Für das Frauenhandball-Derby Frisch Auf Göppingen gegen TuS Metzingen sind über 4000 Tickets weg. Liegt das auch am WM-Silber der deutschen Nationalmannschaft?
Zwei WM-Teilnehmerinnen, die in Göppingen aufeinandertreffen: die Japanerin Haruno Sasaki (li.) von Frisch Auf und die Brasilianerin Gabriela Bitolo von den TusSies.
Von Jürgen Frey
Ferenc Rott erinnert sich noch sehr gut an diese beiden ganz besonderen Spiele in Stuttgart. „Das war ein Riesenaufwand für uns, aber wir sind belohnt worden“, sagt der Geschäftsführer der TuS Metzingen beim Blick acht Jahre zurück. Noch immer liegt der Zuschauer-Rekord bei einem Frauenhandball-Bundesligaspiel bei 6157 Besuchern, aufgestellt am 2. Januar 2017 in der Porsche-Arena beim Duell TuS Metzingen gegen TV Nellingen. Ein knappes Jahr später wollten am 30. Dezember 2017 dann immerhin auch 5740 Zuschauer die Partie TuS Metzingen gegen Frisch Auf Göppingen sehen. „Beide Spiele waren ein Erlebnis, eine super Werbung für unsere Sportart und sensationell gut für unser Image“, betont Rott.
An diesem Dienstag (19 Uhr) tritt Rott mit seinem Team auswärts an bei Frisch Auf Göppingen. Und auch in der EWS-Arena werden beim Duell des Bundesliga-Achten (Frisch Auf/ 5:11 Punkte) gegen den Sechsten (Metzingen/10:8 Punkte) über 4000 Zuschauer erwartet.
„Das zeigt uns, dass der Frauenhandball in der Handball-Hauptstadt Göppingen etwas ganz Spezielles ist und von der ganzen Region angenommen wird“, freut sich Frisch-Auf-Geschäftsführer Claus Mai. Mit einem Schnitt von 2350 Zuschauern war sein Team in der vergangenen Saison Zuschauerkrösus in der Frauen-Bundesliga und auch sportartenübergreifend im weiblichen Indoor-Bereich ganz vorne dabei.
Dass die Spieltermine um Weihnachten und zwischen den Jahren ganz besonders attraktiv sind und mit eigenen Maßstäben zu messen sind, weiß jeder. So waren auch vor Kurzem beim Metzinger Heimspiel-Doppelpack am 21. Dezember gegen den VfL Oldenburg (1532 Zuschauer) und am 27. Dezember gegen die Sport-Union Neckarsulm (1733 Zuschauer), beide Spiele gewann das Team von Trainerin Miriam Hirsch mit 30:29, jeweils die Sitzplätze in der Tübinger Paul-Horn-Arena ausverkauft. Ob die hervorragende Zuschauerresonanz schon eine Auswirkung der erfolgreichen Heim-WM ist?
Claus Mai glaubt, dass in der Silbermedaille des deutschen Teams Glanz steckt, der auf die Liga ausstrahlt: „Das ist das i-Tüpfelchen und gibt einen zusätzlichen Schub für die aktuell starke Zuschauerresonanz.“ Sein Geschäftsführerkollege Rott nimmt den Rückenwind durch die furiosen WM-Auftritte ebenfalls wahr, gibt sich aber vorsichtig: „Um es richtig einzuschätzen, ob es nachhaltig ist, muss man noch abwarten.“ Doch fest steht für ihn: „Diese WM hat neue Stars geboren. Und nur über Gesichter und über Persönlichkeiten erreicht man die breite Öffentlichkeit außerhalb der Handball-Blase.“
„Frauenhandball muss sichtbar bleiben“
Dazu trugen die TV-Liveübertragungen ab dem Viertelfinale bei. Im Halbfinale und im Endspiel schauten in der ARD 3,09 Millionen respektive 5,79 Millionen Menschen (Marktanteil 31 Prozent) zu. Die anstrengende Diskussion über die Übertragung der Turniere im frei empfangbaren Fernsehen wird zumindest in den nächsten Jahren verstummen.
Denn die Free-TV-Rechte für die nächsten drei Europameisterschaften 2026, 2028 und 2030 haben sich die Öffentlich-Rechtlichen gesichert und die Free-TV-Rechte für die nächsten drei Weltmeisterschaften 2027, 2029 und 2031 der Medienkonzern Pro Sieben Sat 1. „Der Frauenhandball muss dauerhaft sichtbar bleiben, sonst flacht das Ganze wieder ab“, ist sich Rott sicher.
Eine aktuelle deutsche Nationalspielerin würde Frisch Auf und Metzingen sicher guttun. Bei der vergangenen WM schaffte es keine aus einem der beiden Clubs in den Kader von Bundestrainer Markus Gaugisch. Doch Frisch-Auf-Spielmacherin Haruno Sasaki spielte auf der großen WM-Bühne für Japan, von den TusSies konnten gleich vier Spielerinnen für ihr Heimatland bei den Titelkämpfen dabei sein: Santina Sabatnig, Klara Schlegel (beide Österreich), Gabriela Bitolo (Brasilien) und Charlotte Cholevova (Tschechien).
Sie alle freuen sich auf die große Kulisse am Dienstagabend in Göppingen.