UN: Wachsende Gefahr der Korruption im Sport durch Wetten

dpa Wien. Das Wettfieber grassiert weltweit. Es wird auf fast jedes einzelne Ereignis während eines Spiels oder Wettkampfes getippt. Die Branche ist eine Zig-Milliarden-Industrie. Das hat Folgen für den Sport.

UN: Wachsende Gefahr der Korruption im Sport durch Wetten

Bei Pferderennen sind Wetten schon länger üblich. Foto: David Davies/PA Wire/dpa

Durch die wachsende Bedeutung von Wetten ist der Sport nach Einschätzung der Vereinten Nationen mehr denn je der Gefahr von Manipulation ausgesetzt.

Es bestünden nationale wie internationale Netzwerke, „um durch Bestechung, Nötigung und Bedrohung von Schiedsrichtern, Spielern und Vereinsfunktionären Wettbewerbe zu manipulieren“, heißt es in einer Studie der UN-Behörde zur Bekämpfung der Kriminalität (UNODC). Die Zahl von Verdachtsfällen habe in den vergangenen zwanzig Jahren deutlich zugenommen - „kein Land, keine Disziplin und kein Spielniveau“ sei verschont, heißt es in dem am Donnerstag in Wien veröffentlichten Bericht weiter.

Die Entwicklung werde verstärkt durch den Umstand, dass kriminelle Organisationen das Wettgeschäft zur Geldwäsche nutzten. Nach Schätzungen würden bis zu 140 Milliarden Dollar jedes Jahr durch Sportwetten wieder in den legalen Geldkreislauf eingespeist, so die Behörde. „Angesichts des Ausmaßes der illegalen Wettumsätze ist die Industrie hochattraktiv für transnationale kriminelle Gruppen, um Geld zu waschen.“ Beliebte Ziele für Wettmanipulationen seien Fußballspiele gerade auch in unterklassigen Ligen.

Viele illegale Wetten

Rund 80 Prozent der Sport- und Rennwetten weltweit gelten laut UNODC als illegal. Sie würden über Wettplattformen betrieben, die keine Lizenzen besäßen oder das Wettprodukt selbst sei illegal. Allein auf dem legalen Wettmarkt seien 2020 rund 40 Milliarden Dollar umgesetzt worden, knapp die Hälfte davon in Asien, gefolgt von Europa und Nordamerika. Der Online-Wettmarkt wachse unter anderem wegen des einfachen Zugangs zu Glücksspielen, seiner gesellschaftlichen Anerkennung und prominenter Werbefiguren, heißt es in dem UN-Bericht zur Korruption im Sport.

Ein besonderes Augenmerk verdienten die virtuellen Wettkämpfe im E-Sport. E-Sport werde im Gegensatz zu traditionellen Sportarten nicht durch eine Non-Profit-Organisation reguliert, sondern seine Merkmale lägen in der Hand der Hersteller von Computerspielen, so die UNODC. Die Zahl der Zuseher bei diesen Wettkämpfen habe sich seit 2016 auf nun fast 560 Millionen verdoppelt. Angesichts dieser Umstände ist der Wettkampf unter Computerspielern laut UN in doppelter Hinsicht anfällig für Korruption: Durch die bewusste Manipulation der Leistung des Spielers oder durch „digitales Betrügen“ mit Hilfe der Software.

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