TSG Backnang: Ein wichtiger Punkt für die Moral

Nach drei Niederlagen in den ersten drei Spielen kommt der Fußball-Oberligist aus den Etzwiesen ausgerechnet beim großen Titelfavoriten Stuttgarter Kickers zum ersten Zähler der Saison. Traumfreistoß von Sebastian Gleißner sorgt für verdiente Pausenführung der TSG.

TSG Backnang: Ein wichtiger Punkt für die Moral

Wehrten sich fast immer erfolgreich: Backnangs Fußballer (weiße Trikots). Der Achtungserfolg war jedenfalls verdient. Foto: Alexander Hornauer

Von Dieter Gall

Selbst die kühnsten Optimisten unter dem Murrtalviadukt trauten ihrer TSG-Mannschaft beim selbst ernannten Titelfavoriten Stuttgarter Kickers keinen Punktgewinn zu. Nach drei Niederlagen in Folge fuhr der Fußball-Oberligist aus Backnang als krasser Außenseiter nach Degerloch. Aber was die erstaunten Fans am Fuße des Fernsehturms zu sehen bekamen, hätte der zuvor noch punktlosen Etzwiesenelf nur die wenigsten zugetraut. Das 1:1 war ein Achtungserfolg, den sich das Team aus dem Murrtal verdient hatte. Für die Moral war das Unentschieden gar fast drei Punkte wert.

Selbst Backnangs Trainer David Pfeiffer war sichtlich angetan vor der Vorstellung seiner Schützlinge. „Ich bin hin- und hergerissen“, antwortete er auf die Frage, inwieweit er mit dem Zähler einverstanden sei. Die Erklärung des 39-Jährigen für sein Wechselbad der Gefühle: „Wir hätten die Überzahl in der zweiten Hälfte mehr ausnutzen müssen. Wir freuen uns aber über den ersten Punkt in der neuen Saison.“

Es war schon eine Achterbahnfahrt, die die Anhänger aus Backnang über sicher ergehen lassen mussten. Nach der Backnanger Pausenführung brachte ein Fauxpas von TSG-Torhüter Julian Guttenson die Gastgeber gleich nach Wiederanpfiff zurück und half, dass der Favorit am Schluss wenigstens zu einem Zähler kam. Wobei bei den Kickers klar war, dass keiner mit dem Ergebnis und vor allem dem Auftritt des Teams zufrieden war. „Ich habe immer gesagt, diese Saison wird für uns kein Selbstläufer. Das hat heute jeder gesehen. Das, was meine Mannschaft in der ersten Halbzeit abgeliefert hat, war die bisher schwächste Vorstellung. Die Führung für Backnang war nicht unverdient“, gestand der Stuttgarter Trainer Mustafa Ünal ein und sagte zur Punkteteilung am Ende: „Wir hatten einen Sieg nicht verdient.“

Backnang in Überzahl

Der Coach wusste, die Gäste hätten den Titelfavoriten beinahe völlig in die Knie gezwungen. Vor allem in der zweiten Halbzeit fehlte es der Elf aus dem Murrtal gegen die nun in Unterzahl spielenden Hausherren in entscheidenden Momenten aber an Präzision. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison.

David Pfeiffer vertraute in seiner Anfangsformation dennoch weitgehend den bewährten Kräften. Nach seiner kurzen Sperre fand sich nur Rechtsverteidiger Vincent Sadler für den diesmal wegen seiner Ampelkarte vom Derby unter der Woche gegen Aspach gesperrten Falvio Santoro neu in der Startelf wieder. Mit Niklas Benkeser und Kapitän Julian Geldner im defensiven Mittelfeld sowie Sebastian Gleißner als Offensivkraft in der Schaltzentrale begannen die Backnanger forsch und hatten schon nach drei Minuten eine gute Chance. Doch erst scheiterte Maro Rienhardt an Torwart Roman Castellucci, dann scheiterte Sadler mit seinem Nachschuss an einem Kickers-Abwehrbein. Chancen für die Gastgeber? Distanzschüsse von Markus Obernosterer (21.) und Luigi Campagna (30.), die Julian Guttenson aber parierte.

Machtlos war auf der anderen Seite dann Castellucci in der 38. Minute. Sebastian Gleißner hatte mit einem Traumfreistoß aus 17 Metern die 1:0-Führung der Gäste erzielt. Mit dem Ball, der nur Zentimeter vom rechten oberen Winkel erst an die Unterkante der Latte und von dort hinter die Linie sprang, hatte er vor allem dafür gesorgt, dass in der Festung der Blauen die Roten aus Backnang kurz den Ton angaben.

Die Hausherren waren geschockt und gingen mit hängenden Köpfen in die Pause. Kurz nach Wiederanpfiff war die Stimmung aber ruck, zuck umgeschlagen. Nachdem Dicklhuber einen misslungenen Abschlag von Guttenson eiskalt zum Ausgleich genutzt hatte, jubelten die Kickers und Backnang wackelte. Das war nach der Ampelkarte von Luigi Campagna in der 48. Minute nur wenig besser. Einigen TSG-Akteuren war das Herz in die Hose gerutscht und die zehn Stuttgarter wirkten gefährlicher als die elf Backnanger. „Da hätte für uns mehr rausspringen müssen“, resümierte Ünal. Er haderte mit der schwachen Offensivleistung seiner Elf und dem von Dicklhuber in der 64. Minute vergebenen Elfmeter, nachdem Thomas Doser den eingewechselten David Kammerbauer im Strafraum von den Beinen geholt hatte. Dicklhuber fand aber in Guttenson seinen Meister. Auch den Nachschuss parierte der Torhüter bravourös.

Bis zum Ende gelang es den Kickers nicht mehr, den TSG-Schlussmann zu überwinden. Backnang holte nach zuvor drei Niederlagen im vierten Anlauf den ersten Punkt der Saison. Und der ist für die Moral vielleicht gar mehr wert als nur ein Zähler.

Stuttgarter Kickers: Castellucci – Moos, Kolbe (46. Zagaria), Polauke (46. Kammerbauer), Guarino – Campagna (46. Dicklhuber), Blank – Loris Maier, Obernosterer – Braig, Berisha.

TSG Backnang: Guttenson – Sadler, Doser, Tichy, Dannhäußer – Geldner, Gleißner, Benkeser (70. Schwemmle) – Tasdelen, Coutroumpas (62. Kalafatis) – Rienhardt (77. Weller).

Tore: 1:0 (38.) Gleißner, 1:1 (46.) Dicklhuber. – Gelb-Rot: Campagna (49.). – Schiedsrichterin: Menzel (Stutensee). – Zuschauer: 2 115.

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