TSG Backnang siegt mit Leidenschaft und Kampfgeist

Dem abstiegsgefährdeten Fußball-Oberligisten aus Backnang gelingt ein Befreiungsschlag, denn die Roten behalten im Kellerduell beim FV Ravensburg nach einem 0:1-Pausenrückstand noch mit 2:1 die Oberhand. Damit klettern die Murrtaler auf dem fünftletzten Tabellenplatz.

TSG Backnang siegt mit Leidenschaft und Kampfgeist

Die beiden Torschützen Marco Rienhardt (vorne) und Mert Tasdelen bejubeln den wichtigen 2:1-Auswärtssieg. Foto: Alexander Hornauer

Von Alexander Hornauer

Ganz wichtiger Auswärtssieg für die Oberliga-Fußballer der TSG Backnang. Sie siegten gestern Abend in einem nervenaufreibenden Kellerduell mit 2:1 beim FV Ravensburg. Die Murrtaler drehten die Partie in der zweiten Halbzeit, Mert Tasdelen und Marco Rienhardt machten die Tore. Der FV drängte in der Schlussphase auf den Ausgleich, aber die TSG-Abwehr räumte einfach alles ab. Die Backnanger verbesserten sich auf den fünftletzten Rang, es besteht damit Hoffnung im Abstiegskampf.

Marc Erdmann, der sportliche Leiter der TSG Backnang, strahlte nach dem Schlusspfiff und rief angesichts der in den Jahren zuvor schmalen Bilanz in Ravensburg: „Dass ich das hier noch erleben darf.“ Wie gegensätzlich die Gemütslage bei den FV-Fußballern war, wurde am Beispiel von Jascha Fiesel deutlich. Der Ravensburger kickte enttäuscht eine Reihe von Gartenstühlen um. „Der Trainer hat die ganze Zeit provoziert“, ärgerte er sich – und dann auch noch gewonnen, Gemeinheit. Es war ein Abend der großen Emotionen, in beide Richtungen.

Die Backnanger verdienten sich den wichtigen Dreier durch unbändigen Kampfgeist und Einsatzwillen, 96 Minuten lang. Dabei lief es in der ersten Halbzeit gegen die Mannschaft von Trainer Mario Klotz. Sie hatte die besseren Torgelegenheiten durch Marco Rienhardt und Mert Tasdelen), den Treffer aber machten die Hausherren: Kapitän Moritz Jeggle setzte sich in der 35. Minute entschlossen durch und schoss zur Führung für die Oberschwaben ein. „Unglücklich, dass wir zur Pause hinten liegen“, fand TSG-Coach Mario Klotz und hätte auch sagen können: zum verrückt werden.

Backnanger drehen innerhalb von acht Minuten die Begegnung

Aber seine Mannschaft kam wild entschlossen zurück. Ravensburg offenbarte Defizite in der Defensive, die Abwehrspieler kamen gegen die flinken TSG-Angreifer nicht schnell genug zurück. Und so war der Ausgleichstreffer in der 48. Minute auch kein Zufall. Mert Tasdelen versuchte es aus rund 20 Metern. „Der Ball wurde irgendwie abgefälscht“, berichtete der 24-Jährige hernach, und das wurde Keeper Haris Mesic zum Verhängnis. Der langte nämlich daneben und der Ball lag anschließend im linken Eck des Tores zum 1:1.

Ravensburg wirkte geschockt und bekam gleich nochmal einen eingeschenkt. Sebastian Gleißner spielte einen Steilpass auf Flavio Santoro. Doch die Kugel lag plötzlich im Lauf von Marco Rienhardt. „Ich habe gar nicht gesehen, wo er herkam“, gestand der beste TSG-Torschütze später. Aber er sah wohl, wo der Ball landete: im gegnerischen Tor. Hochkonzentriert überwand Rienhardt den herausstürzenden FV-Schlussmann Mesic. Das Spiel war gedreht – 2:1.

Was anschließend folgte, war Abstiegskampf pur. Ravensburgs Zuschauer entfachten einen gewaltigen Lärm, peitschten ihr Team nach vorne. Den FV-Spielern aber fehlten Mittel und Wege, um die Backnanger regelmäßig in Nöte zu bringen. Man könnte auch sagen: Die TSG-Verteidigung löste es mit viel Bravour. Einmal musste sich Keeper Marcel Knauß mächtig strecken, einmal rettete die Latte. „Das Glück in diesem Moment hatten wir uns aber verdient, denn zuvor war es ein Foul an Sebastian Gleißner“, urteilte Ex-Verbandliga-Linienrichter und TSG-Vorstandsmitglied Uli Schäufele fachkundig, „und damals war Verbandsliga noch vierte Liga“.

Die Backnanger hätten das Spiel frühzeitig entscheiden können, spielten ihre Gegenstöße aber nicht zielstrebig zu Ende. Bei einem Kopfball von Marco Rienhardt fehlte nicht viel zum vielleicht schon entscheidenden dritten Tor. Dafür nahmen die TSG-Fußballer gekonnt Zeit von der Uhr. Die Quittung gab’s in Form einer sechsminütigen Nachspielzeit. In der spielte sich das Geschehen minutenlang an der gegnerischen Eckfahne ab. Sebastian Gleißner holte einen Einwurf nach dem anderen raus. Dann war endlich Schluss, die Emotionen nahmen ihren Lauf.

TSG-Trainer Mario Klotz meinte: „Das war absoluter Abstiegskampf. Wir haben eine riesige Mentalität und Leidenschaft gezeigt. Und wir wollten das Spiel einfach drehen.“ Die TSG sprang mit dem Dreier auf fünftletzten Rang, jetzt könnte die Runde aus sein, aber sie ist es nicht. „Deshalb müssen wir weiter alles geben. Aber wir sind im Aufwind.“

FV Ravensburg: Mesic – Hörger, Demir (62. Galinec), Jeggle, Fiesel – Lauenroth (57. Schachtschneider), Moritz Strauß (73. Halder), Paul Strauß (31. Samuel Boneberger), Schäch – Stehle, Jona Boneberger.

TSG Backnang: Knauß – Sadler, Tichy, Schwemmle, Dannhäußer – Weiller (71. Mollo), Geldner, Gleißner, Tasdelen (90.+4 Kuchler) – Santoro (88. Coutroumpas), Rienhardt (90.+5 Kalafatis).

Tore: 1:0 (35.) Jeggle, 1:1 (48.) Tasdelen, 1:2 (56.) Rienhardt. – Schiedsrichter: Huthmacher (Sigmaringen). – Zuschauer: 600.