TSG Backnang: Zweigleisige Planung ist die einzige Option

Ob die TSG-Fußballer den Oberliga-Verbleib schaffen, entscheidet sich im Extremfall sogar erst nach dem letzten Spieltag. Trotzdem melden die Backnanger vor dem Heimspiel am Samstag gegen Villingen mit Lukas Hornek, dem Kapitän der Großaspacher U 19, bereits den ersten Zugang.

TSG Backnang: Zweigleisige Planung ist die einzige Option

Marc Erdmann (Mitte) muss als Sportlicher Leiter der TSG bereits die neue Saison im Auge haben, egal in welcher Liga. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Mit 25 Punkten belegt die TSG Backnang im Moment den drittletzten Rang. Damit „ist die Lage äußerst kritisch“, betont Marc Erdmann. Diese Einschätzung des Sportlichen Leiters des Fußball-Oberligisten teilen mit Sicherheit alle Beobachter mit Realitätssinn, allerdings gibt es sehr gute, gute, schlechte und sehr schlechte Szenarien. Folgende Varianten mit wenigstens zwei und höchstens sechs Absteigern sind theoretisch möglich, teils aber alles andere als wahrscheinlich.

Der Optimalfall Damit es nur zwei Vereine erwischt und die TSG auch dann gerettet wäre, wenn sie nur den drittletzten Platz verteidigt, müssen zwei Dinge passieren. Einerseits darf keiner der drei Absteiger aus der Regionalliga Südwest aus Baden-Württemberg kommen, andererseits muss der Vizemeister der Oberliga (also vermutlich die SG Sonnenhof Großaspach) in der Relegation den Sprung nach oben schaffen. Ersteres ist durchaus möglich, denn derzeit belegen Koblenz, Trier und Worms die letzten drei Plätze. Davor liegt Kassel, erst dann folgen Freiberg, Aalen und Walldorf. Letzteres entscheidet sich erst nach dem Saisonende und darauf warten zu müssen, würde für Backnang eine lange Zitterpartie bedeuten.

Das Worst-Case-Szenario Das Maximum von sechs Absteigern, die in vielen Tabellen farbig markiert, grau hinterlegt oder durch einen Strich vom Rest des Feldes abgetrennt sind, ist komplett abwegig. Setzt es doch zwingend voraus, dass der Oberliga-Zweite in der Relegation scheitert und zudem alle drei Regionalliga-Absteiger in Baden-Württemberg zu Hause sind. Koblenz und Trier sind aber beinahe abgeschlagen, weshalb auch fünf Absteiger aus der Oberliga als ziemlich unwahrscheinlich gelten.

Wahrscheinliche Varianten Drei Oberligisten erwischt es, wenn der Vizemeister in der Relegation nicht aufsteigt oder wenn ein Vertreter aus dem Ländle aus der Regionalliga runtermuss. Passiert beides, treten vier Klubs den Weg in die Verbandsliga an.

Die Frage, ob die TSG im Sommer ihre vierte Oberliga-Spielzeit in Serie in Angriff nehmen darf oder ob es wie 2019 wieder in die Verbandsliga runtergeht, wird mit letzter Gewissheit also vermutlich erst Ende Mai oder Anfang Juni beantwortet. Daher bleibt Marc Erdmann und seinen Mitstreitern gar nichts anderes als eine zweigleisige Kaderplanung übrig. „Aber mit der festen Überzeugung, dass wir weiterhin in der Oberliga spielen“, sagt Backnangs Sportlicher Leiter.

Man sei auf einem guten Weg, versichert der 51-Jährige und berichtet von „aussichtsreichen Gesprächen“. Die bei Julian Geldner zuletzt darin mündeten, dass er seinen auslaufenden Vertrag bis 2025 verlängerte. Unabhängig von der künftigen Liga, „auch deshalb war das ein so wichtiges Signal“. Denn was für den Kapitän gilt, gilt für alle anderen Spieler erst recht. „Unsere Verträge unterscheiden nicht zwischen Verbands- und Oberliga“, betont Erdmann. Weder bei den jungen noch bei den erfahrenen Akteuren – und auch nicht bei „potenziellen Zugängen, mit denen wir immer wieder Gespräche führen, denn das ist ein permanenter Prozess“. Gilt es doch, den Kader so zu gestalten, dass die TSG für beide Szenarien gerüstet ist und dem Anspruch gerecht wird, den der Sportliche Leiter so formuliert: „Uns ist eine gesunde Mischung aus jungen, hungrigen und erfahrenen, etablierten Spielern wichtig.“

Zur ersten Kategorie gehört der erste Zugang für die neue Runde. Von der U 19 der SG Sonnenhof Großaspach, die Sechster in der A-Junioren-Oberliga ist, kommt Kapitän Lukas Hornek. Dass sich der 18-Jährige bis 2025 bindet, freut Erdmann, denn er passe mit Attributen wie „jung, sehr talentiert, selbstbewusst, ehrgeizig, willensstark und entwicklungsfähig“ ins Anforderungsprofil. Der zentrale Mittelfeldspieler, der in Kirchberg an der Murr wohnt und seit der U 12 für die WFV-Auswahlen spielt, sei zudem zweikampfstark und körperlich sehr robust. Man sei überzeugt, ergänzt Oguzhan Biyik, Erdmanns Partner als Sportlicher Leiter, dass sich das Talent „in unserem sehr familiären, ruhigen Umfeld im Aktivenbereich etablieren und weiterentwickeln wird“.

Die TSG erwartet am Samstag um 14 Uhr einen Gegner im Aufwind

Missverhältnis „Wir haben einen großen Aufwand betrieben und uns viele Torchancen herausgespielt“, sagt Mario Klotz. Vor allem denkt der TSG-Trainer dabei an das 1:1 im Heimspiel gegen den FSV 08 Bietigheim-Bissingen am vergangenen Samstag, bei der vorherigen 1:2-Niederlage beim FC Nöttingen war es aber ähnlich. Weil der Ertrag mit dem einen Pünktchen äußerst überschaubar war, hat sich die Situation im Abstiegskampf noch verschärft und Klotz fordert: „Wir müssen uns das Glück erarbeiten.“ Dazu gehört, die individuellen Fehler abzustellen, die immer wieder zu unnötigen Gegentoren führen, und zugleich die Möglichkeiten, die sich vor des Gegners Tor bieten, weitaus konsequenter zu nutzen. Kurzum: Aufwand und Ertrag sollen künftig besser zusammenpassen.

Kontrahent Mit dem FC 08 Villingen wird am Samstag um 14 Uhr zum zweiten Mal in Folge ein Ex-Verein von Mario Klotz im Etzwiesenstadion erwartet. Während seine Zeit als Co-Trainer in Bissingen erst wenige Monate zurückliegt, stand er beim Klub aus dem Schwarzwald von 2007 bis 2010 unter Vertrag. „Das war meine erfolgreichste Zeit als Spieler“, erzählt der 38-Jährige. In der Oberliga gab es die Plätze 6, 12 und 13, nach dem südbadischen Pokalsieg 2009 war das Erstrundenduell im DFB-Pokal gegen St. Pauli der Höhepunkt. „Wir haben erst in der Verlängerung mit 0:2 verloren“, erinnert sich Klotz an das Spiel vor 9000 Zuschauern, in dem er in der 36. Minute das 1:0 auf dem Fuß hatte. Sein damaliger Trainer Reiner Scheu ist seit zwei Wochen wieder im Amt, seither gab es für das vorher kriselnde Team zwei Kantersiege: Erst das 7:2 in Bissingen, dann das 4:0 gegen Rielasingen-Arlen. „Es ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen, diese Ergebnisse sprechen für sich“, sagt Klotz, der sich auf das Treffen mit seinem Ex-Coach freut: „Wir schätzen uns sehr.“ Ein besonderes Augenmerk muss die TSG auf Villingens Ibrahima Diakité richten, der schon 13 Saisontore erzielt hat. Ihn auszuschalten ist die Grundvoraussetzung, um „die drei Punkte zu holen, die wir ganz dringend brauchen“.

Personal Für Keeper Marcel Knauß kommt die Partie wohl weiterhin zu früh. Für Marius Weller, Michl Bauer und Philipp Zentler sowieso. Große Fragezeichen stehen hinter Christian Weiller (Mandelentzündung) und Vincent Sadler (Wadenprellung).