Turner dürfen ab Oktober an die Geräte

Die Backnanger Drittliga-Turner um ihren Heimkehrer Sebastian Krimmer spekulieren für die anstehende Saison mit der Rückkehr in die Zweite Bundesliga. Die TSG-Riege freut sich darauf, dass es in dieser Saison doch noch zu Wettkämpfen kommt.

Turner dürfen ab Oktober an die Geräte

Freut sich darauf, nach seiner Rückkehr für die TSG an die Geräte gehen zu können: Der ehemalige Nationalturner Sebastian Krimmer. Foto: J. Krimmer

Von Uwe Flegel

Mit seinen nunmehr 30 Jahren lässt es Sebastian Krimmer im Turnen seit geraumer Zeit langsamer angehen. Doch ganz ohne geht es eben auch nicht. Deshalb geht der Olympiastarter, WM- und EM-Teilnehmer nun wieder bei dem Verein an die Geräte, bei dem vor mehr als zwei Jahrzehnten alles begann, bei der TSG Backnang. Nachdem sich der Bronzemedaillengewinner mit der Mannschaft bei der Weltmeisterschaft 2010 in Rotterdam bei seinem Heimatklub schon seit geraumer Zeit als Trainer engagiert, mischt er künftig in der Drittliga-Riege auch wieder als Turner mit. Zwar stand die Saison wegen der Coronapandemie eine Zeit lang durchaus in den Sternen, doch nun sieht es gut aus, dass es ab Anfang Oktober wieder an die Geräte geht und das Team aus dem Murrtal mit dem prominenten Rückkehrer das Ziel zweite Liga in Angriff nehmen kann.

Wer Erfolg haben will, muss was dafür tun. Die TSG-Riege weiß das. „Wir haben die Vorbereitung schon gestartet und schwitzen ordentlich“, erzählt Krimmer. Dreimal pro Woche trainieren er und seine Mitstreiter, um in dieser Drittliga-Saison vielleicht noch ein wenig besser als vergangene Runde zu sein. Da gab es im Achterfeld Rang vier. Diesmal soll es noch ein wenig besser sein. Auch weil mit Straubenhardt II und Kirchheim „die Überteams der Vorsaison nicht mehr dabei sind“, so der Heimkehrer. Eventuell reicht es nach rund eineinhalb Jahrzehnten sogar zur Rückkehr in Liga zwei. Damals zählten Turner wie Heiko Lang, Steffen Sanzenbacher, der blutjunge Sebastian Krimmer und der erfahrene Mark Warbanoff zu den Protagonisten.

Vom Vorjahresteam ist lediglich Uwe Klemm nicht mehr an Bord.

Die beiden Letztgenannten sind auch jetzt noch dabei. Warbanoff als Coach, Krimmer als eine Art Spielertrainer, um fachbegrifflich eine Anleihe bei den Ballsportarten zu nehmen. Ansonsten vertraut Backnang auf die bewährte Truppe. Vom Team der vergangenen Saison fehlt nur Uwe Klemm, dafür sind aus der Landesliga-Riege junge Leute wie Max Blessing und Timo Bauer dazugekommen. Krimmer, der mit dem MTV Stuttgart über zehn Jahre in der Ersten Bundesliga turnte, einmal deutscher Mannschaftsmeister und vergangenes Jahr mit der TG Saar deutscher Vizemeister wurde, sagt: „Wir sind ganz gut aufgestellt.“

Ein Satz, der sowohl für die Qualität wie für die Anzahl an Turnern gilt. Das erste Mal beweisen wollen Krimmer, Jonathan Cocks, Björn Kuhn, Robert Steiner und die anderen das am Samstag, 12. September. „Da machen wir intern einen Testwettkampf“, so der Pauschenpferd-Fünfte und Barren-Achte der Europameisterschaften 2011 in Berlin und 2012 in Montpellier. Sehr wahrscheinlich wird es dabei keine Zuschauer geben. Zum Heimwettkampf Mitte November gegen Unterföhring hofft der Routinier, für den die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London der Höhepunkt seiner sportlichen Laufbahn war: „Wenn es irgendwie geht, wäre es schon klasse, wenn wenigstens ein paar Fans zu den Wettkämpfen in die Halle dürften.“

Ansonsten aber freut er sich, dass es überhaupt eine Saison gibt. Eine, „die trotz aller Umstände sicher schön wird“, wie Krimmer prophezeit und deshalb bereits heiß darauf ist. Denn auch wenn er kürzertreten wollte, geht es für ihn halt ganz ohne Turnwettkampf noch nicht. Zumindest an seinen drei Paradegeräten Pauschenpferd, Barren und Reck wird er versuchen, für Backnang möglichst viele Punkte zu sammeln. Die Chancen dafür sind groß, selbst wenn der 30-Jährige seine Übungen abspeckt. Ob er noch weitere Geräte turnt, das lässt das langjährige Mitglied der deutschen Nationalriege noch offen. „Ich unterstütze das Team dort, wo ich gebraucht werde.“ Sicher ist nur: „Die Ringe fallen für mich weg.“ Zumal sich Krimmer und seine Mitstreiter vorgenommen haben, dass jeder Turner aus dem Kader möglichst mindestens einmal zum Einsatz kommt. Da heißt es gut planen, wenn pro Wettkampf nur zehn Turner mitmischen dürfen und es inklusive Staffelfinale maximal fünf Vergleiche geben kann. Schließlich hat Krimmer nicht umsonst gesagt: „Wir sind ganz gut aufgestellt.“

16 Drittligisten in vier Vierergruppen aufgeteilt und am Ende gibt’s zwei Aufsteiger

Die Deutsche Turnliga organisiert bei den Männern die drei und bei den Frauen die vier obersten Ligen. Die TSG Backnang ist dort mit ihrer Männerriege in der Dritten Liga und mit ihrem Frauenteam in der Regionalliga vertreten. Dort fällt die Saison wegen der Coronapandemie flach. Bei den Männern geht es dagegen an die Geräte. Allerdings in einer verkürzten Saison. In der Dritten Liga werden die 16 Vereine zum Beispiel auf vier Gruppen verteilt. Dabei wird zunächst eine Nord- und eine Südstaffel gebildet, die wiederum jeweils aus einer Gruppe A und Gruppe B bestehen. Die TSG gehört im Süden der Gruppe B an und trifft dort auf den MTV Ludwigsburg, den USC München und den TSV Unterföhring.

Die vier Teams ermitteln zuerst einmal die beiden Erstplatzierten in ihrer Gruppe. Backnang trifft dabei am 10. Oktober auf Ludwigsburg, am 24. Oktober auf den USC München und am 14. November auf Unterföhring. Termin und Ort des Auftakts (Innenstadhalle Ludwigsburg) sind fix. Beim Wettkampf in München werden Halle und der genaue Tag noch festgelegt. Gleiches gilt für das abschließende Duell der TSG in heimischer Halle gegen Unterföhring.

Erreichen die Murrtaler ihr Ziel und belegen in ihrer Gruppe Rang eins oder zwei, dann geht es in einem Überkreuzvergleich mit den beiden Erstplatzierten der Gruppe A um den Einzug ins sogenannte Gruppenfinale. Dort wird dann in einem abschließenden Wettkampf der Aufsteiger aus der Südstaffel in die zweite Liga ermittelt. Der zweite Aufsteiger kommt aus dem Norden.