Verschoben und nicht aufgehoben

Der für kommenden Sonntag geplante Backnanger Citytriathlon fällt zunächst aus und soll nun im Spätsommer stattfinden

„Wir haben für den Citytriathlon erst einmal die Reißleine gezogen“, sagt Thomas Hartmann schweren Herzens. Doch das Aus für die am kommenden Sonntag geplante Großveranstaltung ist keine endgültige Absage. Ausrichter TC Backnang hat Sonntag, 6. September, als neuen Termin für die neunte Auflage des Ausdauerwettkampfs in der Innenstadt der Murr-Metropole im Visier.

Verschoben und nicht aufgehoben

Thomas Hartmann und der TC Backnang müssen sich noch gedulden, bis sie erfolgreiche Sportler im Ziel des Backnanger Citytriathlons auf der Bleichwiese begrüßen können. Der für kommenden Sonntag geplante Wettkampf wurde abgesagt und auf den 6. September verschoben. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Triathleten sind normalerweise nicht so einfach zu stoppen. Gegen das Coronavirus und seine Folgen sind aber auch die zähesten Männer und Frauen machtlos. Erst recht, wenn Großveranstaltungen verboten sind. Und dazu zählt der Backnanger Citytriathlon definitiv, gehen dort doch regelmäßig mehrere Hundert Teilnehmer an den Start. Hartmann hofft, dass das auch dieses Jahr so sein wird. Dann jedoch nicht wie ursprünglich angedacht im Frühjahr, sondern im Spätsommer. „Nach den neuesten gesetzlichen Änderungen sieht es für den 6. September gut aus“, ist Hartmann für den zweiten Versuch zuversichtlich. 100-prozentig sicher kann er sich selbstverständlich nicht sein. Dazu ist die Entwicklung zu dynamisch. Zudem: „Die Gesundheit aller steht an erster Stelle.“

Noch hat der Ausrichter etwas mehr als vier Monate bis zum zweiten Versuch

Nicht ganz viereinhalb Monate sind es noch bis zum neuen Termin. Die Macher des TCB machen sich aber schon jetzt Gedanken, was sie tun könnten, damit der zweite Versuch dann klappt. „Vielleicht werden wir die Wechselzone auf der Bleichwiese nicht so eng wie sonst bestücken“, nennt Hartmann ein Detail, wenn es nach der zweiten Disziplin, den 20 Kilometern auf dem Rad, zum abschließenden Fünf-Kilometer-Lauf geht. Bereits einige Zeit davor haben alle Athleten bereits ihre 500 Meter im Freibad geschwommen. Geht das in Coronazeiten überhaupt? „Das Virus wird in Schwimmbädern offenbar nicht übers Wasser übertragen“, weiß Hartmann und wird in der Aussage von einer Veröffentlichung der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen bestätigt. Die besagt, dass alle bislang vorliegenden Erkenntnisse darauf hindeuten, dass die Viren durch das Chlor sicher abgetötet werden. Und weil beim Backnanger Triathlon nicht miteinander, sondern mit einem zeitlichen Abstand von 15 Sekunden pro Starter ins Wasser gehüpft wird, scheint auch die Auflage des Kontaktverbots eingehalten werden zu können. Wenn das Schwimmen trotzdem nicht geht, „dann ist auch ein Duathlon möglich“, sagt Hartmann und erinnert an die Jahre von 2004 bis 2009, als am Murrufer die deutschen Duathlonmeister gekürt wurden. Zu denjenigen zählte auch Normann Stadler, der am 2. Mai 2004 die erste DM auf der Bleichwiese und ein halbes Jahr später den Ironman auf Hawaii gewann. Die 10 Kilometer Laufen, 40 Kilometer Radfahren und noch einmal 5 Kilometer Laufen in und um die Backnanger Innenstadt waren für den gebürtigen Wertheimer eine Art erster Aufgalopp auf dem Weg zum ersten von seinen zwei Ironman-Weltmeisterschaftstiteln.

Der Wettstreit der Ausdauersportler hat auf der Bleichwiese deshalb durchaus eine gute Tradition, auch wenn der TC Backnang mittlerweile seit 2012 einen Triathlon veranstaltet. Einen, der sich großer Beliebtheit erfreut. „Wir hatten schon 200 Anmeldungen“, erklärt Thomas Hartmann. Dabei haben er und seine Mitstreiter vom Verein die Online-Anmeldung bereits vor einiger Zeit ausgesetzt, nachdem die ersten Sportveranstaltungen auf der Kippe standen. Nun hofft er, dass möglichst viele von denen, die am Sonntag starten wollten, auch am 6. September dabei sind. Er weiß aber, dass das wohl nicht jeder kann und will. Deshalb sagt er: „Wer im September nicht kann, bekommt den Großteil seines Startgelds zurück, sofern er es will.“ In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass 35 von den bezahlten 39 Euro zurückerstattet werden und nur eine kleine Bearbeitungsgebühr einbehalten wird.

Die Großveranstaltung ist für den TC Backnang eine wichtige Einnahmequelle

Ein Vorgehen, das auch dann zum Tragen kommt, falls aus dem neuen Termin im Spätsommer nichts wird. Wobei Hartmann schmunzelnd hinzufügt: „Wer nicht starten kann, darf auf die Rückerstattung auch gerne verzichten und mit dem Betrag unseren Verein unterstützen.“ Schließlich ist der Citytriathlon für den TCB eine wichtige Einnahmequelle, „mit deren Hilfe wir unseren Sportbetrieb finanzieren“, erklärt der stellvertretende Vorsitzende und nennt Beispiele: „Von dem Geld finanzieren wir die Zuschüsse für unsere Übungsleiter oder für die Kleidung.“ Fällt die Großveranstaltung aus, dann „kann es sein, dass die Eigenanteile der Athleten und auch andere Beiträge steigen“. Positiv ist für den Ausrichter, „dass ein Großteil der Sponsoren seine weitere Unterstützung zugesagt hat“, freut sich der Sprecher des Klubs.

Doch wie schon erwähnt: Hartmann und seine Mitstreiter sind zuversichtlich, dass es im zweiten Anlauf klappt. Wohl wissend, „dass wir im September wegen der Terminverlegung und auch der derzeit etwas eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten eine wohl ein wenig geringere Starterzahl haben werden. Doch das ist zweitrangig. Wir wollen für die Sportler einfach etwas anbieten können.“

Für den Nachwuchs wird es dann womöglich sogar ein wenig mehr sein. War beim bisherigen April-Termin für die Kinder und Jugendlichen im Rahmen des TriKids-Cups Rems-Murr nur ein Swim and Run geplant, so ist nun ein kompletter Triathlon mit entsprechend altersgerechten Strecken angedacht. Das jedoch nur, wenn Backnangs zähe Männer und Frauen nicht noch ein zweites Mal die Reißleine ziehen müssen.

Info

Die Online-Anmeldung für den Citytriathlon bleibt vorläufig ausgesetzt. „Wir wollen erst noch ein wenig mehr Klarheit haben, was erlaubt wird, und müssen auch noch ein paar bürokratische Dinge regeln“, so Thomas Hartmann.

Die Veranstaltung in Backnang hat im Gegensatz zu anderen Triathlonwettkämpfen eine Besonderheit. Beim TCB erfolgt das Schwimmen separat. Wenn die 500 Meter im Freibad von allen bewältigt sind, folgt eine Pause und dann Teil zwei. Auf der Bleichwiese gehen die Athleten mit einem Jagdstart (die sogenannte Gundersen-Methode) auf den Radkurs. Das heißt, dass der schnellste Schwimmer als Erster auf die Strecke darf. Nach ihm kommen die Konkurrenten, die sich je nach Schwimmzeit mit einem entsprechend großen Rückstand auf die Verfolgung machen. Dabei sind vier Runden auf dem Rad (insgesamt 20 Kilometer) sowie zwei Runden zu Fuß (jeweils 2,5 Kilometer) durch die Backnanger Innenstadt zu bewältigen. Start, Ziel und Wechselzone befinden sich auf der Bleichwiese.

Weitere Informationen rund um den neunten Backnanger Citytriathlon gibt es unter www.citytriathlonbacknang.de.