Videobeweis defekt: Eklat in afrikanischer Champions League

dpa Tunis. In Deutschland ist der Videobeweis immer wieder ein Streitthema. In Afrika führte er nun zu einem Skandal. Weil die Technik nicht funktionierte, wurde das wichtigste Finale im afrikanischen Vereins-Fußball abgebrochen. Danach kam es zu Tumulten.

Videobeweis defekt: Eklat in afrikanischer Champions League

Wydad Casablanca weigerte sich zu spielen, nachdem der Videobeweis bei ihrem Ausgleichstreffer nicht funktionierte. Foto: Christian Charisius

Ein defekter Videobeweis hat beim Finale der afrikanischen Champions League zu einem Eklat geführt und in Marokko massive Wut ausgelöst.

Das Rückspiel zwischen Gastgeber Esperance Tunis und dem marokkanischen Team Wydad Casablanca wurde in der 59. Minute beim Stand von 1:0 für das Heimteam wegen eines Streits über ein angebliches Abseitstor mehr als eine Stunde unterbrochen. Der Referee beendete die Partie schließlich, ohne dass sie wieder angepfiffen wurde. Damit gewann Vorjahressieger Tunis nach dem 1:1 im Hinspiel zum vierten Mal Afrikas wichtigsten Vereinstitel. Marokkanische Medien sprachen von einer „Farce“.

In der 59. Minute hatten die Gäste durch Walid El Karti den 1:1-Ausgleich erzielt. Allerdings erkannte Schiedsrichter Bakary Gassama aus Gambia den Treffer wegen einer angeblichen Abseitsstellung nicht an, wie der arabische Sportsender Beinsports berichtete.

Casablanca wollte die Entscheidung per Videobeweis überprüfen lassen. Doch wegen eines technischen Defekts konnte der Videoschiedsrichter nicht aktiv werden. Daraufhin weigerte sich Wydad, die Partie fortzusetzen. Von den Tribünen warfen die erbosten Zuschauer Plastikflaschen auf die Gäste-Spieler und das Trainerteam. Gassama pfiff das Finale vor 60.000 Zuschauern schließlich ab.

In den Katakomben kam es anschließend zu tumultartigen Szenen, wie auf einem Video in den sozialen Medien zu sehen war. Der afrikanische Fußballverband CAF will sich am Dienstag in einer außerordentlichen Sitzung mit dem Fall befassen.

Der Kapitän von Esperance, Khalil Chemmam, sagte Beinsports, der Schiedsrichter habe beiden Spielführern vor dem Anpfiff mitgeteilt, dass der Videoschiedsrichter nicht funktioniere. Er habe zudem gefragt, ob die Teams bereit seien, trotzdem zu spielen. Beide Kapitäne hätten zugestimmt, erklärte Chemmam. Wydads Spieler hätten später gesagt, dass ihr Spielführer weder Französisch noch Englisch verstanden habe.

Spieler und Fans des marokkanischen Teams zeigten sich nach dem Spiel wütend. Die Nachrichtenseite Hespress titelte, Tunis haben den Titel nur durch einen „Fußballskandal“ auf Kosten Wydads gewonnen. Casablancas Vereinschef Said Naciri war außer sicher und beschuldigte die CAF. „Wenn sie den Pokal irgendeiner Seite schenken wollen, dann sollte das nicht auf diese Weise geschehen“, wetterte er.

Der Club will jetzt den Weltverband FIFA und den Internationalen Sportgerichtshof CAS anrufen. Zugleich dementierte Naciri, dass sein Verein über den Defekt der Videotechnik informiert worden sei.

Bereits im Hinspiel hatte der Schiedsrichter mit zweifelhaften Entscheidungen für Aufruhr gesorgt. Beim 1:1 soll der Ägypter Gehad Grisha den Marokkanern ein reguläres Tor und einen klaren Elfmeter verweigert haben. Grisha wurde daraufhin wegen einer „schwachen Leistung“ vom afrikanischen Verband für sechs Monate gesperrt.

„Was dort passiert ist, könnte negative Auswirkungen auf die Reputation des afrikanischen Fußballs haben. Afrika lebt ohnehin bereits isoliert auf dieser Welt“, twitterte der ehemalige ägyptische Nationaltorhüter Essam El-Hadary.