Veränderter Kader und andere Ligastruktur

Judofrauen der TSG Backnang treffen in der Süd-Staffel nur noch auf drei gegnerische Mannschaften – Auftakt ist beim JSV Speyer

Am Samstag beginnt die neue Erstliga-Saison im Judo. Mit dabei ist auch wieder das Team der TSG Backnang. Das Saisonziel des Titelverteidigers ist in diesem Jahr klar die Finalrundenteilnahme. Mit einem veränderten Kader und einer anderen Ligastruktur wird dies aber vielleicht schwerer als jemals zuvor, wie Trainer Jens Holderle vermutet: „Es wird spannend. Es darf sich niemand einen Patzer erlauben.“

Veränderter Kader und andere Ligastruktur

Antoinette Hennink (links) möchte mit der TSG Backnang auch in der neuen Saison wieder Siege bejubeln. Foto: A. Becher

Von Katharina Klein

Die Herausforderungen: Es ähnelt einer kleinen Revolution, was in der Ersten Judo-Bundesliga passiert ist. Der prestigeträchtige TSV Großhadern zog seine Mannschaft aus der Liga zurück. Genauso wie der KSV Esslingen. Der JC Wiesbaden hat zudem in die Nord-Gruppe gewechselt. Die Folgen für die verbliebenen vier Teams in der Süd-Gruppe sind einschneidend. In nur drei Kampftagen müssen die drei Mannschaften gefunden werden, die in die Finalrunde einziehen. Der viertplatzierte und damit letzte Verein verliert deshalb womöglich im doppelten Sinne – zum einen die Chance auf die Titelkämpfe, zum anderen droht eventuell auch der Abstieg. Wie genau der Verband mit dieser Situation verfahren wird, ist noch nicht beschlossene Sache. Sicher ist aber schon jetzt: „Es wird sehr spannend. Es darf sich niemand einen Patzer erlauben, sonst ist die Endrunde in Gefahr“, sagt der Backnanger Trainer Jens Holderle klar.

Am kommenden Samstag geht es für ihn und seine Sportlerinnen auswärts gegen den JSV Speyer los. Die Rheinland-Pfälzerinnen sind so gut wie jedes Jahr Titelkandidatinnen und deshalb erfahrungsgemäß starke Gegnerinnen. „Ich stelle mich auf eine spannende Begegnung ein. Ich denke, es wird eng“, lässt Holderle durchblicken. Am 27. April kommt es zum ersten Heimwettkampf gegen den VfL Sindelfingen. „Sie sind für mich eine schwer einzuschätzende Mannschaft. Sie können überraschen, weil sie gute junge Leute auf der Liste haben“, mutmaßt der Coach. Am 8. Juni folgt dann bereits der vielleicht alles entscheidende Kampftag. Wieder daheim empfängt die TSG den BC Karlsruhe. „Hier gilt dasselbe wie bei Sindelfingen. Normalerweise müssten wir sie schlagen, aber es bleibt abzuwarten, wie gut wir an dem Tag dastehen“, lässt Holderle durchblicken. Denn im vorolympischen Jahr wird er unweigerlich mit personellen Problemen zu kämpfen haben.

Alte Probleme: Backnangs Kader ist stark. Dies ist jedoch zugleich eine potenzielle Schwäche für den zweimaligen deutschen Meister. „Es ist schwierig, zum jetzigen Zeitpunkt eine Prognose abzugeben, weil ich nicht weiß, wie gut wir besetzt sein werden“, sagt Holderle deutlich. Es ist das Jahr vor den Olympischen Spielen. Viele seiner Spitzenkämpferinnen sind Nationalkader-Athletinnen. Dies bedeutet für die TSG, dass sie bestenfalls nur die zweite Geige bei diesen Topleuten spielen. „Jeder ist am Punktesammeln wie blöd“, sagte TSG-Vorzeigejudoka Katharina Menz schon vor einigen Wochen in Hinblick auf das vor ihr liegende Jahr. Auslandseinsätze auf Grand Slams, Grand Prix und European Cups haben Vorrang. So werden unter anderem Menz sowie Martyna Trajdos, Luise Malzahn, Ana-Maria Wagner und die ausländischen Starterinnen der TSG, die auf ein Olympia-Ticket hoffen, vermutlich nicht so oft bei den Bundesliga-Kämpfen zur Verfügung stehen. Beim Auftakt am Samstag bekommt Holderle dies direkt zu spüren: „Es ist eine ganze Batterie in Japan beim Trainingslager. Am Kampftag gegen Karlsruhe findet ein deutsch-französischer Lehrgang der Nationalmannschaft statt, deshalb werden wir auch da nicht auf alle zurückgreifen können.“ Ein Glück, dass der TSG-Trainer den Rückzug von Großhadern und Esslingen nutzte, um die Backnanger Kaderliste zu verstärken, sodass der Mannschaft dennoch nicht die Schlagkraft fehlen wird.

Frischer Wind: „Es war viel Bewegung auf dem Transfermarkt“, beschreibt Holderle die letzten Wochen vor der Abgabe der Kaderlisten. Nach dem Rückzug des TSV Großhadern und KSV Esslingen aus der Bundesliga suchten einige Athletinnen eine neue kämpferische Heimat. Holderle gelang es, ein paar Hochkaräter an Land zu ziehen. Die Topkämpferinnen Amelie Stoll (Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm), Michele Hürzeler (bis 63) und Lisa Dollinger (bis 78) fanden so zum Beispiel den Weg von der Isar an die Murr. Mit der Britin Lubjana Piovesana (bis 63), der Polin Daria Pogorzelec (bis 70) und der Portugiesin Patricia Sampaio (bis 70) stoßen auch neue internationale Kämpferinnen zum Team. Abschied nehmen musste Holderle dafür von einigen Stammkämpferinnen. Die Eigengewächse Alessa Sommer und Lea Schneider gaben beide ihren Platz aus privaten Gründen auf. Auch Romy Tarangul wird künftig nicht mehr für die TSG auflaufen, ebenfalls aufgrund anderer Lebensumstände: „Romy war eine Stammkämpferin, die immer da war. Wir werden sehen, wie es ohne sie wird“, bedauert der Trainer. Pauline Wulff und Sappho Özge Coban zog es indes zu ihren Heimatvereinen JC Leipzig und BC Karlsruhe in die Zweite und Erste Liga.

Die TSG-Begegnungen im Überblick: JSV Speyer – TSG Backnang (16. März), TSG Backnang – VfL Sindelfingen (27. April), TSG Backnang – BC Karlsruhe (8. Juni). – Meisterschaftstipp von Jens Holderle: JC Wiesbaden oder JSV Speyer.