Nach zwei grundverschiedenen Halbzeiten am Ende gleichauf: Die TSG Backnang um Flavio Santoro (rotes Trikot) und der FC Nöttingen um Enes Tubluk. Foto: Alexander Becher
Von Dieter Gall
„Wir hätten zur Pause eigentlich schon mit 4:0 führen müssen“, stellte Pavlos Osipidis nach dem Abpfiff auf dem Kunstrasenplatz in den Etzwiesen fest. In diesen Worten des TSG-Trainers schwang sowohl Lob als auch leise Kritik mit. Zum einen „war das schon überragend, was meine Mannschaft in der ersten Hälfte gezeigt hat“, urteilte der 33-Jährige, der in der Winterpause als Nachfolger von Mario Klotz geholt worden war. Für Co-Trainer Isaak Avramidis, der auch alle Partien im alten Jahr miterlebt hatte, war es sogar „die beste erste Halbzeit von unserem Team in dieser Saison“. Zum anderen haderten die beiden Taktgeber an der Seitenlinie aber damit, dass ihre Schützlinge so viele Chancen versiebt und es damit versäumt hatten, sich ein komfortableres Polster als das 2:0 zu verschaffen. „Wir hätten den Sieg verdient gehabt“, meinte Pavlos Osipidis, als die 90 Minuten mitsamt Nachspielzeit abgelaufen waren und die Gäste aus Nöttingen noch zum 2:2 ausgeglichen hatten.
Das Remis fühlte sich für die Backnanger im ersten Moment also eher wie eine Niederlage an. Insgesamt taugte die Leistung aber als Wiedergutmachung für die enttäuschende Vorstellung bei der 0:2-Niederlage im vorherigen Nachbarschaftsduell in Großaspach. Vom Anpfiff weg war die TSG darum bemüht, sich ihren Fans nach dem leidenschaftslosen Auftritt im Fautenhau wieder von ihrer besten Seite zu präsentieren. Die Roten begannen forsch und hatten bereits nach vier Minuten eine gute Möglichkeit. Flavio Santoro zog aus zehn Metern beherzt ab, scheiterte aber an Yannick Onohiol. Nach dessen Parade landete der Ball vor den Füßen von Gianni Mollo, dessen Schuss ebenfalls zur sicheren Beute des aufmerksamen Nöttinger Torwarts wurde.
Robin Schwemmle sorgt für das 1:0, Flavio Santoro erhöht vom Punkt
Die Hausherren machten weiter Druck. In der 16. Minute hielt Santoro drauf, ein Abwehrspieler fälschte den Ball ab. Die fällige Ecke trat derselbe Akteur. In der Mitte verlängerte Kapitän Julian Geldner mit dem Kopf und Robin Schwemmle hatte keine Mühe, die Kugel aus kurzer Distanz zum 1:0 über die Linie zu drücken. Eine verdiente Führung für die Backnanger, die sich damit jedoch nicht zufriedengaben, sondern auf dem Gaspedal blieben. In der 22. Minute marschierte der gut aufgelegte Santoro alleine auf das Tor der Gäste zu, doch im letzten Moment schob er den Ball am langen Eck vorbei. Es war eine halbe Stunde gespielt, als Mollo im Nöttinger Strafraum unsanft von den Beinen geholt wurde. Ein klarer Fall: Elfmeter. Santoro schnappte sich die Kugel und verwandelte sicher zum 2:0.
Nur drei Minuten später hätte die TSG nachlegen können, eigentlich sogar müssen. Nach einer Kombination über Niklas Benkeser und Flavio Santoro bot sich dem völlig freien Gentian Lekaj die Chance aufs dritte Tor, doch der Winterzugang vergab sie. Das Pech klebte fünf Minuten vor der Pause am Stiefel von Talha Özen, der Backnanger traf aus zehn Metern die Unterkante der Latte. Die Nöttinger, die zuletzt mit dem 3:0-Sieg gegen den Titelaspiranten Villingen noch ein Ausrufezeichen gesetzt hatten, waren mit dem 0:2-Pausenrückstand gut bedient.
Die Gäste kehrten aber wie verwandelt aus der Kabine zurück und profitierten zudem davon, dass die TSG ihrem hohen Aufwand in der ersten Halbzeit Tribut zollte. Der beim FCN eingewechselte Nikolaos Dobros zog in der 48. Minute im Strafraum einfach mal ab und traf seinen Mitspieler Ernesto De Santis im Gesicht. Über diesen Umweg landete der Ball zum 1:2 im Kasten. Eine Minute später hätte Enes Tubluk fast schon ausgeglichen, traf aus kurzer Distanz allerdings nur die Unterkante der Latte.
Nach dem schnellen Ausgleich erlahmt der Nöttinger Tatendrang auch wieder
In der 55. Minute war es dann so weit. Dobros sorgte mit einem Freistoß aus 18 Metern für das 2:2. Den TSG-Fans wurde es mulmig angesichts der starken Vorstellung der Gäste. Der Mut ihrer Mannschaft schien derweil zu schwinden, doch nach dem 2:2 ebbte der Nöttinger Tatendrang zusehends ab. Die Etzwiesenelf bekam die Partie wieder besser in den Griff, ohne sich aber nennenswerte Torchancen zu erarbeiten. Auch die Offensive der Gäste blieb harmlos, weshalb sich beide Teams am Ende mit der Punkteteilung zufriedengeben mussten.
TSG Backnang Caruso – Mahler, Schwemmle, Tichy – Hoffmann (70. Hornek) – Benkeser, Geldner, Mollo (81. Leuze), Özen, Santoro – Lekaj.
FC Nöttingen Onohiol – Marton (90.+2. Hohloch), Trivunic, Zimmermann, Hauser – Kececi – Becker (46. Andric), Tubluk, Torres – Makram Mohamed (46. Dobros), De Santis.
Tore 1:0 (16.) Schwemmle, 2:0 (30./FE) Santoro, 2:1 (48.) De Santis, 2:2 (55.) Dobros. – Schiedsrichter Schätzle (Schönwald). – Zuschauer 220.