dpa

dpa München. Der FC Bayern darf durchatmen. Nach der Verschnaufpause wollen die 2020 unbesiegten Münchner Triple-Helden dort weitermachen, wo sie aufgehört haben. Wer soll diesen FC Bayern schlagen?

Triple-Helden schnaufen durch: „Flick kann eine Ära prägen“

Wer soll diese Bayern schlagen: Die ist nach dem Sieg in der Champions League heimgekehrt und wurde von Ministerpräsident Söder begrüßt. Foto: Peter Kneffel/dpa Pool/dpa

Den Lobeshymnen für die unersättlichen Münchner Triple-Helden schloss sich auch Jürgen Klopp an. Die Bayern seien „im Moment ganz sicher eine der absoluten, absoluten Top-Mannschaften“, befand der Coach des FC Liverpool, der vor einem Jahr die Champions League gewonnen hatte.

Der Kader von Hansi Flick sei „sensationell bestückt. Auf allen Positionen sind absolute Weltklasse-Spieler im richtigen Alter - da gibt's jetzt wirklich nicht viel zu meckern.“ Bei Klopp, 2013 mit Borussia Dortmund noch vom ersten Münchner Triple-Jahrgang im Königsklassen-Endspiel von Wembley bezwungen, schwang im ZDF-Interview Hochachtung vor den neuen Fußball-Königen Europas mit. Unterschwellig klang auch leise eine Frage durch, die man einem Verein stellen darf, der 2020 noch ungeschlagen ist, alle elf Saisonspiele auf dem Weg zum Königsklassen-Titel gewann und dabei auch den ruhmreichen FC Barcelona mit 8:2 demontierte: Wer soll diesen FC Bayern eigentlich schlagen?

An Herausforderern mangelt es nach der Express-Erfolgsserie nicht. Für Ottmar Hitzfeld, der 2001 mit den Münchnern die Champions League gewann, ist die aktuelle Hammer-Truppe ein Team für die Historie. „Flick kann eine Ära prägen mit dieser Bayern-Generation wie zuletzt bei den Europacup-Triumphen 1974, 1975 und 1976“, befand er im Interview von „spox“ und „goal“.

Hitzfeld sieht ein Jahr nach dem Ende der Flügel-Ära Arjen Robben und Franck Ribéry den FC Bayern personell bestens aufgestellt. Um die Achse mit Manuel Neuer (34), David Alaba (28), Thomas Müller (30) und Robert Lewandowski (32) wachse eine „goldene Generation heran. Viele jüngere Spieler wie Joshua Kimmich oder Serge Gnabry sind schon jetzt Leistungsträger und für ihr Alter unheimlich stabil.“ Aus dem 95er Jahrgang sind dann noch Leon Goretzka und Niklas Süle zu nennen, Lissabon-Finaltorschütze Kingsley Coman ist wie auch das neue Außenstürmer-Schmuckstück Leroy Sané erst 24 Jahre alt.

„Die Zusammensetzung eines Kaders kann man nie als abgeschlossen betrachten. Wichtig ist, dass man eine stabile Achse langfristig unter Vertrag hat, das ist im Moment sicherlich gegeben“, sagte der designierte Vorstandschef Oliver Kahn vor dem Endspiel. Dazu steht im Gegensatz zum Beispiel ein internationaler Rivale wie der FC Barcelona, der seinen Kader von Grund auf renovieren muss. „Deshalb glaube ich, dass Bayern die nächsten Jahre international prägen wird und auch gute Chancen hat, den Champions-League-Titel zu verteidigen“, meinte Hitzfeld zu den Kräfteverhältnissen in Europa.

Flick gönnte seiner Mannschaft nun erst mal 14 Tage Urlaub. Und dann „geht's wieder weiter, leider, aber so ist das Leben eines Fußballers“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge auf der Party im Teamhotel. Zum Vergleich: 2013 hatten die damaligen Münchner Helden um Coach Jupp Heynckes 25 Tage Pause zwischen perfektem Triple und Trainingsstart unter Neu-Trainer Pep Guardiola.

Diesmal ist die Unterbrechung im Corona-Jahr wesentlich kürzer. Am 11. September steht für den Titelverteidiger in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den Fünftligisten 1. FC Düren das erste Pflichtspiel auf dem Programm. Dort dürfte die vom neuen Assistenten Miroslav Klose trainierte Gruppe der nicht für die Königsklasse spielberechtigten Akteure um Neuzugänge wie Sané und Tanguy Nianzou zum Einsatz kommen.

Die Eröffnung der Bundesligasaison am 18. September mit einem Heimspiel gegen den FC Schalke 04 dürfte für Kimmich & Co., die von Bundestrainer Joachim Löw freiwillig nicht für die ersten Länderspiele nach der Corona-Zwangspause nominiert wurden, die Zielmarke sein. Am 24. September geht es dann in Budapest gegen den Europa-League-Gewinner FC Sevilla um den UEFA-Supercup.

„Wenn man Erfolg haben möchte, ist es auch wichtig, dass man immer weitergeht und immer weiter daran arbeitet, noch besser zu werden“, erläuterte Flick den Glaubenssatz seiner Triple-Gewinner, die immer gewillt seien, „100 Prozent von ihrer Leistung abzurufen“.

Mit diesem Anspruch sollen auch nach der achten Meisterschaft in Serie die nationalen Kontrahenten wie Borussia Dortmund oder RB Leipzig weiter abgeschüttelt werden. „Erfolg ist nur gemietet, und die Miete ist jeden Tag fällig“, erinnerte Flick. „Genau das ist eine Sache, die die Mannschaft in ihrer Einstellung jeden Tag zeigt.“ Und so soll es aus Sicht des FC Bayern auch bleiben.

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