Viel Aufwand aber nur zum Teil ein Ertrag

Für Aspachs Drittligafußballer gibt’s gegen Rostock das vierte 0:0 in Folge und die Frage, ob das Punkteglas zur Hälfte voll oder leer ist

„Mir fehlen mittlerweile die Worte.“ SG- Innenverteidiger und Kapitän Julian Leist wusste nach dem Heimspiel nicht so recht, wie er das 0:0 gegen Hansa Rostock bewerten sollte. Ein Teilerfolg gegen einen Aufstiegsfavoriten der Dritten Liga ist gut, doch schon das vierte Mal in Folge waren Großaspachs Fußballer ohne Torerfolg geblieben. Irgendwie verblasste da der Fakt, dass die Fautenhau-Elf nun seit sieben Spielen ohne Niederlage ist.

Viel Aufwand aber nur zum Teil ein Ertrag

Fragten sich nach dem fünften Teilerfolg in Folge erneut, ob das Glas nun halb voll oder halb leer ist: Sascha Hildmann und Julian Leist.Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Die Szene zehn Minuten vor Schluss war symptomatisch für die Situation des schwäbischen Drittligisten. Gerade eben hatte Trainer Sascha Hildmann Kai Gehring ins Spiel gebracht. Doch der 1,93 Mann reihte sich nicht hinten in die Dreierkette ein, sondern eilte ins Sturmzentrum. „Ich habe gehofft, dass Kai mit seiner Kraft, seinem Willen und seiner Wucht noch mal was reißt“, erklärte der Coach. Deutlich wurde damit aber auch, wo es bei den Schwaben gerade klemmt. Hinten passt es so gut, dass mittlerweile sogar eine Stammkraft wie Kai Gehring um seinen Platz kämpfen muss. Vorne ist es dagegen arg dünn. Erst recht, seit Routinier Timo Röttger verletzt ist. Gegen Rostock zum Beispiel war der Mann, der eigentlich Spezialist fürs Toreverhindern ist, nach Mike Owusu und Philipp Hercher bereits der dritte Kicker, der im Sturmzentrum ran durfte. Ergebnis aller Versuche: Die Null blieb stehen und das Paradoxum, dass Großaspach in Liga drei derzeit zwei Rekorde hält: Mit fünf Gegentreffern weist die SG die beste Defensive auf und mit nur sechs Torerfolgen die schwächste Offensive.

Dabei fehlt es nicht unbedingt an Möglichkeiten. Fünf, sechs Chancen hatte die Fautenhau-Elf auch gegen den Aufstiegsaspiranten von der Ostseeküste. Genutzt wurde keine. Dass es bei der Elf aus dem hohen Norden auf der anderen Seite nicht anders aussah, brachte den Hausherren nicht viel. Am Ende war’s ein gerechtes Unentschieden. Zum fünften Mal nacheinander und einmal mehr zu Leists Unverständnis: „Wir haben doch die Chancen, aber es ist wie verhext. Der Ball will einfach nicht ins Tor.“ Und geschenkt gab es vom Gegner nur Komplimente. Hansa-Trainer Pavel Dotchev zum Beispiel war „mit dem Punkt zufrieden“, obwohl er seine Elf auf dem Weg zum erklärten Saisonziel zweite Liga nicht groß weiter brachte. Der Coach der Gäste lobte zudem: „Großaspach verteidigt sehr gut und hat mit Baku sowie Hercher vorne schnelle Leute, da mussten wir aufpassen.“ Wobei das Rostock in der ersten Halbzeit besser als im zweiten Durchgang gelang. Da waren die Hausherren dichter dran am Dreier. Dafür hatte Hildmann die Leistung seiner Elf vor der Pause nicht ganz gefallen: „Wir hatten zu viel Respekt, standen etwas zu tief und waren im Spielaufbau und beim letzten Ball ab und an zu schlampig.“

Am Ende stand deshalb erneut die Erkenntnis: „Wir belohnen uns derzeit nicht für den Aufwand, den wir betreiben.“ Wobei das halt nur zum Teil gilt, denn in der Arbeit nach hinten passt fast alles und fußballerisch sehr viel. Zudem: Besser als die SG Sonnenhof war ja in den vergangenen sieben Partien auch keiner der Kontrahenten. Stellt sich die Frage: Ist das SG-Glas nun halb voll, oder halb leer. Julian Leist weiß es mittlerweile offensichtlich nicht mehr so richtig: „Ich bin auf der Suche nach einer Erklärung.“ Fakt ist für Aspachs Kapitän auf jeden Fall: „Mit den Unentschieden trippeln wir auf der Stelle.“ In Zahlen ausgedrückt: Derzeit nimmt Aspach in der Tabelle Rang 14 ein, obwohl es von acht Spielen nur eine Partie verloren hat. Und das zum Saisonauftakt, beim unnötigen 2:3 in Jena. Allerdings wartet die SG nun auch schon seit fünf Partien auf den zweiten Saisonsieg. Das soll sich möglichst rasch ändern, hoffen Hildmann und Leist gemeinsam. Zweitgenannter freut sich deshalb, dass „nun eine englische Woche ansteht und es am Dienstag gleich weiter geht. Vielleicht klappt es bei uns ja in Wiesbaden“.